Review Flying Colors – Third Degree

  • Label: Mascot
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Rock

FLYING COLORS, die Dritte: Für „Third Degree“ hat sich die gecastete Supergroup Zeit gelassen – fünf Jahre sind seit „Second Nature“ vergangen. Das dürfte vor allem am vollen Terminkalender von Neal Morse, Steve Morse und Mike Portnoy gelegen haben. Vielleicht aber auch daran, dass das Projekt nie so richtig abgehoben ist bzw. keine Chance dazu bekam. Es wurde den Hauptbands immer untergeordnet, war immer eine Nebensache.
Dabei hat der melodiestarke Rock mit seinen Ausflügen in den Prog, AOR und Alternative Rock durchaus das Potenzial, eine große Hörerschaft zu erreichen. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Projekten aus dem Prog-Umfeld steht bei den FLYING COLORS immer der Song im Vordergrund. Die technischen Kabinettstückchen werden ihm klar untergeordnet.

Als wolle sich die Band selbst beweisen, dass sie noch da ist, startet die Scheibe hardrockig, direkt und riffbetont. Das hohe Energielevel hält aber nur bis zur Strophe, die das Tempo rausnimmt und vor sich hin groovt. Der Refrain ist dann getragen und eher dem Alternative Rock zuzurechnen, bevor das Quintett im Instrumentalteil zur kraftvollen Eröffnung zurückfindet. „The Loss Inside“ ist ein effektiver Opener, der auf den ersten Blick vital wirkt. Nach mehreren Durchgängen geht das aber leider verloren. Der Song will zugleich Deep Purple und Muse sein, mag sich aber nicht so recht entscheiden. Insbesondere für die Letztgenannten hatten die FLYING COLORS schon immer eine Schwäche, was im zähen „More“ überaus deutlich wird. Die schwächste Nummer der Platte, ohne Spannung und packende Melodien. No more Muse-Songs, please!

Ab „Cadence“ lösen sich die Fesseln: Das Album wird lockerer und luftiger. Die Band spielt gelassener auf, Sänger Casey McPherson klingt natürlicher und unverkrampfter. Midtempo-Nummern und Balladen stehen ihm besser, hier kommt sein Gesang wunderbar zur Geltung. Das zeigt sich vor allem im Indiepop-Tränenzieher „You Are Not Alone“, der ihm wie auf den Leib geschrieben ist.

Die richtig starken Nummern sammeln sich in der Mitte: Allen voran der progressive Zehnminüter „Last Train Home“, der alle Stärken der Band in sich vereint und an dem insbesondere Neal-Morse-Fans ihre Freude haben dürften. Tolle Melodien, gemeinsamer Gesang von Casey und Neal, virtuose Instrumentalparts mit schönem Akustikgitarren-Solo – und ein bisschen Epik. Ebenso hervorragend sind das entspannte „Guardian“ sowie der groovige Fusion-Rocker „Geronimo“, beide angetrieben von Dave LaRues geschmackvoller Bassarbeit. Zwei Songs, die richtig Laune machen. Das gilt auch für das beatleske „Love Letter“. Schön retro und sehr charmant. Zum Ende wird es mit „Crawl“ nochmal proggiger. Ein guter Abschluss, bei dem vor allem der Refrain überzeugt.

Jede Menge unterschiedliche Musik also – das kennen wir schon von den ersten beiden FLYING COLORS-Platten. Nach einem schwachen Einstieg kriegt „Third Degree“ zum Glück schnell die Kurve und kann stellenweise richtig begeistern. Alles in allem ist es überzeugender als der Vorgänger „Second Nature“ und sogar einen Deut ausgewogener und stärker als das Debüt.

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Wertung: 8 / 10

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