Review God Seed – Live At Wacken 2008

  • Label: Indie
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Black Metal

Der Namensrechtsstreit um Gorgoroth dürfte wohl mit der hässlichste (unblutige) Split einer bekannten Black Metal Band gewesen sein, den die Welt bislang miterleben durfte. Monate lang wurde in den Medien, sowie vor Gericht diskutiert, welche der beiden zerstrittenen Parteien nun eher verdient hätte, weiterhin den Namen Gorgototh führen zu dürfen: Der Gründer der Band, Infernus, oder seine ehemaligen Mitmusiker, welche sich seit einigen Alben mehr oder minder alleine für die Kreativarbeit verantwortlich zeigten. Das Ende des Lieds ist bekannt: Infernus gewann, King Ov Hell versuchte zunächst mit Gaahl als GOD SEED weiterzumachen, um nach dessen Rückzug aus der Metal-Szene das geschriebene Album gemeinsam mit Dimmu Borgirs Shagrath unter dem Banner Ov Hell zu veröffentlichen.

Bis zum Rechtsspruch, welcher den Zwist zumindest juristisch beendete, ließen sich Gaahl und King jedoch nicht davon abhalten, ohne Infernus weiterhin als Gorgoroth aufzutreten – und neben einer Tour auch einen großangelegten Headliner-Gig vor 75.000 Fans auf dem Wacken Open Air zu absolvieren.
Dass dieser Auftritt nun natürlich nicht unter dem Namen Gorgoroth veröffentlicht wird, versteht sich von selbst, weshalb man noch einmal den dem gleichnamigen Song vom „Ad Majorem Sathanas Gloriam“-Album entlehnten Titel GOD SEED bemüht. An der Tatsache, dass man es hier mit einem waschechten Gorogoroth-Auftritt zu tun hat, ändert dies freilich wenig.In Anlehnung an die legendäre und mittlerweile auch auf DVD veröffentlichte „Black Mass Krakow“-Show von 2004, wurde auch hier das volle Programm antichristlicher Bühnendekoration aufgefahren: Von Nieten, Blut und Fackeln, über auf Pfähle gespießte Schafsköpfe bis hin zu an Kreuze gebundenen Nackten fehlt es hier an nichts.
Da zur Rezension jedoch leider nur die Audio-CD vorliegt, kann ein direkter Vergleich mit angesprochener DVD an dieser Stelle leider nicht vorgenommen werden.
Zumindest die Audio-CD dieses Events kann jedoch als durchweg gelungen bezeichnet werden, und legt die Vermutung nahe, dass auch die DVD qualitativ hochwertig ist: Vom Sound her räudig genug, um nicht steril, zugleich jedoch transparent genug, um nicht matschig zu klingen, repräsentiert die Show perfekt die Gaahl/King-Version von Gorgoroth. Unterstützt von einer erlesenen Schar von Sessionmusikern, bestehend aus Teloch (Nunfuckritual, Nidingir), Ice Dale (Enslaved, Audrey Horne) und Schlagzeug-Legende Nick Barker (Ancient, Lock Up), bietet das Duo hier ein Best-Of-Set der beiden von ihnen geschriebenen Gorgoroth-Alben „Twilight Of The Idols“ und „Ad Majorem Sathanas Gloriam“ dar.
Und damit dürfte man den Knackpunkt dieser Veröffentlichung eigentlich schon angesprochen haben: Ist das Werk damit für Fans der „echten“ Gorgoroth, beziehungsweise deren Frühwerke, absolut uninteressant, kommt hier eigentlich nur auf seine Kosten, wer genau diese Werke verehrt, beschränkt sich die Setlist doch zu einhundert Prozent auf Material dieser beiden Alben.

Für Fans dieser CDs ist „Live At Wacken 2008“ damit quasi ein Pflichtkauf – alle „truen“ und Infernus-loyalen Fans hingegen werden hier wohl nur die Nase rümpfen. Dass die CD durch den guten Sound sowie Gaahls bis zur letzten Minute konsequent durchgezogenen kompletten Verzicht auf Ansagen oder anderweitige Kommunikation mit dem Publikum bisweilen etwas das Live-Feeling vermissen lässt, sei an dieser Stelle nur am Rande kritisiert, ist der Kern dieser Veröffentlichung wohl doch die Live-DVD, auf die dieser Kritikpunkt der Natur der Sache entsprechend wohl nicht zutreffen dürfte.

Wertung: 8.5 / 10

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