Review Halls Of Mourning – Embers Into Fire

Kaum ein Jahr ist es her, dass Ruun mit „Insomnia“ das erste Album seines „Melancholic-Black-Metal“-Soloprojekts Antigone’s Fate veröffentlichte – eine Platte von immensem emotionalem Tiefgang mit allenfalls minimalen Schwachpunkten. Gleich zu Beginn des Folgejahres 2019 erblickt nun eine weitere Ein-Mann-Band des deutschen Einzelmusikers das Licht der Welt: HALLS OF MOURNING. Das Debüt „Embers Into Fire“ präsentiert sich gewissermaßen als Hommage an den klassischen, schwedischen Melodic Death Metal der Marke In Flames, Dark Tranquillity und At The Gates, vermengt mit Einflüssen von Be‘lakor, Dissection und Windir. Eine Oldschool-Scheibe im Stil von „The Jester Race“ oder „The Gallery“ sollte man hier dennoch nicht erwarten.

Allzu weit entfernt sich Ruun auf „Embers Into Fire“ von seinem Schaffen in Antigone’s Fate grundsätzlich nicht. Zwar gestalten sich die Songs bei HALLS OF MOURNING deutlich kürzer und schnittiger, doch die abwechslungsreichen Vocals, die stets tief melancholischen Gitarrenläufe und die zwischendurch eingestreuten Piano- und Keyboardarrangements sollten jenen, die „Insomnia“ bereits gehört haben, schon bekannt vorkommen. Seinem eigentlichen Ansinnen, Metal der Göteborger Schule zu kreieren, kommt Ruun mit seinen moderneren und eher wuchtigen Songs in HALLS OF MOURNING somit streng genommen nicht wirklich nach – mögen sich Nummern wie der getragene Titeltrack oder das dynamische, fast siebenminütige Instrumental „Beyond The Freezing Sun“ noch so sehr durch ihren hochmelodischen Klang auszeichnen.

Diese kleine Themenverfehlung ist dem Solomusiker ohne Weiteres nachzusehen, beweist Ruun hier doch einmal mehr sein ausgezeichnetes Gespür für packendes, gefühlsgeladenes Songwriting. Dass „Embers Into Fire“ unglücklicherweise dennoch schwer enttäuscht, liegt keineswegs an den verarbeiteten Ideen, sondern an ihrer dürftigen Umsetzung. Die an sich erfreuliche, größere Vielfalt der zum Einsatz kommenden Gesangsstile, die kernige Screams, Growls und mal gepressten, dann wiederum sanften Klargesang umfassen, nimmt den Vocals beispielsweise viel von dem eigentümlichen Charakter, den sie auf „Insomnia“ an sich hatten.

Dies sowie die Tatsache, dass die Übergänge zwischen unterschiedlichen Passagen wie etwa dem Keyboard-Intro „Dead Stars Fading“ und „Greyclouded Skies“ oft ziemlich unbeholfen klingen, wäre wohl noch gut verkraftbar – nicht so hingegen die Produktion. Ganz besonders hinsichtlich Gesang und Schlagzeug macht HALLS OF MOURNING in dem seltsam gedämpften, plumpen und künstlich klingenden Sound keine gute Figur.

Schon bei Antigone’s Fate konnte Ruun in puncto Klangqualität nicht das Optimum aus seinen herausragenden Arrangements herausholen. Mit dem kaum länger als eine halbe Stunde laufenden „Embers Into Fire“ legt HALLS OF MOURNING diesbezüglich jedoch nochmal eine Schippe drauf. An den übrigen Kleinigkeiten, wie etwa den bisweilen etwas zu überhöhten, kraftlosen Clean-Vocals oder den zu abrupten Richtungsänderungen müsste man sich nicht stören. Der missratene, unausgereifte Sound lässt sich jedoch kaum schönreden, sodass die an sich wieder mal sehr gelungenen Songs leider nur schwer zu genießen sind. HALLS OF MOURNING hat letzten Endes somit bedauerlicherweise noch großen Aufholbedarf.

Wertung: 4 / 10

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5 Kommentare zu “Halls Of Mourning – Embers Into Fire

        1. Hm, also das würde mich schon wundern, da man sowohl bei Antigone’s Fate als auch bei Halls Of Mourning weiß, dass es derselbe Musiker ist und auf beiden FB-Seiten wird auch auf das jeweils andere Projekt verwiesen. Auf die von dir genannte Band hingegen nicht, obwohl die auch ne FB-Seite haben. Da gäbe es dann doch keinen Grund für den Musiker, dieses Projekt von seinen anderen zu trennen.
          Aber ich werde mir das mal anhören. Ich hätte jedenfalls weder bei Antigone’s Fate noch bei Halls Of Mourning Hinweise darauf wahrgenommen, dass der Musiker dahinter bedenkliche politische Ansichten hätte. Auf jeden Fall aber danke für den Hinweis, ich werde dem Ganzen mal auf den Grund gehen.

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