Review Hypocrisy – End Of Disclosure

Vier Jahre ist es schon wieder her, dass die Schweden um Fronter, Gitarrist und Produzenten-Legende Peter Tägtgren, HYPOCRISY, das letzte Mal mit einem Album aufwarteten. „A Taste Of Extreme Divinity“ hieß das Werk, welches vor allem durch den Stilwechsel in Richtung Old-School überraschte. Mit „End Of Disclosure“ steht nun das nächste, mittlerweile 13. Album der Band in den Läden – und wie das Artwork erahnen lässt, wurde erneut eine Kurskorrektur vorgenommen.

Nicht ganz zu Unrecht lenkt der drollige Außerirdische auf dem Cover die Gedanken in Richtung „The Arrival“. Bereits im Opener und Titeltrack werden deutliche Parallelen zum Über-Song „Eraser“ gezogen: Nicht nur der Sound ist wieder deutlich transparenter und filigraner als auf dem wuchtigen „A Taste Of Extreme Divinity“-Output, auch die Songstrukturen und die dadurch kreierte Atmosphäre klingt, als hätten HYPOCRISY hier ein zwischen 2003 und 2005 geschriebenes, verloren geglaubtes Album veröffentlicht.

Das ist, alles in allem, zunächst eine frohe Kunde – zumindest für all jene, die diese Zeit als Karrierehöhepunkt von HYPOCRISY ansehen. Und doch hat diese Entwicklung auch ihre Schattenseiten. Denn der Weg, den Tägtgren und Konsorten 2009 gegangen waren, war eine elegante Finte, um zu verhindern, sich nach dem mächtigen Doppelschlag aus „Arrival“ und „Virus“ zu wiederholen. Genau dieses Risiko nimmt man nun jedoch mit der Rückbesinnung auf diese Schaffensperiode in Kauf. Denn wo „End Of Disclosure“ noch wirklich stark beginnt, flacht die Spannungskurve recht bald merklich ab. Nicht, dass das Material im Mittelteil des Albums schlecht wäre – allein, hier hört man mitunter all zu deutlich heraus, dass Tägtgren sich auf altbewährte Muster verlassen hat. Das Konzept dieser Songs ist nämlich bereits hinlänglich validiert – durch den Erfolg diverser HYPOCRISY-Platten, aber auch durch sein Elektronic-Metal-Projekt Pain: „44 Double Zero“ beispielsweise hätte mit geringfügigen Arrangementänderungen ebenso gut als Pain-Song auf die Reise geschickt werden können. Erst Gegen Ende drehen HYPOCRISY noch einmal auf und zeigen eindrucksvoll, was die Band ausmacht: Griffige Melodien nämlich, groovende Riffs und vielseitige Growls, die ihresgleichen suchen.

Peter Tägtgren veröffentlicht hier neun Songs, die – man höre und staune – überdeutlich seine Handschrift tragen. Das macht „End Of Disclosure“ als Album zwar relativ vorhersehbar, im Kontext der bisherigen Diskographie dennoch zumindest insofern zu einer kleinen Überraschung, als nach dem Ausflug in die Gefilde des Old-School-Death nicht unbedingt mit einer so direkten Rückkehr zu früheren Tugenden zu rechnen war. Und auch, wenn etwas mehr Abwechslung sicher nicht geschadet hätte, will man als Fan am Ende ja doch auch gewisse Erwartungen erfüllt haben, zu denen nicht notgedrungen ein drastischer Stilwechsel gehört. In diesem Sinne machen HYPOCRISY alles richtig: „End Of Disclosure“ ist ein Album, das sich auf althergebrachte Stärken im Songwriting besinnt und den Fans somit genau das bietet, wofür diese die Band lieben. Kühn mag man das vielleicht nicht nennen, zumindest aber pragmatisch. Aber sind wir ehrlich: HYPOCRISY ist keine Band, die sich noch durch Pionier-Geist und Wagemut beweisen müsste …

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert