Review Katatonia – Last Fair Deal Gone Down

Die zwei Jahre vor und nach der Jahrtausendwende sind möglicherweise die wichtigsten im Schaffensprozess der Schweden KATATONIA. Markierte „Discouraged Ones“ mit der Rückkehr zu rein klaren Vocals den Grundstein für die neue Stilistik, führten „Tonight`s Decision“ und vor allem „Last Fair Deal Gone Down“ diese Ausrichtung konsequent in die richtige Richtung weiter.

Ich würde sogar so weit gehen und diese Phase zur besten erheben, die Renkse und Co zu Stande gebracht haben. Sicherlich sind die späteren Alben auch von entsprechender Qualität, aber in dieser Masse großartige Alben zu veröffentlichen, gelang KATATONIA danach nicht mehr. Dies ist natürlich mit Vorsicht zu genießen, gerade das vorliegende Album hat einfach die Latte enorm hoch gelegt. Die ersten fünf Songs kann man getrost allesamt als Highlights bezeichnen, die stimmige Gitarrenarbeit, welche gekonnt auf dem Grat zwischen Härte und Leichtigkeit wandelt, wird instrumental großartig veredelt. Hier stimmen alle Proportionen, das Keyboard spielt da, wo es nötig und schweigt ansonsten, das Schlagzeug ist perfekt abgemischt, lediglich dem Bass hätte man ein klitzekleines bisschen mehr Stellenwert einräumen können. Dennoch wirkt die Produktion absolut harmonisch und gibt den Liedern den Freiraum, den sie brauchen, um sich und ihre emotionale Botschaft zu entwickeln. Zum Gesang auf der anderen Seite muss man ja fast nichts mehr sagen, es ist ein großes Glück, dass Jonas Renkse sich nach dem Debütalbum nicht nur von seinem Pseudonym, sondern auch von den harschen Vocals, die er nach eigener Aussage sowieso nicht mehr beherrschte, verabschiedet. Nach den ersten cleanen Gehversuchen auf „Brave Murder Day“ hat er den klaren Gesang mittlerweile perfektioniert und legt einen Ohrwurm nach dem nächsten hin.
Nach dem grandiosen Auftakt ist es beinahe unvermeidlich, dass das Album im folgenden etwas abfällt. Erst „The Future Of Speech“ kann das Niveau wieder anheben, Ausfälle sind die beiden Songs dazwischen aber beileibe nicht. Vielmehr ist es eine durchaus willkommene Auszeit, um sich der Erhabenheit der ersten Hälfte des Albums wieder voll bewusst zu werden. Auch im Abgang lässt „Last Fair Deal Gone Down“ wieder etwas nach, dem sollte man aber nicht zu viel beimessen, denn dies liegt einfach nur an den großartigen ersten fünf Songs.

Hier haben wir ein Album, welches in keiner Metalsammlung fehlen darf. Egal, ob man es gerne hart, leicht oder progressiv mag, hier werden auf phantastische Art und Weise ganz unterschiedliche vollkommen selbstverständlich Stile zusammengeführt. Wer das Album noch nicht besitzt, sollte sich nur mal „We Must Bury You“ oder „A Transpire“ anhören, da wird einem der Zweifel über eine mögliche Kaufentscheidung schon abgenommen.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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