Konzertbericht: Katatonia w/ Swallow The Sun, Long Distance Calling

04.03.2010 Bochum, Zeche

An dem Billig gibt es wahrlich nicht viel zu meckern. Drei Bands, die aktuell in der Szene in vieler Munde sind und noch dazu mit aktuellen Alben (erneut) aufhorchen ließen. Somit ist es eine klare Sache, LONG DISTANCE CALLING, SWALLOW THE SUN und KATATONIA einen Besuch abzustatten, zumal es bis zur Zeche nach Bochum nun wirklich nicht weit ist. Der frühe Einlass (18.30 Uhr) lässt einen zunächst stutzig machen, aber kaum fahren wir auf den Hof, sehen wir uns bereits mit einer beachtlichen Schlange konfrontiert.

Glücklicherweise geht alles zügig, so dass wir pünktlich zum (verfrühten) Start der Senkrechtstarter LONG DISTANCE CALLING vor der Bühne stehen. Die Rahmenbedingungen sind natürlich erstmal nicht die besten, etwa 30 Minuten Spielzeit sind ohnehin schon wenig, wenn die Song dann aber allesamt in Richtung 10 Minuten gehen, muss man sich schon sehr genau aussuchen, welche man gerne spielen möchte. Andererseits bietet das aktuelle Album „Avoid The Light“ der Münsteraner so viel Qualität, dass man praktisch jeden Song hätte spielen können. Trotz der Nähe zur Heimat, wie Bassist Jan Hoffmann anmerkte, hatten LONG DISTANCE CALLING noch nicht in der Zeche gespielt, zwar hatten wohl einige Freunde die knappe Stunde Fahrt nicht gescheut, aber die Begeisterung, die sich breit machte, zeigte, dass das fachkundige Publikum gerade wohl eine neue Liebe entdeckt hat. Leider hat KATATONIA-Frontmann Jonas Renkse seinen Gastauftritt vom Album nicht wiederholt, aber auch so waren es schon fast magische Minuten und das ganz ohne Gesang.

Dies sollte sich mit den Finnen SWALLOW THE SUN dann schlagartig ändern, ein kurzes Intro und ab ging die Post. Wobei dieser Terminus vielleicht etwas überzogen ist, recht schnell fiel nämlich auf, dass die Nordmänner live im Gegensatz zur Platte etwas lahm klangen. Einige Male hätte man sich schon gewünscht, dass es etwas zackiger zur Sache geht, aber das ist natürlich auch irgendwie Jammern auf hohem Niveau. Gespielt wurden hauptsächlich Songs der letzten beiden Alben, hier und da verirrte sich aber auch eine ältere Nummer in das Set. Ansonsten wenig Überraschendes: der Finne spricht nicht viel (Ansagen waren meistens: Thank you oder auch mal thank you very much), der Finne bewegt sich nicht unbedingt viel (immerhin wurden ein paar Haare geschüttelt), aber der Finne spielt gerne Musik (und die hat meistens Qualität). Die inzwischen wirklich volle Zeche dankte es mit ersten Aktivitäten im Publikum, so ganz konnte der Funke aber noch nicht überspringen.

Dass die überwiegende Zahl der Besucher letztlich dann doch auf KATATONIA gewartet haben, wurde schnell klar, als das Intro der Schweden erklang, die Jubelschreie wurden schon ausgestoßen, als man am Horizont die ersten Bandmitglieder ausmachen konnte und von der ersten Note an war zumindest in den wenigen Reihen vor mir mächtig Betrieb. Als sehr unregelmäßiger Konzertgänger ist es sicher keine Schande, KATATONIA noch nie gesehen zu haben, Jonas Renkse habe ich mir jedoch immer ganz anders vorgestellt. Der Mann ist ja ein richtiger Schrank!!! Immerhin, ein Schrank mit einer hervorragenden Stimme, warum er sich dann ständig hinter seinen massiven Unterarmen versteckte, weiß ich daher nicht.
Fast 20 Jahre Bandgeschichte und acht Alben in der Hinterhand lassen reichlich Spielraum für ein abendfüllendes Konzert ohne Langweiler. So spielten sie sich sozusagen quer durch den Garten, wenn ich es richtig verfolgt habe, wurden nur die ersten beiden Alben ausgespart, ansonsten gab es von jeder Platte mindestens einen Song zu hören, darunter natürlich mehrheitlich Lieder des aktuellen Longplayers „Night Is The New Day“, aber auch Klassiker wie „My Twin“ oder das phantastische „Teargas“ haben es in das Set geschafft.

Friede, Freude, Eierkuchen, ein gutes Motto am Osterwochenende. Diejenigen, die unzufrieden nach Hause gegangen waren, lassen sich vermutlich an einer Hand abzählen, unter dem Strich blieben knappe 3 Stunden Musik von hochinteressanten Bands. Erstaunlich aber, was sich danach abspielte, innerhalb von gefühlten fünf Minuten wurde das Publikum quasi komplett getauscht, aus schwarzgekleideten, biertrinkenden, erwachsenen Metalhörern wurden teilweise schrille, mischbiertrinkende, pubertierende Technohörer. An dioeser Stelle entschuldigen wir das gerne, „denn sie wissen nicht, was sie tun“. So schön der Abend, so schnell waren wir dann auch raus aus der Zeche.

Publiziert am von Jan Müller

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