Review Lamb Of God – Wrath

LAMB OF GOD – ein Name, der Metalcore-Fans schon lange ein Begriff ist (immerhin treiben die Knaben nun bald zehn Jahre unter diesem Namen ihr Unwesen), seit dem letzten Album „Sacrament“ aber wohl auch jedem Thrasher etwas sagt: Nicht nur auf eben jenem Opus, sondern auch auf Tour mit den Legenden dieses Genres, Slayer, konnten LAMB OF GOD mit waschechtem Thrash begeistern.

Nun steht der Nachfolger zu diesem Album ins Haus, das man wohl als Meilenstein in der Geschichte dieser Band bezeichnen muss. Und, wie das bei Meilensteinen eben so ist, ist die Rolle des Nachfolgers eine undankbare, wird er doch stets an seinem glorreichen Vorgänger gemessen. Nicht ganz zu unrecht, da man einer Band, die einmal ein derartiges Album erschaffen hat, auch ein zweites Meisterwerk zutrauen kann. Doch LAMB OF GOD vollbringen mit „Wrath“ leider nicht einmal vergleichbares.

Schon „In Your Words“, das einem beeindruckend belanglosen Akustik-Gitarren-Intro folgt, enttäuscht: Ist das erste Riff noch typisch LAMB OF GOD, wirkt der Gesang sonderbar: Der Versuch, melodisch zu schreien, missling, sodass man es mit einer mehr als nervig-leihernden Gesangsline zu tun bekommt, in deren Stil sich der Gesang, im Wechsel mit klassischen LOG-Gesangs-Parts, über den gesamten Song fortsetzt. Das größere Problem liegt jedoch im Songwriting, das mit belanglosen Riffs und abgedroschenen Melodien enttäuscht: Es fehlt dem Material durch die Bank an Biss im Riffing und insgesamt an Charakter, Individualität und „Feeling“.

Schnell wird klar, was unklar ist: Das Ziel der Band, ja, eigentlich schon die Marschrichtung. „Wrath“ klingt zwar moderner, aber auch unscheinbarer – experimenteller, aber nicht prägnater: War „Sacrament“ ein frisches, spritziges Album mit klaren Bezügen zu klassischem Thrash, klingt „Wrath“ mit diversen Breaks und Tempowechseln, experimentellen Einsprengseln wie der orientaliscen Gitarre in „Fake Messiah“ oder dem gewollt verträumten, aber auch völlig überflüssigen Cleangitarren-Intro zu „Grace“ chaotisch und zerfahrenen, der durchweg eher mäßigen Riffs wegen jedoch zugleich relativ monoton und harmlos.

So dümpelt „Warth“ über seine Spielzeit von beachtlichen 55:20 Minuten hinweg immer wieder vor sich hin, während sich nur wenige Songs hervortun. „Dead Seeds“ etwa, das für kurze Zeit den Geist von „Sacrament“ aufleben lässt und musikalisch wie auch gesanglich erfreulich gewohnt klingt. Dadurch, dass auch „Everything To Nothing“ und „Choke Sermon“ überraschend groovend und kraftvoll daherkommen, gewinnt „Wrath“ im hinteren Drittel insgesamt nochmal etwas Schwung – ehe es nach dem durchschnittlichen „Reclamation“ in Akustikgitarren-Geklimper und Meeresrauschen ausklingt.

So bleibt am Ende neben einem Hauch Karibik die Erkenntnis, dass man auf „Wrath“ nicht die Band zu hören bekommt, die noch ein Album vorher zu begeistern wusste: Das hier Gebotene klingt leider viel zu oft eher nach LAME OF GOD. Zwar ist „Wrath“ natürlich kein schrecklich schlechtes Album – wahre Stärken oder gar Höhepunkte mit Potenzial zum Klassiker hat es jedoch kaum. Man kann das „Weiterentwicklung“ nennen – oder Kapitulation vor der Prägnanz und Stärke des Vorgängers. „Wrath“ windet sich ängstlich im Dreck der Durchschnittlichkeit, versucht einem direkten Vergleich „Sacrament“ durch neue Stilmittel auszuweichen und vergisst sich dabei selbst. Schade, hier wäre mehr drin gewesen.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert