Review Magellan – Symphony For A Misanthrope

Mit “Symphony For A Misanthrope” legen die Gebrüder Gardner, wie immer ergänzt um eine illustre Schar von Gastmusikern, ihr mittlerweile sechstes Studioalbum vor. Und auch wenn seit dem Labelwechsel zu InsideOut sich die musikalischen Wellen etwas geglättet haben, so sind Magellan immer noch unverkennbar Magellan. Es gibt nun mal keine Band im weiten Feld des Progressive Rock, die auch nur annährend ähnlich klingt. So pendelt das Songmaterial grundsätzlich geschickt zwischen Progressivem Rock oder Metal, Klassik und Jazz. Stilbildend ist zudem der unnachahmliche Gesang Trent Gardners, der sich Album für Album bombastische, bisweilen sogar sehr patriotisch anmutende “Melodien” und Lyrics ausdenkt. Verkopfte Songstrukturen, in der Vergangenheit bisweilen undurchschaubare Komplexität, unterschiedlichste Rhythmen, hymnische Keyboardschichten und groovende Gitarren, die sterile, kühle Produktion und technische Perfektion – alles Dinge, die in dieser Kombination einzigartig sind – der Band aber auch jegliche Art von großflächiger Aufmerksamkeit in der Progszene versagten. Eine Band, die sich nie irgendwelchen Normen unterordnete und die immer ihr Ding durchgezogen hat, ihren Stil verfeinerte und perfektionierte. Allerdings bisher auch eine reine Studioband.

Anno 2005 bedeutet dies sieben neue Tracks irgendwo zwischen zwei und achtzehn Minuten. Wie schon anfänglich erwähnt, kann man mittlerweile auch bei Magellan geordnete Verhältnisse vorfinden. Man packt nicht mehr jede Idee in einen Song, sondern arbeitet die guten Ideen aus, weshalb das Songmaterial mehr den je geschlossen und nachvollziehbar auftritt. Der dreiteilige Longtrack “Cranium Reef Suite” erinnert, bei aller Eigenständigkeit, dennoch ein wenig an Rush und Kansas und trägt seinen Namen völlig zu unrecht: Heute ist es gang und gebe, dass mehrere Einzelparts zu einem künstlichen Longtrack zusammengeschustert werden, dieser hier ist jedoch wirklich wie aus einem Guss, weshalb “Suite” hier wohl dem musikalischen Inhalt nicht genüge trägt. “Why Water Weeds” ist vielleicht einer der besten Magellan-Songs überhaupt. Heavyness steht hier einem getragenen Refrain gegenüber, symphonischer Bombast trifft auf moderne Percussionsounds in der Strophe. Es wird eine Weltuntergangstimmung vermittelt, die ihren Ausdruck auch im Text findet: “At the end of the world the big man came; you promised last time you wouldn’t let it rain; so he picked up the earth like a basketball; and threw it into hell just to watch it fall”. Magellan hinterfragen unsere moderne Gesellschaft auf vielfältige Weise. “Doctor Concoctor” zeigt dann die wohl metallischste Seite der Band auf. Der Titel ist gekennzeichnet durch eine starke Unruhe und Sprunghaftigkeit und erinnert damit an alte “Test For Wills”-Zeiten. Mit “Pianissimo Intermission” findet sich wie schon auf dem Vorgängeralbum wieder ein rein instrumentales Klavierstück, welches sich wieder an den klassischen Klaviersonaten Sebastian Bachs orientiert. Mit “Wisdom” ist zudem eine gelungene, völlig unkitschige Ballade am Start, die sich mit der Bedeutung der “Weisheit” für unsere gesellschaftlichen Errungenschaften auseinandersetzt und sie dabei auch besonders kritisch betrachtet.

Insgesamt stellt man eine Öffnung zu geordneteren Strukturen und vielen unterschiedlichen Songtypen fest: Das Album ist nicht wie aus einem Guss, aber jeder Song kann für sich alleine überzeugen. Vor allem die Gesangsmelodien und die Stimme von Trent Gardner sind dabei zugänglicher und leicht verdaulicher geworden, werden aber aufgrund ihrer recht “unharmonischen” Grundanlage vielleicht nicht jeden Geschmack treffen. Mit nur 45 Minuten Spielzeit ist die Scheibe zudem etwas kurz geraten, was aber auch schon beim Vorgänger der Fall war und angeblich als “Hommage an die glorreichen Zeiten der Langspielplatte” beabsichtigt ist.

Magellan bleiben weiterhin eine Band, die einem sehr kleinen Hörerkreis vorenthalten sein wird. Aber dieser wird wieder aufs Vorzüglichste bedient!

Wertung: 8.5 / 10

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