Review Magellan – Hundred Year Flood

Nach einer fünfjährigen Pause veröffentlicht Trent Gardner mit „Hundred Year Flood“ nun das vierte MAGELLAN-Album. Wie schon in der Vergangenheit, sind auch auf dem neuen Album historische Themen in den Lyrics der Songs verarbeitet. So schrieb Trent auch diesmal wieder interessante und sehr persönlichen Texte, die den Tod seines Bruder Jack Gardner im Vietnamkrieg zum Thema haben. Dies bringt eine sehr emotionale Note in die Musik, die sonst ja eigentlich immer recht steril und kalt rüberkam.

Überhaupt scheint Trent sich langsam von seiner alten Schreibweise abzuwenden und neue Aspekte der Progressivität zu erkunden. So ist „Hundred Year Flood“ nicht so keyboardorientiert und abgefahren wie z.B. „Impending Ascension“ und nicht so hart wie noch „Test Of Wills“ war. Stattdessen fokusiert man sich auf den Gesang und streut gelegentliche Instrumentalparts ein, was auch schon auf bei seinem Nebenprojekt „Leonardo – The Absolute Man“ (u.a. mit Steve Walsh und James LaBrie) so gehandhabt wurde. Alle die, die vorher ein bisschen Probleme mit der Konzeptlosigkeit von MAGELLAN hatten, sollten der Band hier vielleicht noch eine Chance geben. „Hundred Year Flood“ ist zwar keineswegs leicht verdaulich, aber dennoch problemlos nachvollziehbar. Die Kritik, Trent schreibe keine richtigen Songs, ist hier jedenfalls nicht angebracht. Man kann das Stück „The Great Goodnight“, zugleich auch der Opener und Haupttrack von HYF, getrost neben Stücken wie „Magna Carta“, „Test Of Wills“ oder „Estadium Nacionale“ ansiedeln, was das Qualitätniveau angeht. In den 34 Minuten, die dieses Stück auf der Scheibe einnimmt, durchfährt man sämtliche progressive Gewässer, von klassischen Seventies-Passagen mit röhrender Hammond, über elegische Gitarrensoli bis hin zu progmetallisch abrockenden und modernen, elektronisch-groovigen Parts ist alles vorhanden. Trents pathetischer, hoher Gesang wird zwar weiterhin für die meisten gewöhnungsbedürftig bleiben, ich finde die Vokalarrangements allerdings nach wie vor fantastisch. Man höre nur mal das Acapella-Intro zum Titeltrack!

Bei dem zweiten Titel „Family Jewels“, einem kurzen Instrumental, hat man Jethro Tull-Frontmann Ian Anderson an der Flöte zu einem genialen Solo bewegen können, bevor im späteren Verlauf den Stückes Trent wieder seine Keyboards auspackt. Eine schöne Nummer mit typischen Bombast-Overkill, wobei Trents Keys neben der Flöte von Ian Anderson leider arg künstlich und kitschig wirken.
Der dritte und bereits letzte Song „Brother´s Keeper“ zeigt dann MAGELLAN wieder etwas härter, zugleich aber auch poppiger und klassischer nach typischer Kansas-Manier (Synthie-Geige!) Man springt hier zwischen sehr modernen, beinahe an HipHop und Rap erinnernden Gesangspassagen, klassischen Instrumentalparts und extrem harten Passagen gekonnt hin und her und formt daraus eine sehr spannende Komposition, die sicherlich zu dem besten gehört, was die Band bisher veröffentlicht hat.

So sind die 51 Minuten auf dem neuen Output der Amerikaner schnell vergangen, aber wenn man hinten angekommen ist, möchte man gleich wieder vorne anfangen, was ja wohl als positiv zu bewerten ist. Trent liefert auf dem Album ein geniales Konzept mit vielschichtigen Stimmungen ab, Wayne Gardner spielt gewöhnt gut Gitarre und Bass und mit Joe Franco hat man diesmal wiederum einen Schlagzeuger gefunden, der ein optimales Fundament für die Musik legt und immer songdienlich spielt, trotzdem aber manchmal richtig rocken kann. Übrigens hat der King Crimson-Bassist Tony Levin auf der Platte einen Gastauftritt.Abschließend bleibt nur zu sagen, dass ich dieses Album Einsteigern in die MAGELLAN-Welt nur sehr ans Herz legen kann – neben dem Debüt „Hour Of Restoration“, welches mittlerweile jedoch nur noch bei MagnaCarta direkt in Amerika erhältlich ist, aber für mich immernoch Trent größtes Album darstellt. Einfach eine spannende, abwechslungsreiche Platte!

Wertung: 8.5 / 10

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