Review Metallica – Load

  • Label: Elektra
  • Veröffentlicht: 1996
  • Spielart: Heavy Metal

Das ewige Dilemma im Metal ist wohl jedem hinreichend bekannt: Ändert eine Band ihren etablierten, bekannten Stil, wird ihr Verrat vorgeworfen. Bleibt die Gruppe jedoch ihrer Linie Platte um Platte treu, begehrt diejenige Fraktion auf, die gelangweilt vom immer gleichen Sound ist und sich Innovation wünscht. Dass mit METALLICA gerade die größte und bekannteste Metal-Band überhaupt anno 1996 eindrucksvoll bewiesen hat, dass eine Kurskorrektur keinesfalls mit einer Verbesserung einhergehen muss, ist etwas, woran viele Hörer der Band noch heute zu knabbern haben. Die Rede ist von „Load“, dem sechsten Studioalbum aus dem Hause METALLICA.

Bereits der selbstbetitelte Vorgänger, auch als „Black Album“ bekannt, bot schon keinen lupenreinen Thrash Metal im Sinne der ersten vier Alben mehr. Und doch gilt die Platte zu Recht als Klassiker der Band, der sich tendenziell hoher Beliebtheit erfreut. Zum großen Teil liegt das sicher daran, dass es trotz des stilistischen Neuanstrichs noch immer in die Diskographie der Band passt, was sich von „Load“ aber nicht mehr sagen lässt. Anscheinend hielten METALLICA es Mitte der 90er für notwendig, ihr sechstes Album mit Elementen vollzupacken, die in keiner Weise im Einklang mit dem von der Band bekannten Sound stehen. Das beginnt beim nahezu omnipräsenten Blues-Hard-Rock-Country-Einschlag und endet bei vollkommen kruden Vocal-Experimenten wie der Gesangsverzerrung in „Pure Twisted Me“. Gerade das ist ein Ärgernis, ist James Hetfields Stimme doch einer der Bestandteile des Albums, der noch erahnen lässt, um welche Band es sich da handelt.

Wären die Songs in diesem Gewand zumindest interessant und ansprechend, wäre das alles vielleicht halb so schlimm. Während uns aber einige Nummern wie der Opener „Ain’t My Bitch“ zumindest noch den Gefallen tun, einfach durch unsere Gehörgänge zu ziehen, ohne besonders aufzufallen, erscheinen demgegenüber die direkt folgenden „2 X 4“ oder „The House Jack Built“ derart unerträglich und lästig, dass wir das Abspielgerät, aus dem die Musik ertönt, am liebsten ungebremst in die nächste Wand donnern würden. Und warum wird eigentlich nirgendwo Angus Young als Gastmusiker aufgeführt? Der Gitarrensound bei „Ronnie“ klingt jedenfalls derart schamlos nach einem AC/DC-Rip-Off, dass man meinen könnte, der australische Lead-Gitarrist hätte sich kurzzeitig ins Studio METALLICAs verirrt und bei der Gelegenheit gleich ein paar Riffs dagelassen, die bei seiner Band keine Verwendung fanden.
Zum Glück ist nun nicht alles auf „Load“ belanglos oder schlecht. Einmal mehr zeigen METALLICA nämlich, dass sich zumindest eines nicht geändert hat: Die ruhigen Momente stehen ihnen noch immer besonders gut zu Gesicht und so ist es nicht verwunderlich, dass die Ballade „Mama Said“ bis heute unter den Hörern der Band hoch gehandelt wird. Einfühlsam, emotional und in der Tat sehr gut. Ein weiteres dringend benötigtes Glanzlicht auf der Platte stellt das ebenfalls sehr ruhige „Hero Of The Day“ dar. Aber gibt es nicht auch etwas Energetischeres, das „Load“ ein wenig aufwertet? Doch! „Wasting My Hate“ ist schnell, kurzweilig, geht rasch ins Ohr und befindet sich im oberen Qualitätsbereich der Platte. Selbiges trifft auch auf das wiederum sanftere und gefühlvolle „Until It Sleeps“ zu. Dass zumindest die beiden letztgenannten Songs jedoch auf den meisten anderen METALLICA-Alben wohl dennoch zu den schwächsten Nummern gehören würden, ist wiederum bezeichnend.

Vielleicht haben METALLICA es einfach nur gut gemeint, als sie der Hörerschaft etwas Neues bieten wollten. Am Ende ist „Load“ jedoch eine herbe Verschlimmbesserung mit Songs, die technisch zweifellos sauber umgesetzt sind, jedoch nur selten überzeugen. In 80 Minuten und mit 14 Nummern so wenig Highlights abzuliefern, ist aber eigentlich schon wieder etwas, das man METALLICA als Kunst bescheinigen müsste. Apropos Kunst: Warum sie zu guter Letzt der Meinung waren, das Cover-Motiv „Blood And Semen III“ des Künstlers Andres Serrano, welches dessen unter Glas gepresstes Ejakulat vermischt mit Blut zeigt, wäre eine passende Illustration für die Musik, muss der Hörer wohl nicht verstehen können. Aber sonderlich nachvollziehbar erscheint auf „Load“ ohnehin nur wenig.

Wertung: 4 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert