Konzertbericht: Metallica w/ Five Finger Death Punch, Ice Nine Kills

26.05.2024 München, Olympiastadion

Lies hier unseren Bericht zu Show #1 …

Nachdem der Samstag des METALLICA-Munich-Takeover-Weekends mit bizarren Schlangen am Pop-up-Store (von vier Stunden Wartezeit war die Rede), einer Podiumsdiskussion mit Ross Halfin (Überraschungsgäste: Rob und Kirk) und Livemusik der Metallica-Coverband My’tallica (im Backstage München) ganz im METALLICA-Fieber verbracht werden konnte, geht es am Sonntag im Olympiapark weiter.

Obwohl der Einlass leider etwas chaotischer abläuft als am ersten Showtag, stehen die Vorzeichen gut: Der Himmel über dem Olympiastadion ist wolkenlos und auch das Vorprogramm hat heute deutlich mehr Durchschlagskraft. Während ICE NINE KILLS mit Zombies und anderen Statisten auf der Bühne eine Show abziehen, die diese Bezeichnung verdient, begeistern FIVE FINGER DEATH PUNCH schlichtweg durch Souveränität: Verstärkt um einen Background-Sänger (ein realer Mensch, keine Tonspur!) und mit ebenjenem Selbstvertrauen gesegnet, das auch jedem der pumpenden Riffs anzuhören ist, nehmen die Amis die Bühne schnell in Beschlag. Davon, dass technisch nicht alles rund läuft und Bassist Chris Kael schlussendlich genervt das nicht funktionierende Mikrofon per High-Kick entsorgt, lassen sich 5FDP nicht ausbremsen. Spätestens als Ivan Moodie noch zwei Die-hard-Fans auf die Bühne holt und den „Family-Spirit“ zelebriert, hat er die Fans auf seiner Seite – und zwar erstaunlicherweise nicht nur die eigenen: Für ihren modernen Sound kommen FIVE FINGER DEATH PUNCH auch bei den Metallica-Fans erstaunlich gut an.

  1. Lift Me Up
  2. Trouble
  3. Wash It All Away
  4. Jekyll And Hyde
  5. The House Of The Rising Sun
  6. IOU
  7. Wrong Side Of Heaven
  8. Salvation
  9. Under And Over It
  10. The Bleeding

Diese kommen aber auch bei ihren wahren Helden heute erneut voll auf ihre Kosten: Regen braucht es dazu keinen – METALLICA knüpfen einfach dort an, wo sie zwei Abende vorher aufgehört haben: Mit „Creeping Death“, „Harvester Of Sorrow“, „Hit The Lights“ und „Ride The Lightning“ legen sie gleich mal einen Einstieg hin, der sich gewaschen hat. Kultiger geht es schließlich kaum. Dass dieses Level kaum zu halten ist, ist klar – und tatsächlich folgt ein deutlicher Knick in der Spannungskurve. Gegen den hilft es auch nicht, dass Lars sich kurzzeitig am Drumkit vertreten lässt (von einem Kleinkind) oder Rob und Kirk zusammen „Rosamunde“ covern, was sich leider als Rohrkrepierer erweist. Ehe das Publikum den Song auch nur erkannt hat, sind die beiden damit auch schon wieder durch.

Von „Welcome Home (Sanatorium)“ aufgelockert, lassen METALLICA gleich drei Songs von „72 Seasons“ folgen, dazu die musikalisch schöne, live aber doch etwas langatmige Instrumental-Nummer „The Call Of Ktulu“ und obendrein noch „No Leaf Clover“ („S&M“). Danach geht es stimmungsmäßig langsam wieder aufwärts: Über „Wherever I May Roam“ kommt man zum schmissigen „Moth Into Flame“, dessen Text James im Übrigen geschrieben hat, nachdem er sich die Amy-Winehouse-Doku „Amy“ gesehen hat. Und schon nähert sich der Abend rasant seinem Ende: „Fight Fire With Fire“, „Breadfan“, eine bedauerlicherweise (trotz erwartbar viel Pyro im Intro) etwas uninspirierte Darbietung von „One“ … und auf einmal ist mit (beziehungsweise nach) „Enter Sandman“ Schluss. Das kommt abrupt und fühlt sich irgendwie falsch an – aber „No Repeat“ bedeutet eben auch, dass „Seek And Destroy“ heute nicht nochmal zu hören ist.

Weniger nachvollziehbar ist, was nicht zu sehen ist: Dass das Bühnenkonzept nicht unbedingt darauf ausgelegt ist, dass jeder Fan zu jeder Zeit ideale Sicht auf die Musiker hat, ist das eine. Dass über die insgesamt acht Leinwandtürme die meiste Zeit allerdings Animationen oder Live-Bilder mit massenweise „artsy“ Filtern ausgestrahlt werden, ist nur schwer nachvollziehbar. Wer nah genug an der Bühne ist, braucht eigentlich keine zusätzlichen Visualisierungen – und wer weiter weg ist, würde für das Eintrittsgeld vielleicht lieber seine Helden als bunte Bögen und Strahlen sehen. Umso schöner, dass zumindest – wie schon an Tag 1 – der Sound keinen Anlass zur Kritik bietet.

  1. Creeping Death
  2. Harvester Of Sorrow
  3. Hit The Lights
  4. Ride The Lightning
  5. 72 Seasons
  6. If Darkness Had A Son
  7. Welcome Home (Sanitarium)
  8. Inamorata
  9. The Call Of Ktulu
  10. No Leaf Clover
  11. Wherever I May Roam
  12. Moth Into Flame
  13. Fight Fire With Fire
  14. Breadfan (Budgie-Cover)
  15. One
  16. Enter Sandman

Auch bei ihrer zweiten Show in München geben sich METALLICA keine Blöße: Die Songs sitzen, die Ansagen verfehlen ihre Wirkung nicht. Wer – entgegen dem Konzept – nur ein Tagesticket für Sonntag erworben hat, bekommt allerdings fraglos die schwächere der zwei Shows zu sehen. Neben der Magie, die das Unwetter an Tag eins entfesselt hat, liegt das – ganz profan – an der Setlist. In Kombination lassen beide Shows aber kaum einen Wunsch offen. Zu Wünschen übrig lässt einzig einmal mehr die Organisation bei Großveranstaltungen im Olympiastadion: Die Wartezeiten an den Getränkeständen (insbesondere im Infield) und an den Merch-Ständen (insbesondere im Umgriff) sind quasi durchgehend enorm.

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Fotos von: Moritz Grütz

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