Review Månegarm – Havets Vargar

Die knüppeligen Nordmänner von MÅNEGARM um den kultigen Drummer/Vokalisten Erik Grawsiö und den verrückten Violinenprofessor Janne Liljequist (hier noch als Gastmusiker) boten schon zur Jahrtausendwende ein beachtliches Album, wozu ich hier ein paar Worte verlieren möchte.

Das hier vorliegende Zweitwerk namens HAVETS VARGAR (Seewölfe) ist, um es vorweg zu nehmen, wie ein ungeschliffener Edelstein. Das soll natürlich etwas ausgeführt werden. Zum einen ist „roh“ und „ungeschliffen“ für die Produktion eine passende Beschreibung, wenngleich man natürlich an Darkthron’sche Räude nicht herankommt. Das wird in Månegarms Fall sicherlich noch kein bewusstes Stilmittel sein, sondern schlicht ein knappes Budget. Doch unter der rauen Schale verbirgt sich ein feiner Kern, denn „Havets Vargar“ bietet im Grunde schon alles, was den Fan der Band von heute in Verzückung versetzt: Atemberaubendes Geblaste, dass einem das Wort „Viking Grind“ in den Sinn kommt, furios sägende Gitarren und garstiges Gekeife, gepaart mit mal harmonischen, mal abgefahrenen Geigenmelodien und der ein oder anderen Akustikklampfe oder gar Maultrommel.

Jedoch bleibt eines festzuhalten: So ausgefeilt, wie das Konzept auf späteren Alben funktioniert, kommt es auf „Havets Vargar“ noch nicht rüber. Zum einen merkt man bei genauerem Hinhören, dass sich die Auftakte vieler Songs gewaltig gleichen. Die rasende Geschwindigkeit, die von Beginn an zelebriert wird, lässt einem derart den Atem stocken, dass man die ruhigen Passagen (ganz stark in „Vargtörne“) förmlich herbeisehnt. Sicherlich ist das Gebolze eine der Stärken Månegarms, aber hier geht es dann doch manchmal zu einseitig zu.

„Havets Vargar“ spricht, wie sein Vorgänger, noch sehr bewusst den Schwarzmetaller an. Natürlich hat sich auch die Folk-Komponente schon ein festes Standbein aufgebaut, insbesondere der Rausschmeißer „Vinternattskväde“ lädt herrlich zum Schunkeln ein. Insgesamt ist Månegarms Zweitling zwar voller toller Momente, die rasende Blasterei eignet sich jedoch aufgrund ihres hohen Tempos eher für eine rasante Drachenschiff- äääh, Autofahrt als zum Abschalten oder Feiern. Dazu kommt auch, dass der noch lang nicht so facettenreiche Gesang Grawsiös streckenweise platt wirkt.

Letztlich sollte man den „Seewölfen“ etwas mehr Zeit schenken als den Nachfolgern, die schneller ins Ohr gehen. Wer sich zunächst durch das mitunter anstrengende Trommelgerassel abgeschreckt fühlt, dem geht es wie dem Verfasser dieser Zeilen. Aber bei genaueren Hinhören offenbart sich ein Album, welches rau sein kann wie die Nordsee. Manch einem wird unwohl dabei, manch anderer genießt den frischen Wind bei stürmischer Fahrt.

Wertung: 6 / 10

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