Mono Oath Artwork

Review Mono – Oath

Die Post-Rocker MONO melden sich mit ihrem zwölften Album zurück: „Oath“ heißt das gute Stück und bietet elf Songs auf knapp über 70 Minuten. Leider gehört der Longplayer zu den letzten Produktionen, die die am 07. Mai 2024 unerwartet an einem Herzinfarkt gestorbene Tontechnikerlegende Steve Albini (u.a. Nirvana, Pixies, Neurosis) zu verantworten hatte – was einen kleinen Schatten auf das vorliegende und eigentlich beinahe hoffnungsvoll-positiv klingende Werk des Quartetts wirft.

„Oath“ startet mit einem rund zwei Minuten kurzem Intro, welches nahezu unbemerkt in den Titeltrack übergeht. Die Verwendung von Streichern und Bläsersätzen kombiniert mit der verhalten optimistischen Grundstimmung der Kompositionen weckt sofort Reminiszenzen an Mogwais Soundtrack-Meisterwerk „Atomic“, ohne dabei zu kopieren. Das haben MONO auch überhaupt nicht nötig, hat die Band doch in 25 Jahren Bandgeschichte mehr als erfolgreich einen eigenen Signature-Sound mit hohem Wiedererkennungswert etabliert. Und dass orchestrale Elemente im Kontext der Band ausgesprochen gut funktionieren, weiß der geneigte Fan spätestens seit dem monumentalem Live-Album „Beyond The Past (Live In London With The Platinum Anniversary Orchestra)“ und den damit verbundenen Konzerten (unter anderem mit Jo Quail am Cello).

All dies ist aber auch Fluch und Segen zugleich: Denn großartige Experimente darf man auf „Oath“ nicht erwarten. Die Songs klingen alle unverkennbar nach MONO, ohne Ecken und Kanten. Eine vorwärts treibende Nummer wie „Riptide“ vom 2021er Output „Pilgrimage Of The Soul“ sucht man ebenso vergeblich wie Ohrwürmer à la „After You Comes The Flood“ oder „Nowhere Now Here“ (beide vom gleichnamigen 2019er Release der Band), die sich unmittelbar in den Gehörgängen festsetzen. Auch auf Vocals (sowieso eine Seltenheit in der Diskografie der Band) wurde ein weiteres Mal verzichtet.

Nun mag man (möglicherweise zurecht) anmerken, dass ein Großteil der Fangemeinde gar keinen großen Wert auf Veränderungen jeglicher Form legt und über die vorliegenden und grundsätzlich über jeden Zweifel erhabenen Klanglandschaften mehr als glücklich sein wird. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass das die eine oder andere minimale Drehung an manchen Stellschrauben auf den zuvor genannten Alben der Band durchaus gut zu Gesicht standen. Wer ganz genau hinhört, wird auch auf „Oath“ sicherlich Nuancen in der Musik entdecken, die (behutsam) verändert wurden – aber eben sehr subtil.

Dies ist aber auf ausgesprochen hohem Niveau gemeckert, denn die Songs auf „Oath“ sind (wenn auch insgesamt recht gleichförmig) in Sachen Atmosphäre und Intensität ganz großes Kino. Und wenn man sich als Zuhörer:in erfolgreich darauf eingelassen hat und in die Musik versunken ist, ist es auch zweitrangig, dass die Arrangements objektiv betrachtet dem üblichen genre-üblichen Schema folgen: Man fängt zurückgenommen, minimalistisch und leise an und endet laut im Crescendo, oftmals repetitiv, aber damit auch auf eine gewisse Weise meditativ. Diese Sichtweise ist natürlich frei von jeder Emotionalität – was man von MONOs Musik nicht behaupten kann, die immer noch ein großartiger Soundtracks fürs eigene Kopfkino ist.

Die Produktion ist Albini-typisch bodenständig: Man hört, dass die Japaner „Oath“ gemeinsam live eingespielt haben – eine Produktionsweise, die der Tontechniker Zeit seines Lebens präferiert hat und die im Idealfall zu einem organischeren und lebendigeren Gesamteindruck führen kann, als Aufnahmen im Overdub-Verfahren (hier werden die Instrumente einzeln nacheinander aufgenommen und übereinander geschichtet – meistens beginnend mit dem Schlagzeug). Auf übermäßige Kompression und allzu drastische Klangeingriffe wurde weitestgehend verzichtet, weshalb das Album (wie die letzten MONO-Longplayer, die ebenfalls von Steve Albini produziert wurden) bzw. das Instrumentarium nicht viel anders als eben live auf der Bühne klingt. Besonders gelungen ist dabei Dahm Majuri Cipollas Schlagzeugsound, welcher sämtliche Details in Sachen Dynamik (das Verhältnis zwischen Laut und Leise) und Groove wunderbar unterstützt.

„Oath“ ist absolut kein schlechtes Album. Aber ähnlich wie bei Cult Of Lunas letztem Longplayer wirkt manches inzwischen ein klein wenig generisch und dementsprechend auf den ersten Eindruck unspektakulär. Was vielleicht auch deshalb besonders auffällt, weil es auf den letzten Alben regelmäßig minimale Veränderungen in der Grundrezeptur gab. MONO sind, ähnlich wie die schwedischen Post-Metaller, weit entfernt von irgendeiner Form von Belanglosigkeit. Aber auch hier bleibt ein gaaaanz kleines Geschmäckle.

Mono Steve Albini

 

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Wertung: 7.5 / 10

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