Konzertbericht: Mono w/ Alcest, Syndrome

29.10.2016 München, Strom

Für ihr neues Album „Kodama“ ließen sich die Franzosen von ALCEST von japanischer (Pop-)Kultur inspirieren. Anschließend zur Promotion des Albums mit einer Band aus Japan auf Tour zu gehen ist da nur konsequent: Gemeinsam mit der Post-Rock-Instanz MONO sowie dem Soloprojekt SYNDROME lockt Post-Rock-Fans somit ein Tourpackage der Extraklasse.

syndrome-01Die Vorfreude auf den Konzertabend bekommt jedoch gleich zu Beginn einen Dämpfer – weil keiner so recht weiß, wann dieser Beginn eigentlich angesetzt ist: Während Konzertkarten, Facebook-Event und (bis zum Vortag der Veranstaltung) noch 19:30 Einlass, 20:00 Beginn proklamieren, stehen SYNDROME schlussendlich bereits um 19:20 auf der Bühne. Ende der Show: 20:00. Nun sei dahingestellt, ob man mit dem wenig spektakulären Singer-Songwriter-Doom von Mathieu Vandekerckhove, bekannt von Amenra, viel verpasst – den Fans gegenüber, die nicht zuletzt für den Auftritt dieser Band Eintritt bezahlt haben, ist eine solche spontane Verschiebung im Zeitplan schlichtweg unverschämt. Zumal es keine keine unvorhersehbare Überraschung ist, dass das Strom ab 23:00 auf Pary-Betrieb umstellt, der Konzertabend also bis dahin beendet sein muss.

alcest-01Die nächste Überraschung folgt auf den Fuß: Statt ALCEST geben heute Mono den Headliner – somit ist für die Franzosen bereits um 20:15 Stagetime. Nachdem das Strom mittlerweile mehr als gut gefüllt ist, tut der vergleichsweise frühe Beginn der Stimmung jedoch keinen Abbruch: Mit „Kodama“, dem Titeltrack des aktuellen Albums, starten die Franzosen in ein Set, das generell stark von diesem Werk geprägt ist: Mit vier Songs stellt „Kodama“ die Hälfte des während der 75-minütigen Show gebotenen Materials. Zunächst macht der Sound den Franzosen einen Strich durch die Rechnung: Neiges Gesang ist kaum zu hören, der Bass dafür überdeutlich. Ist dieses Manko erst behoben, entfaltet das Material der Franzosen auch heute seine einzigartige Atmosphäre. So schlüssig die Show auch wirkt, so souverän ALCEST auch agieren – wirklich mitzureißen vermag der Auftritt nicht: Gerade retrospektiv, im direkten Vergleich zu dem, was MONO im Folgenden abliefern, wirkt das Auftreten der Franzosen introvertiert und unnahbar. [MG]

    Onyx (Intro)

  1. Kodama
  2. Je Suis d’Ailleurs
  3. Écailles De Lune – Part 1
  4. Autre Temps
  5. Oiseaux De Proie
  6. Eclosion
  7. Là Où Naissent Les Couleurs Nouvelles
  8. Délivrance

mono-04Nach einer etwas längeren Umbaupause, in der die vier Musiker nicht ganz zufrieden wirken, erlischt das Licht schließlich um 22 Uhr und MONO betreten zu Klavierklängen vom Band die Bühne. Bereits beim Einstieg in Form von „Ashes In The Snow“ zeigt sich, dass sich der Soundcheck gelohnt hat: Nahezu perfekt abgemischt erezugen die epischen Klänge bereits nach wenigen Sekunden eine überwältigende Sogwirkung. Bis auf einige wenige unverbesserliche Zuschauer, die das Konzert an der Bar zu lautstarken Gesprächen nutzen, ist das Publikum den gesamten Auftritt über komplett ruhig und erweist MONO den angebrachten Respekt. Dass sich die vier Musiker – wie bei den meisten ihrer Auftritte in den letzten Jahren – auf die Alben ab „Hymns To The Immortal Wind“ beschränken, stört nicht im Geringsten, wirkt doch jeder Song für sich stehend nahezu wie ein eigenes Konzert. Dass besonders Songwriter Taka immer wieder von seinem Hocker aufsteht, sich auf dem Boden windet und mit Feedbackschleifen spielt, spricht für die Leidenschaft, die MONO selbst gegenüber ihrer Musik hegen. Vom neuen Album „Requiem For Hell“ findet sich zunächst nur ein Song im Set – schließlich bildet der knapp 20-minütige Titelsong allerdings einen mehr als nur würdigen Abschluss für ein schlicht atemberaubendes Konzert, das mit 70 Minuten weder zu lang noch zu kurz geraten ist, sondern eine Post-Rock-Band in Höchstform zeigt. Dafür spricht auch der laute Jubel zwischen den Songs und während Takas abschließender Dankesworte. [BL]mono-03

  1. Ashes In The Snow
  2. Death In Rebirth
  3. Dream Odyssey
  4. Pure As Snow (Trails Of The Winter Storm)
  5. Recoil, Ignite
  6. Requiem For Hell

Dass viele Fans heute um SYNDROME betrogen wurden, ist mehr als eine Randnotiz – weil das Abweichen der im Vorhinein angekündigten Einlass- und Anfangszeiten eine Unart ist, die immer mehr einzureißen scheint. Sieht man davon ab, bieten die Bands des heutigen Abends – allen voran MONO in absoluter Bestform – große Unterhaltung zu fairem Preis.

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