Review Parkway Drive – Deep Blue

PARKWAY DRIVE aus Byron Bay in Australien sind ja schon lange keine kleine Nummer mehr: Ausverkaufte Europatourneen, letztes Jahr eine mit Platin ausgezeichnete DVD, die sich zudem in Australien im Jahr 2009 öfter verkaufte als jede andere Musiker-DVD – den Untergrund-Status haben PARKWAY DRIVE schon seit Jahren abgelegt.

Nun liegt das lange erwartete dritte Album der Australier vor, für das sie sich einen neuen Produzenten suchen mussten: Der allseits beliebte Adam Dutkiewicz hatte diesmal keine Zeit. Notgedrungen landeten PARKWAY DRIVE bei Joe Barresi (Queens Of The Stone Age, Tool, Bad Religion). Das macht sich deutlich im Sound bemerkbar: Der klingt nicht so wuchtig wie bei ihren letzten Releases, dafür sehr rauh und natürlich, was dem neuen Album sehr gut zu Gesicht steht – die Gitarren klingen um einiges „natürlicher“ als auf den Vorgänger-Alben und vor Allem der Sound der Bass Drum ist richtig gut geworden. Überhaupt haben PARKWAY DRIVE sich auf „Deep Blue“ sehr auf ihre Wurzeln zurück besonnen: Die Metal-Einflüsse sind natürlich immer noch stets zu hören, jedoch hat man es hier vorrangig mit einem Hardcore-Album zu tun.

„Samsara“ eröffnet das Album mit einer cleanen Gitarrenmelodie, während im Hintergrund sphärische Geräusche zu hören sind. Nach kurzer Zeit setzen Winstons Shouts ein und werden in einem Crescendo immer lauter, bevor die Gitarren mit einer Urgewalt über den Hörer hineinbrechen. Mit einem sehr eingängigen Riff und einem massiven Gangshout wird der Weg bereitet für die Zerstörung, die „Unrest“ anrichtet – ein typischer PARKWAY-DRIVE-Song, zwei Minuten pure Aggression, die in einem monströsen Breakdown kulminieren, der durch einen coolen elektronischen Effekt noch einen unorthodoxen Klang bekommt. Musikalisch hat sich also nicht viel verändert – oder doch?
Mit „Sleepwalker“ folgt nämlich ein Song, der so gar nicht auf eins der Vorgänger-Alben gepasst hätte: Fast nur durch Hardcore-Riffs geprägt und mit einem melodischen Ende, das dem ganzen eine fast melancholische Note verleiht, ist dieser Song so etwas wie ein Wegweiser für alles, was noch kommt. Denn auch im weiteren Verlauf hält sich die Gitarren-Fraktion weitestgehend mit schnellem, fiedeligem Gitarrenspiel zurück – meist regieren die Powerchords. Und wenn es dann doch mal richtig melodisch wird, dann meist in Form von Tappings, wie in „Wreckage“ oder „Deadweight“. Eine Ausnahme hierzu bildet das schnelle „Pressures“, in welchem PARKWAY DRIVE sehr auf melodische Leads setzt. Allerdings beweisen PARKWAY DRIVE, dass sie nicht 1000 Breaks in einem Song und rasende Soli benötigen, um eine wirklich mitreißende Atmosphäre zu kreieren. Meist sind es leicht nachvollziehbare, unkomplizierte Songstrukturen, auf die PARKWAY DRIVE setzen. Man könnte auch sagen: schnörkellos.

Ein Highlight auf „Deep Blue“ ist jedoch „Deliver Me“, das bereits über eine düstere Grundstimmung verfügt und nach etwa zwei Minuten in einen emotionalen Clean-Part übergeht, der einmal mehr von Sänger McCalls Shouts durchbrochen wird: Eine Wahnsinnsstimmung, die hier geschaffen wird.  Der vorvorletzte Song „Hollow“ letztendlich, in dem The Warriors-Fronter Marshall Lichtenwaldt einen Gastauftritt hat, ist der Hardcore-lastigste des Albums, in dem auch der letzte Funken Metal verschwindet. Während „Leviathan I“ nicht mehr wirklich mit Überraschungen aufwartet, drücken PARKWAY DRIVE das Gaspedal in „Set To Destroy“ , einer 1a-Circle-Pit-Hymne, nochmal bis zum Anschlag durch: Zwar hat der Breakdown dieses Songs durchaus das Potenzial, „Romance Is Dead“ als All-Time-Renner abzulösen, schade aber, dass PARKWAY DRIVE an dieser Stelle ein wenig den Fluss rausnehmen.

PARKWAY DRIVE haben mit ihrem neuesten Release das mit Abstand reifeste Album ihrer noch jungen Musiker-Karriere geschaffen. Zwar kann man davon ausgehen, dass die Band immer noch Luft nach oben hat. Trotzdem gilt: Hardcore-Freunde, rennt in den Laden und kauft das Album.

Publiziert am von Pascal Stieler

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