Review Parkway Drive – IRE

Als PARKWAY DRIVE vor gut zehn Jahren zum ersten Mal in Europa auf den Plan traten und das erste Album „Killing With A Smile“ erschien, war die Marschrichtung noch klar: Konzerte der Band waren mehr noch als alle anderen Metal- oder Hardcore-Konzerte eine einmalige Gelegenheit, 45 Minuten lang den Verstand abzuschalten, sich in den Moshpit zu stürzen und Punchlines wie „Don’t Cry Me A Fucking River, Bitch“ oder „Yippiyayeah, Motherfucker“ mitzugrölen. Auch das Album selbst vereinte in einer für ein Debüt-Release aus dem Genre selten gesehenen Art und Weise Spielwitz und Kreativität.

Die Zeiten haben sich jedoch geändert: Heute spielen die Australier regelmäßig vor einem Publikum, das vielfach größer ist als noch vor Jahren. Älter geworden sind die Bandmitglieder auch. Das bedeutet: Die Entwicklung, die sich auf dem letzten Album andeutete – eine Entwicklung hin zu gemächlicheren Songs, Stadion-tauglichen Hymnen, Heavy Metal statt Metalcore und Chorussen statt Breakdowns – nimmt hier überhand. Denn wo PARKWAY DRIVE auf „Atlas“ noch hymnenhafte Metalcore-Brecher ablieferten, gibt es hier hymnenhafte Rohrkrepierer zu hören:

So startet „Destroyer“ zwar mit einem epischen Intro, jedoch fahren PARKWAY DRIVE hier in sehr gemäßigtem Tempo fort, hinzu kommen recht banale Riffs. Alles zu dem Zweck, zum mitsingtauglichen Ein-Wort-Refrain überzuleiten, denn darum geht es. Zwar leiten die Australier danach in einen epischen Part über, der tatsächlich richtig fesselt, eine Marschroute, die man auf „IRE“ öfter beobachten kann….

…ebenso zu beobachten sind allerdings Peinlichkeiten größeren Ausmaßes, die weniger zu erwarten waren: Da wären „Vice Grip“ mit seinem hirnlosen („Yeah-Yeah-Yeah“) Refrain und der Tatsache, dass man sich nicht zu schade war, das Geräusch eines Stadionpublikums zu sampeln, sowie das von vorne bis hinten ereignisarme und im Großen und Ganzen stinklangweilige „Crushed“. Letzteres erinnert mit den Chören im Hintergrund an einen missratenen Ex-Deo-Song. Nicht weniger bemitleidenswert wirken die Bemühungen von PARKWAY DRIVE in „Fractures“, einem Lied, das sich im weiteren Verlauf darin erschöpft, ein bisschen Gebimmel um die „Woo-hoo-hoo“-Chöre herum anzubieten. Belanglos ist dafür gar kein Ausdruck. Der ultimative Facepalm-Moment des Albums folgt in Form von „Writings On The Wall“: Zu einem Beat, der sehr an „We Will Rock You“ erinnert, performt Sänger McCall einen merkwürdigen Storyteller-Gesang, nur um dann allen Ernstes ein „Put Your Hands Up, Put Your Hands Up“ anzustimmen. Zuhause singt man dann eben „Hang Your Head, Hang Your Head“.

Umso ratloser macht einen dieses Quartett des Mittelmaßes, als direkt darauf mit „Bottom Feeder“ ein mächtig groovender Gassenhauer folgt. Derart positiv geht es auch in „The Sound Of Violence“ weiter, während „Vicious“ die gesamte Schizophrenie von „IRE“ auf den Punkt bringt: Bis Minute 2:45 könnte das Ganze ein belangloser Heavy-Metal-Song einer noch belangloseren Band sein, bis sich die Stimmung ändert und die Australier über einen stimmungsvollen Beat auf einen fantastischen Moshpart inklusive Ohrwurmriff überleiten.

Warum man das nicht einfach die ganze Zeit so gemacht hat, wird das Geheimnis der Band bleiben. Letzten Endes hält man nämlich mit „IRE“ ein Album in den Händen, das zwar einige coole Lieder beinhaltet, aber bei Weitem nicht an die früheren Alben herankommt und durch die erwähnten Peinlichkeiten ordentlich Abschreckungspotenzial bereit hält.

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert