Review Rotting Christ – Kata Ton Daimona Eautou

1987 gegründet, gehören ROTTING CHRIST zu den wohl etabliertesten Extreme-Metal-Bands Griechenlands. In über einem Viertel Jahrhundert Bandgeschichte hat die mittlerweile als Duo agierende Band so einige Wandlungen durchgemacht – bedenkt man, dass die Band ursprünglich im Grindcore beheimatet war, ihre Erfahrungen im traditionellen Black Metal gemacht hat und auch vor Gothic-Elementen nicht halt gemacht hat. Mit „Khronos“ und „Sanctus Diavolos“ besannen sich die Hellenen ihrer Black-Metal-Vergangenheit, bevor auf „Theogonia“ sogar Folk-Elemente Einzug in den Sound der Band hielten.

Mit „Kata Ton Daimona Eautou“ gehen ROTTING CHRIST nochmal einen Schritt weiter – und vereinen gewissermaßen alle genannten Elemente in einem Album: denn wenn das Werk eines nicht ist, dann eindeutig zu kategorisieren. Auf das Intro, das ein wenig nach dem unheilvollen Gebet eines Schamanen klingt, entwickelt sich bereits der Opener „In Yumen – Xibalba“ zu einem rasenden Metal-Brecher, der vor allem des Death-Metal-Gesangs, aber auch der Epik wegen, mit der choraler Gesang sowie Melodieführung eingeflochten wurden, an Ex Deo erinnert.
Auch im weiteren Verlauf der CD sind gewisse Parallelen nicht von der Hand zu weisen – mit dem einen, entscheidenden Unterschied, dass ROTTING CHRIST so ziemlich alles besser machen: Die Riffs sitzen, die Songs entwickeln sich und variieren zu guter Letzt auch untereinander genug, um als Album zu unterhalten. Denn wo Ex Deo ihre Songs im Pseudo-Pathos meterdicker Keyboardteppiche ersticken, lassen ROTTING CHRIST ihnen stets genug Raum zum athmen und sich entfalten: Während das immer wiederkehrenden Motiv an sakrale Chöre angelehnten Gesangs als verbindendes Element dient, variieren die Songs ansonsten stark in Stil und Charakter. Von schnellem Shredding mit rasender Doublebass-Begleitung bis hin zum langsamen Groove ist hier alles vertreten. Gekonnt setzen die Griechen mal auf die Ausdruckskraft eleganter Gitarrenmelodien, mal auf den Pathos kraftvollen Gesangs, der ebenso gut einem Monumentalfilm entstammen könnte, mal auf extravagante Instrumentierung wie das ungewöhnliche Flötenspiel in „Kata Ton Deimona Tou Eautou“ oder das exotische Duett aus Piano und wehklagendem Frauengesang in „Cine Iubeste Si Lasa“, welcher erneut eine mystische Ritual-Atomosphäre heraufbeschwört, bevor der Song unvermittelt durch ein stampfendes Metal-Riff in eine gänzlich unerwartete Richtung gelenkt wird.
Neben dem stets auf gewisse Art religiös wirkenden Gesang (in „Ahura Mazda-Aera Mainiuu“ kommt sogar ein Muezin zum Zuge…) und der bereits angesprochenen kompositorischen Vielfalt sind es nicht zuletzt Themis‘ dynamisches Drumming sowie der transparente, differenzierte Sound, die den „Kata Ton Daimona Eautou“ prägen: genau so wird Energie transportiert, genau so konserviert!

Mit „Kata Ton Daimona Eautou“ liefern ROTTING CHRIST ein mehr als beeindruckendes Album ab, das Seinesgleichen sucht: Denn auch, wenn Ex Deo stilistisch stellenweise vergleichbar sein mögen, ist das, was die Kanadier auf „Caligula“ zu bieten hatten, platt und banal im Vergleich zu diesem durchweg gelungenen Album. „Kata Ton Daimona Eautou“ klingt weder zu verkopft oder vertrackt, noch banal und belanglos, sondern beschreitet mit stolz erhobenem Haupt den goldenen Mittelweg, bevor es in den epischen Klängen des Outro-Stückes „666“ ein würdiges Ende findet.

Mit „Welcome To Hel“ findet sich auf der LP- sowie der Boxset-Edition noch ein weiterer Track. Dass dieser nicht, wie so oft bei Bonustracks, lieblos oben drauf geschmissen klingt, sondern das Album tatsächlich sinnvoll um hörenswerte vier Minuten ergänzt, spricht eigentlich für sich genommen schon für die Größe dieser Ausnahmeband.

Wertung: 9 / 10

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