Konzertbericht: Rotting Christ w/ Carach Angren, Svart Crown

14.02.2018 München, Backstage (Halle)

Nur etwas über ein Jahr ist es her, dass ROTTING CHRIST zuletzt auf Deutschland-Tour waren.  Mit einem Über-Album wie „Rituals“ kann man aber ohne Frage auch mehrere Konzerte in der gleichen Stadt bestreiten. Insofern dürfte sich im Vorfeld niemand darüber beschwert haben, als für Feburar 2018 bereits die nächsten Shows der Griechen angekündigt wurde. Im Gegenteil: Die Konzerte der Co-Headliner-Tour mit den niederländischen Schauermärchen-Erzählern CARACH ANGREN ist bereits im Vorfeld in vielen Städten ausverkauft.

Die Vorband für das Spektakel hätte besser nicht gewählt sein können: Der energiegeladene Death Metal, den SVART CROWN vor einer bereits um 20:00 Uhr ansehnlichen Zahl Fans zelebrieren, versetzt das Publikum auf Anhieb in Konzertlaune. Nicht zuletzt durch den kräftig verzerrten Bass mit einem durchdringenden Gesamtsound gesegnet, wissen die Franzosen mit kernigen Riffs und einer souveränen Darbietung zu überzeugen. Mit der Spielfreude, die SVART CROWN dabei an den Tag legen, erarbeitet sich die Band noch einen Extra-Punkt, so dass der Beifall nach 40 Minuten mehr als wohlwollend ausfällt.

Um 21:00 Uhr beginnen CARACH ANGREN eine Show, wie man sie eher von einer Rockband des Formates Ghost oder Marilyn Manson erwarten würde: Mittels Beamer wird ein Gespenst auf die Bühne gezaubert, der Keyboardständer entwickelt durch einen getarnten Roboter-Arm scheinbar ein Eigenleben und CARACH ANGREN – allen voran Fronter Seregor – präsentieren sich zwischen Rauchsäulen und einer perfekten Lichtshow wie morbide Rockstars.

Mimik, Bewegungen und Gimmicks wie eine Maske mit Knochenkrone lassen keinen Zweifel am Konzept der Show zu. Ob einem diese Art der Inszenierung gefällt, steht auf einem anderen Blatt – beim Münchner Publikum kommen die Niederländer damit gut an. Vermutlich sogar besser als ohne das ganze Spektakel. Musikalisch nämlich sind CARACH ANGREN trotz viel Melodik keine leichte Kost: Die vielen Breaks und abrupten Wechsel zwischen symphonischen Parts und Black-Metal-Passagen lassen die Arrangements oft sprunghaft und hektisch wirken, viele Ideen klingen nicht ganz zu Ende gedacht. Wohl nicht zuletzt deswegen hat die Darbietung der spektakulären Show zum Trotz in der zweiten Hälfte ihre Längen: Zumindest für Nicht-Die-Hard-Fans hätte es hinsichtlich der Spielzeit eine Dreiviertelstunde statt der gebotenen Stunde wohl auch getan.

  1. Charlie
  2. The Carriage Wheel Murder
  3. When Crows Tick On Windows
  4. Pitch Black Box
  5. Bitte Tötet Mich
  6. Blood Queen
  7. Lingering In An Imprint Haunting
  8. In De Naam Van De Duivel
  9. Charles Francis Coghlan
  10. Bloodstains On The Captain’s Log

Der Kontrast zu Carach Angren hätte krasser kaum ausfallen können, als um 22:30 ROTTING CHRIST unter großem Jubel ihre Show beginnen: Statt auf Effekte und Gimmicks setzen die Griechen wie gewohnt einzig und allein auf ihre Musik. Mit Alben wie „Rituals“ oder „Kata Ton Daimona Eautou“ in der Hinterhand gehen die Griechen damit aber auch kein Risiko ein: Während ROTTING CHRIST sich auf eine engagierte, aber puristische Show im Stile einer Thrash-Metal-Band beschränken, für deren einzigen Showeffekt eine stark beanspruchte Nebelmaschine sorgt, ist es hier schlichtweg das Songmaterial, das das Publikum bei der Stange hält.

Bereits beim Opener „Devadevam“ herrscht Gänsehaut-Atmosphäre – nur wenig später haben ROTTING CHRIST das Publikum so in der Hand, dass dieses die Band bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit kraftvollen „Hey“-Rufen unterstützt und sich in wilden Mosh- und Circlepits austobt. Der glasklare, druckvolle Sound trägt hierzu ebenso seinen Teil bei wie die Hingabe der bis in die Haarwurzeln motivierten Musiker: Auch ohne Mikrophon schreit Gitarrist George Emmanuel dem Publikum laufend aufmunternde Worte zu, während sich Fronter Sakis Tolis nicht nur am Ende des Sets artig für die Unterstützung bedankt. Nach 65 schweißtreibenden Minuten ROTTING CHRIST findet die Show mit „Non Serviam“ ihr Ende. Bei der heute gezeigten Stärke ist die Vorstellung, diese vier Mannsbilder sollten sich irgendjemandem unterordnen, aber auch fast absurd.

  1. Devadevam
  2. Kata Ton Demona Eautou
  3. Demonon Vrosis
  4. Elthe Kyrie
  5. Apage Satana
  6. The Sign Of Evil Existence
  7. Transform All Suffering Into Plagues
  8. The Forest Of N’Gai
  9. Societas Satanas (Thou-Art-Lord-Cover)
  10. In Yumen-Xibalba
  11. Grandis Spiritus Diavolos
  12. 666
  13. Non Serviam

Trotz oder gerade wegen des stilistischen Unterschieds zwischen CARACH ANGREN und ROTTING CHRIST ist diese Co-Headliner-Tour ein voller Erfolg: Was die einen mit ihrer Show erreichen, gelingt den anderen allein mit ihrer Musik. Der Gewinner ist dabei klar der Fan, der heute – die starken SVART CROWN eingerechnet –  gleich drei mehr als sehenswerte Performances geboten bekommt.

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