Das Cover von "Rapid Foray" von Running Wild

Review Running Wild – Rapid Foray

  • Label: Steamhammer
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Heavy Metal

Oh je, es ist doch ein arges Glücksspiel mit RUNNING WILD. Nach der Reunion im Jahr 2011 erscheint nun das dritte Album. Und nachdem der erste Versuch „Shadowmaker” eher schwach war, hatte das zuletzt erschienene „Resilient” tatsächlich wieder einige gute Songs aufzuweisen. Nun steht 2016 das dritte Studioalbum in den Startlöchern. Können – Achtung, Kalauer – RUNNING WILD mit „Rapid Foray” Kurs halten?

Jedenfalls geben sie sich größte Mühe. Es scheint, als ob sich Rolf hingesetzt hätte, in sich gegangen wäre und überlegt hätte: Was wollen die Leute eigentlich von mir hören? Das schrieb er alles auf und hatte somit eine Liste, die er in der Folge konsequent abgearbeitet hat. Das klingt zwar auf den ersten Blick vielversprechend und ist sicherlich auch der Grund dafür, dass das Album bisher in der Presse zumeist die besten Bewertungen seit der Reunion bekommen hat. Beim genaueren Hinschauen offenbart das Vorgehen aber auch seine Schwächen.

Ja, es gibt Songs über Piraten („Black Skies, Red Flag”, „Black Bart”). Ja, es gibt Songs über den wilden Westen („Into The West”, „Last Of The Mohicans”). Ja, vieles klingt von den Texten her wie ein NRA-Werbespot („Stick To Your Guns“). Ja – und das ist die beste Nachricht überhaupt –, die Gitarren bretzeln wieder deutlich mehr und ihre Arrangements sind komplexer als auf den vorigen Alben. Und doch: Es wirkt alles zu kalkuliert und geplant. Songs wie der Opener „Black Skies, Red Flag“, „Into The West“ oder auch „Black Bart“ machen zwar wirklich Spaß, trauen sich selbst aber viel zu wenig zu, um aus der Masse des back catalogues von RUNNING WILD hervorzustechen. Trotzdem gilt ohne Zweifel, dass hier einige der stärksten RUNNING-WILD-Refrains seit mehr als einem Jahrzehnt geschrieben wurden. Hervorzuheben ist auch das gelungene Instrumental „The Depth Of The Sea – Nautilus“.

Kurz und knapp: Rolf macht hier vieles richtig, aber leider auch gar nichts anders. Natürlich erwarte ich keine Originalität von RUNNING WILD, weder gestern noch heute. Warum auch? Aber einfach die alten Riffs, den alten Sound und die alten Songthemen wieder aufzuwärmen macht mit viel handwerklichem Geschick zwar ein gutes, aber noch kein herausragendes Album – und genau daran krankt „Rapid Foray”, wenn auch auf dem höchsten Niveau seit langem. Wenn dann doch einmal etwas annähernd Neues probiert wird, wie mit der Stadionhymne „By The Blood In Your Heart“, klingt das Ergebnis eher belanglos. Im Ganzen bietet „Rapid Foray“ also vor allem eines: durchgeplanten Fan Service. Das wird vielen gefallen, muss aber nicht allen reichen.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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