Review Running Wild – Resilient

  • Label: SPV, Steamhammer
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Heavy Metal

Schreiben wir jetzt noch einmal über RUNNING WILDs kurzzeitigen Abschied oder ihre seltsam begründete Wiederkehr? Beginnen wir dieses Review gleich mit Spekulationen über den Schlagzeuger? Och nö. Lassen wir die ganzen alten Geschichten endlich mal beiseite und konzentrieren uns stattdessen auf die alte Musik – denn davon gibt es auf „Resilient“, dem mittlerweile 15. Studioalbum von RUNNING WILD, einige.

Nachdem das Comeback-Album „Shadowmaker“ streckenweise sehr in Hard-Rock-Gefilde abgedriftet ist, gibt es auf „Resilient“ wieder eine, man verzeihe das Klischee, volle Breitseite Heavy Metal. Rolfs Truppe prügelt im altbekannten Stil auf die Instrumente ein und absolviert eine typische Nummer nach der nächsten – zumindest auf der ersten Hälfte des Albums. Mit dem Opener „Soldier Of Fortune“ und dem nicht minder guten „Resilient“ gibt es zwei erstklassige Tracks, die tatsächlich ein wenig an die alten Tage von RUNNING WILD erinnern. Das heißt natürlich auch: Die Musik ist vorhersehbar und bewegt sich nicht aus der Komfortzone der Band. Aber dass ihnen der Drang nach Veränderung nicht gut tut, hatten wir mit „Shadowmaker“ ja schon geklärt. Und für Hard-Rock-Eskapaden hat Rolf inzwischen Giant X, sodass RUNNING WILD wieder stark verzerrte Gitarrenwände und den typisch-rauen Gesang liefern dürfen.

Das funktioniert erstaunlich gut und langweilt nur bei wenigen Tracks – und das auch nur in der zweiten Hälfte. „Fireheart“ und „Run Riot“ sind leider solche geworden und unterbrechen den Fluss, den das Album aufgebaut hatte. Im Falle von „Fireheart“ liegt das wohl am Refrain, bei „Run Riot“ am selbst für die Verhältnisse von RUNNING WILD stumpfen Text. Aber auch das stark an einfachste Rockharmonien angelegte Riffing auf beiden Titeln tut sein übriges. Überhaupt war der zweite Teil wohl für Experimente gedacht. Davor liegt, gewissermaßen als Angelpunkt von „Resilient“ der beste Track: Mit „Desert Rose“ gelingt der Band eine großartige Halbballade mit herrlich verträumter Gitarrenmelodie und einem göttlichen Prechorus. Klasse! Wer hier nicht mit dem Kopf wippt, trägt vermutlich eine Halskrause.
Gegen Ende der Spielzeit fängt sich das Album wieder und es gibt mit „Down The Wire“ noch mal einen ordentlichen, wenn auch leicht atypischen Stampfer zu hören. Ob „Bloody Island“ zum Abschluss fast zehn Minuten lang werden musste und ob die musikalischen Ideen dafür wirklich ausreichten, sei zwar dahingestellt, aber es hätte schlechtere letzte Songs geben können.

Also, kurz und knapp: Mit „Resilient“ gehen RUNNING WILD auf der ersten Hälfte ein ganzes Stück zurück in ihrer eigenen Geschichte, und das ist gut so. Auf der zweiten durfte ein wenig experimentiert werden, was mal besser („Down To The Wire“) und mal schlechter („Fireheart“, „Run Riot“) gelingt. Am Ende wird die Sache rund und der Hörer stellt überrascht fest, dass man den Namen RUNNING WILD vielleicht doch noch nicht zu den Akten legen muss. Regelrecht überragende Alben sehen zwar anders aus, aber es gibt neben der Tradition einige gelungene Ansätze, die „Resilient“ für den Genrefan zu einer lohnenswerten Anschaffung machen.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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