Review Running Wild – Shadowmaker

  • Label: SPV, Steamhammer
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Heavy Metal

Es lohnt eigentlich nicht, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, aus welchen Gründen die „Reunion“ von RUNNING WILD zustande kam – gerade mal drei Jahre nach dem Abschiedskonzert in Wacken, das seinerseits erst zwei Jahre später unter dem Titel „The Final Roger“ veröffentlicht wurde, liegt jetzt jedenfalls mit „Shadowmaker“ das 14. Studioalbum vor. Da man es im Vorfeld der Veröffentlichung nicht ausließ, vollkommen überzogene Erwartungen und angebliche Reaktionen auf Come-Back und Ersteindruck der CD zu publizieren, war ich durchaus gespannt; sollte „Shadowmaker“ tatsächlich die musikalische Lust reflektieren, die Kapitän Rolf Kasparek angeblich am Heavy Metal wiedergefunden hat?

Nachdem man sich ausgiebig über das etwas ungewöhnliche Cover gewundert hat (an anderer Stelle las man von einem Darth Vader mit Segelohren), beginnt die CD eher untypisch; mit „Piece Of The Action“ steigen RUNNING WILD anno 2012 betont rockig in das Album ein, mit teils eher gehauchten als gesungenen Passagen und cleanen Gitarren. Ungewohnt, deswegen aber nicht schlecht. Im Gegenteil, mir macht diese Nummer durchaus Spaß, sie besitzt Groove und mit Rolfs Stimme eine unverkennbare Note. Und: auch die Produktion weist wieder in eine gesündere Richtung, als dies noch bei dem letzten Album „Rogues on Vouge“ der Fall war – die CD war mir im Klang viel zu synthetisch und drucklos. Insofern Daumen hoch. Einziger Wermutstropfen ist und bleibt das Schlagzeug, das (fast bin ich geneigt zu sagen: gewohnt) steril klingt. Wer selbiges eingespielt hat, weiß man nicht so genau. Es klingt aber ein wenig wie die (erwartete) Rückkehr eines gewissen Angelo Sasso…

Die CD bleibt über weite Strecken hin in den schon angesprochenen rockigen Gefilden. Schwere, stampfende Mid-Tempo Rocker wie „Locomotive“, „Black Shadows“ (zu lang!) oder „Into The Black“ bilden aber nur einen Teil des Albums. Diesem stehen zwei, drei schnellere Nummern gegenüber, darunter „I Am Who I Am“, in dem Rolf ein weiteres Mal seinen manchmal an blanke Sturrköpfigkeit grenzenden Individualismus thematisiert, oder das Titelstück, das durch ein blitzsauberes Gitarren-Solo besticht. Auch dem Piratenimage, das in den letzten Jahren kaum mehr Erwähnung gefunden hat, wird in zwei Stücken („Riding on the Tide“, „Sailing Fire“) Raum gegeben – wobei zuletzt erwähnter Song völlig uninspiriert am Hörer vorbeirauscht.

Und als ob Rolf seinen Hard Rock Vorlieben im Verlauf der CD nicht schon genügend Minuten eingeräumt hätte, findet sich mit „Me and the Boys“ ein wirklich völlig unnötiger Schunkel-Rock Song mit beinahe peinlichen Textstellen – ein „We are Running Wild“ ist ja schon seit langem wenig mehr als eine fade Erinnerung an vergangene Tage. Sei’s drum, mit dem überlangen und durchaus hörenswerten „Dracula“ endet die CD schließlich und zwängt einem die obligatorische Frage auf: Ist es in Ordnung, dass es diese „Band“ wieder gibt? Meine Antwort: Ich glaube schon. RUNNING WILD in den 2010er Jahren werden wohl keinen Meilenstein à la „Black Hand Inn“ mehr unter die Leute bringen, aber ich kann mit „Shadowmaker“ gut leben. Das Album ist ausgewogen produziert, wechselt zwischen langsameren und schnelleren Stücken hin und her und hat den einen oder anderen Kracher zu bieten. Nicht mehr; aber eben auch nicht weniger. Welcome back.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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