Review Sabaton – Heroes

Besetzungswechsel haben oftmals besondere Effekte für eine Band. Einerseits können sie erfrischend sein und neue Aspekte in das Songwriting bringen, andererseits kann es zu einer klassischen Stagnation führen. SABATON sind mit ihrem neuesten Werk „Heroes“ genau an diesem Punkt angelangt. Während am Vorgänger „Carolus Rex“ noch in der alten Besetzung gearbeitet wurde, so stellt das jetzige Release die Premiere für das neue Line Up dar. Die große Frage ist daher: Wie wirken sich die Veränderungen der letzten Jahre auf das Quintett aus?

Am augenscheinlichsten ist es, dass SABATON leider wieder zu den gewohnten Zweiter-Weltkriegs-Kriegsthematiken zurückgekehrt sind. Die Besinnung auf die schwedische Historie, welche auf „Carolus Rex“ Einzug gehalten hat, stand den Schweden letztendlich sehr gut zu Gesicht und machte Hoffnung darauf, dass SABATON sich thematisch vom Nationalsozialismus und den Schlachten des Zweiten Weltkrieges entfernen würden. „Heroes“ bietet nun das genaue Gegenteil, denn es geht hauptsächlich wieder um diese Zeit und man verbindet sie diesmal zusätzlich mit dem Begriff des Helden. Für Diskussionsstoff ist also allemal wieder gesorgt. Hier soll es nun aber in erster Linie um die Musik gehen und bezüglich der Problematik von Krieg im Metal wird auf das entsprechende Special verwiesen.
Das die fünf Schweden sich musikalisch nicht um 180 Grad gedreht haben war von Beginn an klar und noch schneller wird deutlich, dass dieses Album musikalisch weit unter dem anzusiedeln ist, was SABATON schon gezeigt haben oder im Stande sind zu leisten. Allein die Tatsache, dass die Spielzeit mit 37 Minuten bei zehn Songs sehr kurz ausgefallen ist, dürfte man wohl als Schlag vor den Kopf der Fans bezeichnen. Fast kein Stück der Scheibe knackt die Vier-Minuten-Marke. Epische Songs von zehn Minuten müssen es ja auch gar nicht sein, aber durch die kurzen Spielzeiten wirken diverse Titel einfach halbgar und nicht bis zum Ende durchdacht. Dies ist aber nicht das einzige Problem auf „Heroes“. Bereits der Opener „Night Witches“ will absolut nicht zünden und somit verschenkt man einen sehr wichtigen Punkt, nämlich den des Aha-Effekts. Diesen Effekt findet man bis zum Ende tatsächlich kein einziges Mal. Die, durchaus ordentlich gespielten, Riffs sind altbekannt und wirken als hätten Joakim Broden und seine Mannen nur das Material verarbeitet, dass es nicht auf eines der früheren Alben geschafft hat. Da hilft es auch nicht, wenn versucht wird mit einer (Halb-)ballade das Album aufzulockern oder wenn man wie bei „To Hell And Back“ einfach die Keyboards etwas in den Vordergrund holt. Der absolute Tiefpunkt auf „Heroes“ ist jedoch das angesprochene „The Ballad Of Bull“. Mit der Textzeile „Sometimes war is killing, sometimes war is saving lives“ wird die Frage aufgeworfen: In welchen Fällen haben Kriege denn Leben gerettet? Gab es jemals einen Krieg, in dem es keine Toten gab? Auch hier soll es keine Grundsatzdiskussion geben, jedoch ist klar, dass diese Formulierung auf sehr tiefem Niveau angesiedelt ist.

Selbst als Fan von SABATON muss man hier zugeben, dass „Heroes“ das bisher schwächste Werk der Bandgeschichte ist und man doch mehr Zeit in das Schreiben hätte investieren sollen. Die Riffs sind wie gesagt altbekannt und dann noch nicht mal besonders kraftvoll, wenn man die kleine Rettung durch die Produktion außen vor lässt, und die Texte sind leider wieder in alte Schemata zurückgedrängt worden. Letztlich lässt sich sagen, dass die Die-Hard-Fans trotzdem Freude an diesem Album haben könnten, wer sich jedoch bisher kaum mit Sabaton befasst hat, dies aber tun möchte, der sollte lieber auf die älteren Alben zurückgreifen.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Christoph Ilius

2 Kommentare zu “Sabaton – Heroes

  1. Mir hat das Album insgesamt gut gefallen, deutlich besser als schwache Carolus Rex. Night Witches, To Hell and Back oder Resist and Bite sind doch klasse Songs, genauso wie das sehr düstere Inmate 4859. Richtig ist jedoch, das Sabaton mit diesem Album sehr auf der Stelle treten, dies jedoch auf hohem Niveau tun. Hätte dem Album eine 7/10 gegeben. Und was die erwähnte Stelle aus „Ballad of Bull“ angeht, so denke ich, hiermit ist gemeint, das Krieg für den einzelnen Soldaten eben nicht nur aus töten besteht, sondern dass er (der Soldat) auch anderen Menschen in bestimmten Situationen das Leben retten kann. Dass Kriege geführt werden, um Leben zu retten, ist hier sicherlich nicht gemeint.

    just my 2 cents

  2. Mit dem Review kann ich fast komplett mitgehen. Allerdings fand ich „Carolus Rex“ noch schlechter und halte „Night Witches“ für das beste Lied der Platte.

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