Konzertbericht: Sabaton w/ Apocalyptica, Amaranthe

25.01.2020 Berlin, Max-Schmeling-Halle

Nach ihrer großen Geburtstagsfeier beim letztjährigen Wacken Open Air befinden sich SABATON aktuell wieder auf Tour durch Europa. Im Gepäck haben die Schweden wieder jede Menge Pyro und Spektakel sowie zwei Support-Acts: AMARANTHE und APOCALYPTICA dürfen die Shows eröffnen. Man darf gespannt sein, wie dieses Tourpackage funktioniert.

Die Eröffnung des Abends erfolgt absolut pünktlich um 19 Uhr durch AMARANTHE. Die Halle ist zu diesem Zeitpunkt überraschend gut gefüllt und so kann sich die Band um die drei Vokalisten Elize Ryd, Henrik Englund Wilhelmsson und Nils Molin definitiv nicht über zu wenig Publikum beschweren. Nach kurzem Intro, legt die Combo aus Göteborg auch direkt und kraftvoll los. Der Sound im Bereich direkt vor der Bühne ist überraschend gut und die drei Protagonisten am Mikro sind deutlich treffsicherer als es viele Live-Mitschnitte auf Youtube und Co. hätten vermuten lassen.

Trotz oder eben aufgrund ihrer Mischung aus kräftigen Elektro-Sounds und melodischem Modern Metal, schaffen es Elize und ihre Kollegen schnell das Publikum in Teilen auf ihre Seite zu ziehen. Die große Spielfreude der Band nimmt hierbei sicherlich auch eine nicht unerhebliche Rolle ein. AMARANTHE machen definitiv eine sehr gute Figur und nutzen den Platz der zur Hälfte verhangenen Bühne gut aus. Immer wieder feuern Ryd, Molin und Wilhelmsson das Publikum an und dieses reagiert im Laufe der Show dann auch immer besser. Bandklassiker wie „Maximize“, „Digital World“, „Amaranthine“, „CG6“ und das abschließende „Drop Dead Cynical“ sitzen richtig gut und so geht ein unterhaltsamer und kurzweiliger Auftritt nach gut 50 Minuten zu Ende.

  1. Helix Intro
  2. Digital World
  3. Hunger
  4. Amaranthine
  5. CG6
  6. Helix
  7. That Song
  8. Call Out My Name
  9. The Nexus
  10. Drop Dead Cynical

Nach kurzer Pause geht es mit den Finnen APOCALYPTICA weiter. Auch hier stellt sich anfänglich die Frage, wie ein solcher Support bei einem Headliner wie SABATON funktioniert? Die Zielgruppen sind ja doch eher gänzlich andere. Überraschenderweise ist das Berliner Publikum hier aufgeschlossener als man es erwarten könnte. Die Halle ist weiter gut gefüllt, sowohl im Innenraum als auch auf den Rängen. Showtechnisch sind APOCALYPTICA natürlich alte Hasen und wissen um die Einschränkungen mit den großen Instrumenten, sodass man vor allem über stimmungsvollen Lichteinsatz und animierte Videosequenzen auf dem Backdrop visuelle Anreize schafft. Ein wenig bewegen sich aber natürlich auch die drei Musiker, um so viel Dynamik wie möglich zu schaffen.

Die Setlist von APOCALYPTICA führt mit „Rise“ vom neuesten Album „Cell-O“ über „Grace“ (Worlds Collide) sowie „Seek & Destroy“ (Metallica-Cover) und „Seemann“ (Rammstein-Cover) quer durch die Bandgeschichte. Für „Seemann“ holen die Finnen dann nochmals Elize Ryd auf die Bühne, die einmal mehr an diesem Abend ihre Fähigkeiten unter Beweis stellt. Auch bei „I Don’t Care“ darf sie den Gesang beisteuern. In ihrem langen schwarzen Abendkleid passt sie sich zudem optisch der Musik an. Beim abschließenden „Nothing Else Matters“ übernimmt schließlich das Publikum den Gesangspart und führt einen gelungenen Auftritt zu einem guten Ende.

 

  1. Rise
  2. Grace
  3. Path
  4. Seemann
  5. I Don’t Care
  6. En Route To Mayhem
  7. Seek & Destroy
  8. Hall Of The Mountain King
  9. Nothing Else Matters

Um 21:20 Uhr ist es dann soweit und das Intro für SABATON ertönt. Das Publikum ist nun hellwach und vom ersten Moment an dabei. Als erster Song ertönt „Ghost Division“ und das gewaltige Bühnenbild aus Videoleinwand, Sandsäcken, Unterständen, Stacheldraht und dem obligatorischen Panzer wird in Gänze sichtbar. Die einzelnen Bewegungsabläufe, das merkt man von der ersten Sekunde an, sind sehr gut choreografiert. Jeder Musiker weiß sofort wo er stehen muss und was seine Aufgabe ist. Warum das aber nicht nur gut aussieht sondern auch wichtig ist, zeigt sich jedes Mal, wenn die Pyrotechnik zum Einsatz kommt. Ein falscher Schritt und es könnte schmerzhaft werden. Leider lässt der erste nervige „Noch ein Bier“-Moment nicht lange auf sich warten. Und weil es eben zum Fanservice gehört, geht Sänger Joakim Brodén darauf ein.

Vor „The Attack Of The Dead Man” verlassen SABATON kurz die Bühne und es wird dunkel. Lediglich die Videowand leuchtet in einem unheimlichen Grün, als langsam die Umrisse der Musiker sichtbar werden und sich auf ihren Gesichtern die Gasmasken bereits abzeichnen. Als das Licht wieder angeht, betritt auch Joakim Brodén wieder die Bühne. Der Sänger ist in einen langen Mantel gehüllt, trägt ebenfalls eine Gasmaske und dazu noch einen Tank auf dem Rücken, mit dem er Rauch, welcher vermutlich das Gas darstellen soll, auf der Bühne verteilen kann. Dem Publikum gefällt der Auftritt bis hier sehr gut, bekommen sie doch einiges an Show geboten. Die ersten Crowdsurfer sind jedenfalls schon zu sehen und immer wieder werden die Fäuste in die Luft gereckt. Zu „The Red Baron“ holen SABATON eine Miniatur-Ausgabe des historischen Doppeldeckers auf die Bühne, hinter welchem sich die im Song genutzte Hammond-Orgel versteckt.

Was sich bereits mit einem Video und einer Single angekündigt hat, geschieht nun auch live und APOCALYPTICA betreten die Bühne, um neben „Angels Calling“ noch fünf weitere Songs mit Pär Sundström und Kollegen zu spielen. Die Kombination aus kräftigem Power Metal und den Streichern funktioniert prächtig und auch beide Bands haben sichtlich Spaß auf der Bühne. Zu „Dominium Maris Baltici“ und den folgenden „The Lion From The North“ und „Carolus Rex“ haben sich SABATON nochmals umgezogen und tragen nun blaue Uniformen. Mit dem Ende des letztgenannten Stücks ist die reguläre Setlist beendet, aber wie schon zu erwarten war kommen SABATON noch mal für ein fulminantes Finale zurück.

Eingeleitet wird das Finale durch diverse Reden, die vom Band laufen. Als erstes ertönt beispielsweise Joseph Goebbels, bevor die wohl bekannteste Rede Winston Churchills zu hören ist. Besonders der erste Teil dieser Passage hinterlässt bei einigen Fans schon ein seltsames Gefühl, bedenkt man wie stark der Aufschwung von rechts in unserer aktuellen Zeit leider wieder ist. Mit „Primo Victoria“ und „Bismarck“ folgen zwei der wohl beliebtesten Stücke von SABATON und das merkt man bei den Konzertbesuchern deutlich. Die Pyrotechniker haben zudem auch noch Reserven gefunden und feuern aus allen Rohren. Das Ende der Show bilden „Swedish Pagans“ und „To Hell And Back“ bevor das Outro ertönt und auf der Videowand die Worte „Drive Safe! Make Love, Not War!“ zu lesen sind.

  1. Ghost Division
  2. Great War
  3. The Attack Of The Dead Men
  4. Seven Pillars Of Wisdom
  5. Diary Of An Unknown Soldier
  6. The Lost Battalion
  7.  The Red Baron
  8. The Last Stand
  9. 82nd All The Way
  10. Night Witches
  11. Angels Calling (mit Apocalyptica)
  12. Fields Of Verdun (mit Apocalyptica)
  13. Dominium Maris Baltici (mit Apocalyptica)
  14. The Lion From The North (mit Apocalyptica)
  15. Carolus Rex (mit Apocalyptica)
  16. Primo Victoria
  17. Bismarck
  18. Swedish Pagans
  19. To Hell And Back

Am Ende eines langen Abends bleibt zu sagen, dass das Paket aus AMARANTHE, APOCALYPTICA und SABATON überraschend gut funktioniert hat. Alle drei Bands haben ihre Auftritte mit Bravour gemeistert. Vor allem AMARANTHE dürften durchaus einige Leute von sich überzeugt haben – das war so nicht zu erwarten. APOCALYPTICA haben einmal mehr bewiesen, dass auch klassische Instrumente für härtere Sounds geeignet sind. Und SABATON haben gezeigt, wie gut sie mittlerweile darin sind, große Shows zu inszenieren. Musikalisch sind die Schweden auf jeden Fall nicht ohne Grund die Speerspitze des Power Metal unserer Tage.

Welche Problematiken sich aus der Verbindung von Show und Kriegsthematik ergeben können, haben wir bereits ausführlich in unserer Kolumne „Wie viel Krieg verträgt der Metal? Teil II“ thematisiert. Dieser wichtige Aspekt wurde hier daher bewusst nicht näher beleuchtet.

Publiziert am von Christoph Ilius

Fotos von: Christoph Ilius

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert