Review Solbrud – IIII

  • Label: Vendetta
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Black Metal

Wer im Black Metal nicht nur auf die Größen der ’90er-Jahre setzt, sondern auch die aktuellen Entwicklungen und den Underground verfolgt, dürfte um Afsky nicht herumgekommen sein: 2015 als Soloprojekt von Ole Pedersen Luk gegründet, gibt es mittlerweile nicht nur drei Alben, sondern auch eine livetaugliche Bandbesetzung. Wenig überraschend, dass sich Luk auf diese Band konzentriert hat – schade jedoch, dass er mit SOLBRUD dafür der musikalisch eigentlich spannenderen Combo den Rücken gekehrt hat.

Obschon sein Ausstieg nach elf gemeinsamen Jahren bereits 2021 vollzogen wurde, erscheint nun noch ein letztes SOLBRUD-Album, bei dem er als Songwriter wie auch Sänger involviert war. Diese vierte Platte der Band schlicht „IIII“ zu nennen, erscheint zunächst wenig kreativ – auch dass der Titel als lateinische Nummer obendrein falsch geschrieben ist (korrekt wäre „IV“), wirkt etwas befremdlich. Doch zum Glück reicht das Albumkonzept weiter und die Schreibweise kann als künstlerische Freiheit durchgewunken werden.

So haben sich SOLBRUD für dieses Werk den vier klassischen Elementen zugewandt und ihr Album entsprechend in vier Teile geteilt, die auf je einer Vinyl-Seite Platz finden. Auch kompositorisch hat sich die Band etwas Besonderes einfallen lassen: Statt alle Songs gemeinsam zu erarbeiten und abzustimmen, zeichnet diesmal für jeden dieser vier Teile je ein Musiker allein verantwortlich. Ein solcher Ansatz könnte ordentlich schiefgehen – wenn die gelieferten Parts am Ende einfach kein in sich stimmiges Ganzes ergäben. Oder aber er sorgt für ein abwechslungsreiches und in sich extrem schlüssiges Werk – wie das hier der Fall ist.

Den Anfang macht die Luft, auf dem Cover verbildlicht durch einen Blitz und musikalisch umgesetzt in nur zwei Songs: „Hvile“ dauert stolze 17:36 Minuten und bietet von Black Metal bis zu lieblichen Clean-Gitarren ein breites Spektrum an Stilmitteln, „Tåge“ ist ein eher bedächtiger Sechsminüter, in dem weit weniger passiert – der aber gerade dadurch seine beklemmende Atmosphäre entwickelt. Weiter geht es mit Wasser: Eingeleitet durch ein ruhiges Akustik-Gitarren-Instrumental, bricht sogleich fieser Black Metal los, der in den folgenden drei Songs durch repetitives, aber ausdrucksstarkes Riffing ebenso überzeugt wie durch gelungen gesetzte Brüche und unerwartete stilistische Wendungen. Der Teil Erde wiederum beginnt true, entwickelt sich aber zunächst in Richtung Doom, spätestens im zweiten Teil dann gar ins Proggige.

Neben dem fiesen Screaming (bei allen Songs) stammt auch der vierte Teil – dem Feuer gewidmet – von Ole Pedersen Luk, und man müsste lügen, würde man behaupten, dass sich hier seine Handschrift, wie man sie von Afsky her kennt, nicht heraushören ließe: Geboten ist hier wieder truer, monotoner, aber dabei nicht langweiliger Black Metal, der mit dem atmosphärischen Instrumental-Outro einen stimmigen Abschluss findet.

Angesichts der Tatsache, dass sich die Band das Songwriting diesmal strikt nach Album-Vierteln aufgeteilt hat, kann man der Zukunft von SOLBRUD auch ohne ihren langjährigen Fronter getrost entgegenblicken – denn was die Dänen auf ihrem vierten Werk „IIII“ abliefern, ist über die volle Länge von 1:34:08 Stunden beeindruckend. Und vielleicht lenkt der Hype um Afsky ja zumindest auch etwas Aufmerksamkeit auf dieses herausragende Album.

Wertung: 8.5 / 10

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