Review Soul Demise – Thin Red Line

Richtiger Old School Melodic Death Metal ist heutzutage rar geworden. Moderne, aus der US-amerikanischen Szene entlehnte Elemente sind seit einiger Zeit tatsächlich einfach angesagter und lassen sich besser vermarkten. Schön zu sehen, dass es trotzdem noch Bands gibt, die auch nach vielen Jahren diesen Stil aufrechterhalten. SOUL DEMISE sind eine solche Band. Die Nürnberger gibt es seit knapp 20 Jahren und mit „Thin Red Line“ veröffentlichen sie nun ihr sechstes Studioalbum.

So sehr man sich darüber freut, so schnell wird auch klar, warum ihr Stil heutzutage nahezu ausgestorben ist: Obwohl das Quintett in der Hinsicht fast alles richtig macht, kann man leider nicht leugnen, dass einige der elf Songs nach einem Mix aus den üblichen Klassikerbands klingen. „Plagued By Fear“ und „Hopeless Case“ orientieren sich an den Mitt-Ära-In-Flames. Die äußerst gelungenen „Empty“ und „Live On The Edge“ sowie das eher träge, an Songs wie „Slave To The Parasites“ erinnernde Stücke hätten auch fast 1:1 von Hypocrisy stammen können. Die Albumhighlights „Frustration“ und „Desperate Cry“ hingegen übernehmen Teile von At-The-Gates-Ideen wie das an „Suicide-Nation“ angelehnte Verse-Riff. Auch Arch Enemys und Soilworks Einfluss kann man aus einigen der Songs problemlos heraushören. Das mindert allerdings keineswegs den Spaß, den man als Hörer und Melodic-Death-Metal-Fan an dem Album hat. Zugleich erklärt es aber wohl ein Stück weit, warum Platten wie „Thin Red Line“ heutzutage nicht mehr so euphorisch aufgenommen werden, wie sie es mit Sicherheit in den 90ern geworden wären.

Denn ansonsten kann man den fünf Musikern kaum etwas vorwerfen. Das Album ist absolut sauber und tight eingespielt, die hochwertige, Old-School-Produktion klingt erfreulicherweise nach Band und nicht nach Computerprogramm und in Sachen Songwriting können SOUL DEMISE mit etlichen eingängigen, gefälligen Riffs und Melodien punkten. In der zweiten Hälfte des Albums gelingen der Formation dann sogar noch ein paar eigenständigere Stücke, die nicht direkt an konkrete Songs oder Bands erinnern. Gerade die zweistimmigen Gitarrenpassagen beeindrucken hier und verhelfen der Scheibe zu einem authentisch in die post-2000er transferierten Melodic-Death-Metal-Sound. Einzig das gelegentliche Einbinden von Breakdowns wirkt im Kontext der Restmusik fast wie ein störender Fremdkörper.

SOUL DEMISE haben mit „Thin Red Line“ ein äußerst gelungenes Album klassischen Melodic Death Metals vorgelegt. Fans des 90er-Jahre-Göteborg-Sounds sei hier dringend empfohlen zuzugreifen. Ansonsten vermag die Platte zur Weiterentwicklung der Musik aber wenig beizusteuern, sondern ruht sich auf einem Stil von anno dazumal aus. Ein großer Durchbruch wird der Truppe daher leider wohl auch mit Werk Nummer sechs verwehrt bleiben.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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