Review Soundgarden – Superunknown (Reissue)

Es gibt Alben, die ihre Generation prägen und auch darüber hinaus einen legendären Status behalten. „Reign In Blood“, „Altars Of Madness“ und „Nevermind“ zählen sicher dazu, ebenso wie das vierte Album von SOUNDGARDEN, „Superunknown“. Das bekommt nun, anlässlich seines 20. Geburtstages, als Delux-Reissue erneut auf den Markt.

Ursprünglich 1994 veröffentlicht, ist „Superunknown“ ein Meileinstein der Musikgeschichte, der maßgeblichen Einfluss auf den Alternative- und Progressive Rock hatte und eine ganze Generation von Hörern und Musikern kollektiv auf die Couch eines Seelenklempners beförderte.
Mit ihrer musikalischen Ausformulierung einer Depression setzten SOUNDGARDEN zu einem Höhenflug an, der sich, unter anderem, in zwei Grammys für die Songs „Black Hole Sun“ und „Spoonman“ niederschlug und „Superunknown“ zum kommerziell erfolgreichsten Album der Band machte.

Dabei ist „Superunknown“ alles andere als easy listening. Über rund 70 Minuten erstreckt sich eine Platte, die oftmals tonnenschwer aus den Boxen kommt und dabei ähnlich verstörend wirkt, wie das Coverartwork. SOUNDGARDEN klingen auf diesem Album sehr unzugänglich, man macht es dem Hörer nicht leicht einen Zugang zur Musik zu finden, worin zugleich der große Reiz der Scheibe liegt.
Auch musikalisch ist alles andere als gute Laune angesagt, die Tracks erzählen von deprimierten Menschen und kaputten Seelen. „The Day I Tried To Live“ beispielsweise thematisiert den Versuch der Menschen, ihr Leben zu ändern, was aber ob ihrer festgefahrenen Routinen von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. In diesem Stile geht es weiter: „Mailman“ beschreibt einen Menschen, der vom Leben so frustriert ist, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Sicherungen durchbrennen und der Typ ausrastet. Diese beklemmende und drückende Grundstimmung zieht sich als roter Faden durch „Superunknown“.

Erwähnt werden müssen natürlich auch „Spoonman“ und vor allem „Black Hole Sun“, das zum absoluten Überhit der Band wurde und sich sieben Wochen an der Spitze der US-Charts halten konnte. Hier wird die Traurigkeit des Songs hinter einer schönen Melodie versteckt, weshalb viele Menschen sie kaum bemerken. Zudem ergibt der Text eigentlich kaum Sinn, Cornell spielt lediglich mit den Worten (wie er später selbst erklärte), um mit ihnen ein Bild zu zeichnen, das den Song abrundet und zu einem Gesamtkunstwerk macht.

Auf der zweiten CD dieser Deluxe-Reissue befinden sich bisher unveröffentlichte Demoversionen, Mitschnitte aus dem Probenraum, Instrumentalversionen und Remixes einiger Songs des Albums sowie einige B-Seiten von SOUNDGARDEN. Diese sin allesamt von ordentlicher Qualität und bei einer solchen Neuauflage eines Klassikers unumgänglich, liefern jedoch nichts, was „Superunknown“ unbedingt noch gebraucht hätte. Trotzdem ist es durchaus spannend zu hören, wie die Musiker während er Proben miteinander agierten und wie sich die Tracks von den Demos bis zu fertigen Albumversion noch veränderten.

Auf ihrem vierten Album gelang es SOUNDGARDEN dank eines abwechslungsreichen und zugleich melancholischen Songwritings, vielfältier Rhythmen, origineller Arrangements und alternativer Gitarrenstimmungen eine Stimmung zu erzeugen, die in dieser Form ihres gleichen sucht. Natürlich ist auch auf „Superunknown“ nicht alles Gold was glitzert, aber es finden sich Kompositionen auf dieser Scheibe, die die Selbe zu einem zeitgeschichtlichen Dokument machen, mit dem die Band neue musikalische Ufer erreichte, sich vom Grunge-Tag löste und zum Wegbereiter des (kommerziell sehr erfolgreichen) Alternative Rock der späten Neunziger wurde. „Superunknown“ nimmt den Hörer gefangen, hüllt ihn in seiner tieftraurigen Stimmung ein, erdrückt ihn mit seiner Schwere und lässt ihn berauscht wieder los – ein Meisterwerk.

Wertung: 10 / 10

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