Review Steve Hackett – Genesis Revisited II

Na, das nenne ich mal ein Mammutprojekt: Über 30 Gastmusiker haben Ex-Genesis-Gitarrist STEVE HACKETT dabei geholfen, insgesamt 144 Minuten Musik für die zweite Ausgabe von „Genesis Revisited“ aufzunehmen. Um mal ein bisschen Namedropping zu betreiben: Den Gesang übernehmen unter anderem Steven Wilson (Porcupine Tree), Mikael Akerfeldt (Opeth), John Wetton (Asia), Neal Morse (Transatlantic), Nik Kershaw, Simon Collins (Phil Collins‘ Sohn), Conrad Keely (…And You Will Know Us By The Trail Of Dead), Francis Dunnery (ex-It Bites) und Nad Sylvan (Agents Of Mercy).

Die Songs, die STEVE HACKETT diese Mal für die Wiederaufbereitung seiner Genesis-Vergangenheit ausgewählt hat, entstammen den sechs Studioalben, an denen er in den Siebzigern beteiligt war, wobei „Wind & Wuthering“ mit fünf Stücken am stärksten vertreten ist. Außerdem gibt es zusätzlich vier Neuaufnahmen von Songs, die er für Genesis geschrieben, dann aber als Solokünstler veröffentlicht hat.

Insgesamt bleiben die Neuaufnahmen allerdings recht nah an den Originalen. Der größte Unterschied besteht darin, dass nun andere Sänger die Stücke interpretieren. Ansonsten beschränkt sich HACKETTs Bearbeitung auf relativ kleine Veränderungen wie ein zusätzliches Intro, ein verändertes Gitarrensolo oder eine variierte Instrumentierung mit zusätzlichen Bläsern und Streichern. Das kann man natürlich kritisieren. Aber warum sollte man etwas, das schon in seiner ursprünglichen Fassung (nahezu) perfekt ist, verändern wollen? Letztendlich darf man sich als Genesis-Fan schon allein deshalb freuen, weil man einige der größten Songs der Band in bestechendem Sound zu hören bekommt. Außerdem ist es einfach spannend, den Interpretationen der verschiedenen Sänger zu lauschen. Abgesehen von Amanda Lehmann, die es nicht schafft, „Ripples“ Leben und Liebe einzuhauchen, sind die Leistungen aller Sänger ein absoluter Genuss und über jeden Zweifel erhaben – wobei Nad Sylvan einen täuschend echten Peter Gabriel abgibt.

Unter den zahlreichen Gastmusikern finden sich neben HACKETT selbst übrigens auch zwei andere überaus bekannte Saitenzupfer: Steve Rothery (Marillion) und Roine Stolt (Transatlantic, Flower Kings). Mit beiden spielt HACKETT ein Gitarrenduett bzw. -duell – in „The Lamia“ ertönt zusätzlich Rothery, in „Return Of The Giant Hogweed“ hören wir zusätzlich Stolt. Beide sind eine Aufwertung und sorgen für mehr Dynamik. Einziger Wehrmutstropfen im instrumentalen Bereich ist das Schlagzeug, das zwar nicht wirklich Anlass zur Kritik gibt, dem aber durchweg ein wenig die Vitalität, Dynamik und Akzentuierung eines Phil Collins fehlt.

Ob man die Platte letztendlich braucht, hängt ganz entscheidend von der eigenen Einstellung ab: Hält man die Originalaufnahmen für unumstößliche Meilensteine des Prog, an denen sich am besten keine anderen Musiker versuchen sollten, darf man „Genesis Revisited II“ getrost ignorieren. Hat man aber Spaß daran, frischen Interpretationen in tollem Sound zu lauschen, die den Originalen mit Respekt begegnen, dann ist dieser Doppeldecker genau das Richtige. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.

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