Review Steve Hackett – Genesis Revisited: Live At The Royal Albert Hall

Es ist wirklich toll, dass Steve Hackett den wohl schönsten Songs der klassischen Genesis-Phase neues Leben eingehaucht hat – insbesondere, weil er seine Neueinspielungen auch auf die Bühne brachte. „Dance On A Volcano“, „The Musical Box“ oder „Watcher Of The Skies“ in einem zeitgemäßen und dadurch auch druckvolleren Gewand zu hören, kann das Herz eines Genesis-Fans schon mal deutlich schneller schlagen lassen.

„Genesis Revisited: Live At The Royal Albert Hall“ hält eine wunderbare Show für die Nachwelt fest, in der Hackett & Co. den Originalsongs mit viel Respekt begegnen und sie nur sehr behutsam und geschmackvoll bearbeiten – etwa indem sie hier und dort Blasinstrumente hinzufügen oder Gitarrensoli verlängern. Besondere Erwähnung verdient Sänger Nad Sylvan, der beinahe wie ein zweiter Gabriel klingt und den typischen Genesis-Spirit wunderbar wieder auferstehen lässt. Dazu kommt eine perfekt eingespielte Band und ein mitreißender, lebendiger Livesound.

Abgerundet wird der Abend durch ein paar hochkarätige Gastmusiker: So tritt Ray Wilson (ex-Genesis, Stilskin) bei „Carpet Crawlers“ und „I Know What I Like (In Your Wardrobe) hinters Mikro, während John Wetton (Asia) den Klassiker „Firth Of Fifth“ veredelt. Roine Stolt (Transatlantic, Flower Kings) steuert ein schönes Solo zu „The Return Of The Giant Hogweed“ bei.

Noch spannender als die gut 2 ¼ Stunden lange Doppel-CD dürfte aber die ebenfalls im Paket enthaltene Live-DVD des Konzertes sein, die mir allerdings nicht zur Rezension vorliegt. Wer statt einer DVD lieber eine Blu-Ray haben möchte, muss leider tiefer in die Tasche greifen und sich die „Deluxe Artbook“-Variante im LP-Format besorgen, die aus Live-Blu-Ray, Live-DVD, Doppel-CD sowie Bonus-DVD mit Backstage-Aufnahmen und Interviews besteht. Sicher ein nettes Set für echte Sammler und Fans – man hätte die Blu-Ray aber ruhig auch einzeln auf den Markt bringen können.

Betrachtet man das Schaffen von Hackett, darf man die nüchterne Frage stellen, ob es diese Veröffentlichung wirklich gebraucht hätte – denn die Liste der „Genesis Revisited“-Werke der letzten drei Jahre ist doch recht lang:
2012 erschien zunächst das Doppel-Studioalbum, 2013 dann eine gekürzte 1CD-Version der Platte. Im gleichen Jahr brachte Hackett zudem das 3CD/2DVD-Liveset „Genesis Revisited: Live At Hammersmith“ heraus, auf das jetzt das nächste dicke Live-Paket aus der Royal Albert Hall folgt. Es gibt zwar Abweichungen in den beiden Setlists, der Großteil der Songs findet sich aber auf beiden Live-Dokumenten.
Solch eine Veröffentlichungspolitik kann man eigentlich nicht gutheißen; die Plattenfirma würde sie aber wohl kaum verfolgen, wenn sie sich nicht lohnen würde. Genesis zieht eben – auch heute noch. Hackett beweist, dass es nicht zwingend Gabriel, Banks und Collins dazu braucht.

Keine Wertung

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert