Review Tarja – The Shadow Self

Und hier schlägt sie erneut zu: Mit ihrem ersten diesjährigen Album „The Brightest Void“ stieß Ex-Nightwish-Sängerin TARJA nicht nur auf Zuspruch. Zu viele Coverversionen und größtenteils uninteressante, eigene Songs warf man der Platte vor. Nun erscheint zwei Monate später der Nachfolger „The Shadow Self“. Kann die finnische Sopranistin hiermit die enttäuschten Fans versöhnlich stimmen?

TARJA gibt auf ihrem zweiten 2016er-Output jedenfalls schon zu Beginn eine ganz andere Marschrichtung vor. Im Gegensatz zur lockeren, unbeschwerten „The Brightest Void“-Ouvertüre „No Bitter End“ vermittelt der jetzige Opener „Innocence“ eine schwere, düstere Atmosphäre. Zu dieser tragen auch die schleppenden, nach einem Piano-Intro einsetzenden Riffs sowie die besonders im wieder ruhigeren letzten Drittel vordergründige Orchestrierung bei. Trotz einer Spielzeit von sechs Minuten entsteht hier ein insgesamt kurzweiliger Song, der lediglich etwas daran krankt, dass das titelgebende Wort im Refrain arg inflationär verwendet wird.
Für etwas Auflockerung sorgt wenig später das bereits angesprochene nicht-bittere Ende auch auf „The Shadow Self“ – jedoch unterscheidet sich diese Fassung genau genommen nicht allzu besonders von der ersten, was sie überflüssig macht. Da sieht es beim Gebrüder-Turunen-Duett „Eagle Eye“, das ebenfalls schon auf „The Brightest Void“ vertreten war und einen Gastauftritt TARJAs Bruders Toni Turunen beinhaltet, etwas anders aus. Die Unterschiede sind deutlicher, allerdings kann hier die erste Fassung in Sachen Riffing ungleich mehr begeistern.

So unnötig die Alternativ-Versionen der beiden bekannten Titel auch erscheinen mögen, so wenig lässt sich TARJA allerdings bei ihrem neuen Material lumpen. Die Songs auf „The Shadow Self“ sind insgesamt schwerfälliger, auch großartige Ohrwürmer lassen sich zunächst nicht ausmachen. Das schadet dem Album aber nicht, sondern verleiht ihm eine schwermütige Atmosphäre, die der Benennung genüge tut. Für ruhige Momente bleibt ebenfalls nicht besonders viel Zeit, wobei „The Living End“, das sogar mit dezenten Folkelementen aufwartet, hier eine Ausnahme darstellt. TARJA macht es dem Hörer diesmal ansonsten nicht leicht, Favoriten auf ihrer neuen Platte ausfindig zu machen, doch die Songs sind ohne großen qualitativen Ausrutscher hörenswert, wirken ausgereifter als auf dem Vorgänger und bieten auch wieder mehr orchestrale Elemente sowie einen erhöhten Einsatz des Soprans für den TARJA bekannt ist.

Trotz der teils nicht unberechtigten Kritik, die das Album geerntet hat, konnte man an „The Brightest Void“ durchaus Gefallen finden. Beim direkten Vergleich beider Outputs wird allerdings deutlich, dass „The Shadow Self“ mehr den Charakter eines Hauptwerks trägt und passend dazu mit teils schwerer zugänglichen, aber anspruchsvoller wirkenden Nummern auch das bessere der beiden Alben darstellt.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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