Review The Ossuary – Southern Funeral

  • Label: Supreme Chaos
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Doom Metal

Ein Ossuarium oder auch Beinhaus ist ein Raum, oft eine Kapelle, in dem die Gebeine Verstorbener aufbewahrt werden. In dieser Hinsicht ein passender Name für die im rockigen bis metallischen Doom-Genre zu verzeichnende Band THE OSSUARY. Im Death Metal wären sie damit sicherlich ebenso gut aufgehoben, und in der Tat spielen alle drei Instrumentalisten des Quartetts auch in der Todesblei-Gruppe Natron, die mittlerweile bereits mehr als ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel hat. Nun haben die erfahrenen Musiker mit „Southern Funeral“ den Nachfolger ihres 2017er Debüts „Post Mortem Blues“ nachgelegt. Die neue Platte des Vierers aus der Region Apulien, dem Absatz des berühmten italienischen „Stiefels“, ist wieder über das deutsche Label Supreme Chaos Records erschienen.

Und dort hören die Gemeinsamkeiten definitiv nicht auf. Erneut bieten die Südeuropäer eine energetische Mischung aus Heaviness und Doom in der Schnittmenge zwischen Rainbow, Pentagram, Black Sabbath und ein bisschen Thin Lizzy. Der Opener „Walk Into Sepulchral Haze“ geht nach einem Orgel-Intro mit wuchtigem Sound sogleich gut nach vorne und wird vom flotten „Maze Of No Return“ im Tempo noch etwas überboten. THE OSSUARY machen schnell klar, dass es sich bei ihnen um alteingesessene Musiker handelt, die ihr Handwerk in Bezug auf Songwriting und dessen kompetente Umsetzung an den Instrumenten beherrschen. Drummer Max Marzocca zeigt, was er kann, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, während Gitarrist Domenico Mele hier und da Gitarrensoli einstreut, dabei allerdings nicht redundant wird. Dem Ohrwurm-Track „Belphegor“ hat er einen eigentlich schon als fröhlich zu bezeichnenden Lead-Gitarren-Part verpasst, bevor die Band im darauffolgenden Titeltrack wieder in schauerlichere Klangwelten abtaucht: „Southern Funeral“ ist eine zähflüssige Funeral-Doom-Walze , wie sie im Buche steht, die nach einem cleanen Einstieg mit bratigem Gitarrensound aufwartet und trotz ihrer siebeneinhalb Minuten nicht langatmig wirkt.

Auch auf der B-Seite schaffen es THE OSSUARY, die Qualität der ersten Albumhälfte im oberen Bereich zu halten. Gekonnt setzt die Truppe Rhythmus- und Tempowechsel ein, um die Songs spannend zu gestalten, stellt ruhige Strophen sich aufbäumenden Refrains gegenüber („Sleep Demon“, „Under The Spell“) oder wechselt zwischen unverzerrten und rockigeren Parts. Kleine Breaks sowie der Einsatz eines Schellenkranzes oder einer Kuhglocke („Eternal Pyre“) lassen immer wieder aufhorchen, ebenso wie die Instrumental-Parts, die die Strophe-Refrain-Struktur durchbrechen und für Abwechslung sorgen. Ebenjene bleibt durch diese Elemente über das komplette Album hinweg aufrechterhalten, das mit „Shadow Of Plague“ – dem zweiten Track mit deutlicher Überlänge – leicht episch beendet wird.

Im Ergebnis kann man THE OSSUARY bescheinigen, wieder eine gelungene Platte zwischen Heavy Rock und Doom Metal abgeliefert zu haben. Die Messlatte, die sie sich mit dem ersten Longplayer nur knapp zwei Jahre zuvor recht hoch angesetzt haben, können sie scheinbar mühelos oben halten. Böse Zungen mögen der Band ankreiden, dass sie mit der neuen Scheibe auf Nummer sicher gegangen sind, sind die Unterschiede zum Full-Length-Einstand doch marginal bis nicht vorhanden. Doch wen stört das wirklich, wenn am Ende ein durchweg unterhaltsames Album steht, das den Appetit auf neues Material stillt? Insofern können Hörer des Debüts „Post Mortem Blues“ auch hier bedenkenlos zugreifen, während Fans des Genres und der oben genannten Bands nahegelegt sei, ein Ohr zu riskieren.

Wertung: 8 / 10

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