Review The Ruins Of Beverast – Foulest Semen Of A Sheltered Elite

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Doom Metal

Kommt man auf THE RUINS OF BEVERAST zu sprechen, beginnen die Augen vieler Black Metaller zu leuchten – zählt „Rain Upon The Impure“ in Szenekreisen doch zu den legendären Werken des deutschen Schwarzmetalls: Über 80 Minuten hinweg bietet dieses Album mit dem durch einen Lapsus etwas zu düster geratenen, braun in braun gehaltenen Artwork dem Hörer Musik, die nicht gerade als „Easy Listening“ zu umschreiben ist: Etwas matschig schrammelnde Gitarren, ein Schlagzeugsound, der klingt, als wäre er auf Küchenutensilien eingespielt und eine Mischung aus Black-Metal-Gegurgel choral anmutenden Klargesängen erzeugen eine Atmosphäre, die dichter, düsterer und deprimierender kaum sein könnte. Die überlangen, Songs, die bis zu 15 Minuten füllen und über kurze Interludes verbunden sind, können eigentlich kaum einzeln gehört werden – zu Mächtig ist die Gesamtwirkung, zu wichtig die Stimmung, die sich erst im Laufe des Albums entfaltet. Man kann das Album hassen oder lieben – zu glauben, man könne sich in das Album „hineinhören“ ist wohl aussichtslos.

Dementsprechend gespannt erwartete die Black-Metal-Gemeinde das neue Werk vom Herr der Ruinen, Alexander von Meilenwald, ehemals Schlagzeuger der aufgelösten Nagelfar, das auf den schönen Titel „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“ hört und wie der Vorgänger über Ván-Records das Licht der Welt erblickt.

Im Prinzip ist das Album auch ähnlich aufgebaut: Erneut sind die überlangen Tracks durch kurze Zwischenspiele getrennt, erneut ist das Ziel, mit monotoner Finsternis zu überzeugen. Auffällig ist dabei bereits bei den ersten Takten, die von sehr überzeugendem, choralem Gesang begleitet sind, dass der Sound der Platte dieses Mal weit druckvoller, aber auch transparenter gehalten ist. Das macht die Musik einerseits etwas leichter verdaulich, allerdings auch weniger mystisch: Waren auf dem Vorgänger diverse Details nur mit viel gutem Willen zu erahnen, bleibt hier bereits beim ersten Mal nichts im Mantel des Sounds gehüllt verborgen, sondern präsentiert sich dem Hörer direkt. So mancher Effekt wirkt dabei etwas arg exponiert: Wäre das Gegurgel und Geplucker in „Mount Sinai Moloch“, für das man den Overlord der Zerg aus „Starcraft“ als Gastsänger verpflichten konnte, oder der ans Lächerliche grenzende, wohl aus Lord Of The Wheed gesampelte Lachanfall umgeben von einer Menge Soundbrei und akustischem Schlamm vielleicht noch effektvoll gewesen, wirken derlei Effekte nun aufgesetzt und eigentlich auch überflüssig. Selbst die Fanfare in „Blood Vaults (II – Our Despots Cleanse The Levant)“ wirkt bloß wie ein Selbstzitat aus Nagelfars „Srontgorrth“-EP.

In Verbindung mit der vollen Produktion und einigen Clean-Gitarren-Melodien entsteht durch die schleppenden Riffs eine eher doomige denn schwarzmetallene Atmosphäre: War „Rain Upon The Impure“ noch Black Metal mit Doom-Anleihen, ist es dieses Mal eher umgekehrt. Dieser Stilwechsel wird wohl nicht bei jedem Fan Anklang finden – Eigenständigkeit muss dem Werk allerdings zugestanden werden. Das gilt auch für den Gesang: Black-Metal-typisch gescreamt wird nur selten, über weite Strecken bietet von Meilenwald – ebenfalls eher Doom-Metal-typisch – gegurgelte Growls oder aber choral-sakral anmutende Gesänge. Problematisch ist hingegen, dass „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“ die Spannung nicht über seine ganze, beachtliche Spieldauer von 79 Minuten aufrecht erhalten kann: Beginnt das Album mitreißend und erfrischend anders, gelangt man irgendwo im zweiten Drittel an der Punkt, an dem die Monotonie nicht mehr als Stilmittel funktioniert sondern eher erzwungen wirkt.

Für die einen ist es nur belanglose Monotonie, für die anderen die vielleicht längste Atmosphäre der Welt: THE RUINS OF BEVERAST erschaffen mit „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“ eine ganz eigene, neue Atmosphäre, die nur in wenigen Punkten mit der des Vorgängers verglichen werden kann. So wird gewiss nicht jeder Verehrer der beiden Vorgängeralben mit diesem Werk glücklich werden. Im Gegenzug dürfen sich ruhig auch Doom-Metal-Fans an diesem Album versuchen, so eine gewisse Affinität zu Black Metal vornhanden ist.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert