Review Vroudenspil – Pulverdampf

Mit „Pulverdampf“ schicken sich VROUDENSPIL an, mit ihrem Freibeuter-Folk nach zweijähriger Studioabstinenz wieder auf Eroberungskreuzfahrt in die semi-mittelalterliche See zu stechen. Am bewährten Stilmix im folkigen Rahmen hat sich dabei nichts geändert. Muss es auch nicht. Funktioniert diese Mischung doch bei entsprechender Produktion auch auf Platte.

Noch immer huldigen Vroudenspil texthematisch dem Piratenrahmen, den sie sich selbst auferlegt haben. So dreht sich „Pulverdampf“ um fröhliche Trinkgelage wie in „Stürz den Becher“ oder „In der Halle Des Dattelschnapskönigs“ sowie die pure Lebensfreude. Stellvertretend dafür stehen „Tanzt!“ als Hymne an das gleichnamige Festival im Rahmen dessen sich die Karriere der Süddeutschen immer weiter entwickelt hat sowie „Lebensglut“ als gänzlich neues Experiment. Vergleichbar mit den niederländischen Pagan-Folkern Omnia rappt Sänger Ratz im fetzigen Ska-Rahmen den Text. Das gewagte Experiment geht auf, ebenso wie das Gastspiel von Coppelius-Klarinettist Le Comte Caspar beim instrumentalen „Plankentango“. Kleine Elemente wie diese sind es, die „Pulverdampf“ zu einem insgesamt empfehlenswerten Folkrock-Album machen. Dazu kommt eine Produktion, wie sie bereits dem Erstlingswerk „Lunte gerochen“ gut zu Gesicht gestanden hätte. So ist es nicht nur Frontmann Ratz von der Planke, der stimmlich markanter klingt als bisher, sondern beispielsweise auch das Flötenspiel von Phyra, welches das bereits erwähnte „Stürz den Becher“ sowie Opener „Ruf der Seele“ prägt und qualitativ ansprechend auf die Silberlinge gepresst wurde. Auch Dudelsäcke, Akkordeon und Schlagzeug klingen weniger dumpf, sondern vor allem im Gesamtkontext ausdifferenzierter ohne jedoch einen gewissen Charme vermissen zu lassen.

So stört es wenig, dass sich wie bei „Ruf der Seele“ oder in „Der Fluch“ die vielen verschiedenen Elemente überlagern und hörtechnisch mehr überfordern als unterhalten. Dass weniger mehr sein kann, beweisen Vroudenspil mit dem Albenabschluss „Land in Sicht“, der bis dato die beste Seefahrerballade der Bandgeschichte sein dürfte und einen wunderbaren Abschluss für ein ansonsten wie immer extrem feier- und tanzbares Gesamtwerk bietet. Ob die Zukunft eher im folkigen „Reise nach Tortuga“ oder dem metalesquen „Weißes Rauschen“ liegt, werden Vroudenspil wohl besonders im Live-Kontext zeigen. Die verschiedenen Facetten stehen Ratz, Dax und Co. jedenfalls gut zu Gesicht, zumal es immer einen erkennbaren Rahmen gibt, indem Vroudenspil sich feuchtfröhlich bewegen. Dabei ist zusätzliche Härte nicht zwingend erforderlich.

Mit drei Studioalben in der Kajüte könnte sich das Septett noch weiter in folkigen Kreisen etablieren. Die Segel sind mit „Pulverdampf“ jedenfalls gesetzt – und der Name verspricht nicht zu viel. Genügend Dampf steckt in diesem Album und es wirkt nicht so, als ob VROUDENSPIL ihr Pulver bereits verschossen hätten. Alles in allem das bislang beste Album der süddeutschen Wahlpiraten.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert