Konzertbericht: Behemoth /w Cradle Of Filth, In Solitude, Inquisition, Svarttjern

07.02.2014 München, Backstage Werk

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Fast genau zwei Jahre ist es her, dass BEHEMOTH, damals in Begleitung der US-Deather Cannibal Corpse, zuletzt auf Tour durch Deutschland waren. Mit ihrem neuen Album „The Satanist“ im Gepäck kehren die Polen nun zurück auf Europas Bühnen. Neben SVARTTJERN, INQUISITION und INSOLITUDE sind dieses Mal als Co-Headliner die Briten von CRADLE OF FILTH mit von der Partie. Den Tourauftakt feiert das Gespann im Münchner Backstage.

Svarttjern LogoDen Anfang machen jedoch, trotz etwas verspätetem Einlass pünktlich, um 18:30 die Norweger SVARTTJERN. True Black Metal steht auf dem Programm, und wollte man es sich einfach machen, könnte man an dieser Stelle bereits zur nächsten Band springen – denn klischeebeladener und leider auch durchschnittlicher könnte man Black Metal nicht darbieten: Nagelarmbänder und Corpsepaint bestimmen das Bild, Doublebass und gesägte Riffs die Musik. Songtitel wie „Ultimatum, Necrophilia“ und vollkommen unverständlich gegrunzte Ansagen tun ihr übriges, dass sich Band und Publikum recht schnell darauf verständigt haben, sich gegenseitig bestenfalls zu tolerieren.

Inquisition Logo

Etwas anders sieht das bei INQUISITION aus, welche sich im Anschluss nicht nur über eine merklich gestiegene Zuschauerzahl, sondern auch über deutlich euphorischere Reaktionen freuen dürfen: Nach kurzer Umbaupause legt das Duo direkt und ohne Umschweife mit seiner Show los – wobei „Show“ hier etwas hoch gegriffen scheint. Zwar müht sich Sänger und Gitarrist Dagon sichtlich, das Publikum bei der Stange zu halten – so richtig viel macht es aber optisch einfach nicht her, wenn neben dem Schlagzeuger nur ein Musiker auf der Bühne steht und dieser auch noch an das Mikrophon gefesselt ist. Musikalisch für Fans des recht straighten Black Metal der Kolumbianer sicherlich nicht schlecht, ob die Show jedoch bei irgendjemandem einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird, ist fraglich.

InSolitude Logo

Die Überraschung des Abends zeichnet sich bei IN SOLITUDE ab, welche mit ihrem okkulten Heavy Metal im Stile von The Devils Blood nicht wirklich ins Billing zu passen scheinen. Und in der Tat bietet der Auftritt der Schweden stilistisch, aber auch, weil IN SOLITUDE wieder etwas mehr Bewegung auf die Bühne bringen, zunächst eine willkommene Abwechslung. Musikalisch jedoch läuft sich die Nummer leider recht schnell tot, so dass sich die 40 Minuten Spielzeit gegen Ende doch etwas ziehen. Als letzte Verschnaufpause vor den Headlinershows geht der Auftritt aber allemal in Ordnung – zumal der Sound der bisherigen drei Shows für die beiden verbleibenden Großes verspricht.

Behemoth_logo

Auch wenn die Tour als Doppel-Headliner-Tour angekündigt war, überrascht es doch etwas, dass BEHEMOTH heute „nur“ als Co-Headliners auftreten werden. Diese Tatsache ist jedoch vergessen, sobald die Polen die Bühne betreten haben: Von der ersten Sekunde an haben Nergal und Konsorten das mittlerweile angenehm gefüllte Backstage Werk in ihrer Hand. Jede Bewegung und Ansage des charismatischen Fronters wird euphorisch gefeiert – von den Songs gar nicht erst zu reden.
Behemoth-TheSatanistQuer durch die Diskographie, natürlich aber mit Schwerpunkt auf dem heute erschienenen Album „The Satanist“ liefern BEHEMOTH ein wahres Hit-Feuerwerk ab, bei dem natürlich auch „Blow Your Trumpets Gabriel“, „Christians To The Lions“, „Decade Of Therion“ oder „Slaves Shall Serve“ nicht fehlen dürfen. BEHEMOTH stellen dabei nicht nur einmal mehr unter Beweis, dass sie sich in Sachen Tightness wirklich vor niemandem zu verstecken brauchen.
Auch, was die Show angeht, kann man sich mehr nicht erwarten: Ein absolut stimmiges Bühnenbild, gelungenes Outfit der Musiker sowie Nebel- und Flammenwerfer sorgen hier für das perfekte Ambiente. Nach „Chant For Eschaton 2000“ findet sich das Publikum überraschend in einem Konfettiregen wieder, bevor nach einer Zugabe und insgesamt fast 80 Minuten Spielzeit schließlich Schluss ist und eine Nebelwand die Bühne verschluckt.

Setlist BEHEMOTH:
01. Blow Your Trumpets Gabriel
02. Ora Pro Nobis Lucifer
03. Conquer All
04. Decade of Therion
05. As Above So Below
06. Slaves Shall Serve
07. Driven by the Five-Winged Star
08. Furor Divinus
09. Christians to the Lions
10. Ov Fire and the Void
11. The Satanist
12. Alas, Lord Is Upon Me
13. At the Left Hand ov God
14. Chant for Eschaton 2000 E.V

15. O Father ! O Satan ! O Sun !

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Dass CRADLE OF FILTH es nicht leicht haben würden, mit dieser mitreißenden Show mitzuhalten, war seit der ersten Minute der Behemoth-Show klar – aber erschien zumindest auch nicht ganz unmöglich. Schließlich hatten Dani Filth und Gefolge zuletzt im Dezember vorvergangenen Jahres in der Theaterfabrik eine wirklich achtbare Show abgeliefert. Heute jedoch will der Funke nur bei den eingefleischten Fans wirklich überspringen – und diese scheinen hier merklich in der Unterzahl zu sein. So lichten sich die Reihen schon vor, vor allem aber während der Show merklich. Von den vordersten Reihen abgesehen ergehen sich die verbliebenen Zuschauer auch nicht unbedingt in Begeisterung.
Cradle Of Filth - ManticoreEine Behemoth-Show übertrumpfen zu müssen gehört sicherlich zu den größten Herausforderungen, denen man sich in diesem Sektor stellen kann – allein die Art und Weise, in der CRADLE OF FILTH in jedem Belang daran scheitern, ist fast tragisch: Gegen die Kostüme der Polen wirken Outfit und Corpsepaint von Dani und seinen Musikern fast ein wenig kindisch – und auch die Videoshow, die sich im Großen und Ganzen aus kitschigen Landschaftsaufnahmen sowie alten (und damit ungewollt komischen) Musikvideos zusammensetzt, kann gegen die Geschütze, die Behemoth aufgefahren hatten, nicht standhalten. CRADLE OF FILTH scheinen sich dieser wohl etwas deprimierenden Tatsache durchaus bewusst zu sein – all zu motiviert wirken die Briten dem entsprechend nicht. Zwar kreischt sich Dani zu jeder sich bietenden Gelegenheit mit seinem charakteristischen, durch Mark und Bein gehenden Schrei die Seele aus dem Leib – das allein reicht als Showkonzept heute jedoch nicht aus. Nach gerade einmal 65 Minuten ist schließlich ohne jedwede Zugabe Schluss. Mag das für die meisten Konzertbesucher auch durchaus in Ordnung gehen – als Fan hätte man sich von einer Headlinershow wohl mehr versprechen dürfen.

Der heutige Abend zeigt die Vorzüge wie auch Nachteile derart groß angelegter Touren mal wieder in voller Schärfe auf: Denn mag es zunächst auch den Eindruck erwecken, zwei Headliner sowie drei Supportbands für knapp 30€ wären ein fairer Deal, muss man diesen Eindruck im Rückblick doch etwas relativieren. Von den Vorbands sind höchstens INQUISITION als Live-Rarität ihr Geld wert – und von den beiden Headlinern können heute nur Behemoth dieser Rolle gerecht werden. Fans von CRADLE OF FILTH hingegen wären mit einer etwas kleiner angelegten Tour ihrer Idole vermutlich deutlich besser bedient gewesen. Fakt ist jedoch auch: Für BEHEMOTH lohnt es sich, jede noch so langweilige Vorband über sich zu ergehen lassen.

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