Konzertbericht: Hammerfall /w Orden Ogan, Serious Black

26.01.2015 München, Backstage
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Manchmal sprechen die Namen doch für sich: Nachdem HAMMERFALL ankündigten, zusammen mit ORDEN OGAN und SERIOUS BLACK im Frühjahr auf „(r)Evolution“-Tour nach Deutschland zu kommen, füllten sich die Konzerthallen bundesweit sozusagen von allein mit Power-Metal-Jüngern. München macht dabei keine Ausnahme. Das Backstage Werk, das größte der drei Gebäude im Herzen der bayerischen Landeshauptstadt, ist voll, beim Headliner schließlich sogarn übervoll. Und das zurecht.

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Als SERIOUS BLACK den Abend eröffnen, ist das Ende noch nicht absehbar. Der Sound erklingt, auch in der Nähe des Pults, noch nicht auf Headliner-Niveau, als das Sextett ihr fast druckfrisches Erstlingswerk „As Twilight Breaks“ erstmals in München vorstellt. Das funktioniert auch ohne Ex-Blind-Guardian-Trommler Thomen Stauch, der mit einem Bandscheibenvorfall ausfällt. Auch Saitenvirtuose Roland Grapow muss wegen Tinnitus passen. Für ihn greift Firewind-Gitarrist Bob Katsionis in die Saiten. Am Schlagzeug nimmt wiederum Ramy Ali (Freedom Call) Platz. Die bunt zusammengewürfelte Live-Truppe funktioniert in Anbetracht der Umstände wirklich gut und auch das Publikum honoriert die Leistung entgegen aller Widerstände. Einen Löwenanteil daran hat Sänger Urban Breed, der als Sprachrohr für SERIOUS BLACK über die 30 Minuten lang nimmermüde Vollgas gibt.

SONY DSCDas Schema des Openers funktioniert auch wenig später für ORDEN OGAN, nur über 45 Minuten und mit einem noch lauteren Publikum, welchem die Musiker dementsprechend willig die obligatorische „Fist of Fate“ bei „To The End“ entgegen strecken. Genau wie Serious Black kommen ORDEN OGAN mit einem neuen Album im Gepäck ins Backstage und verkünden an diesem Abend stolz Platz 56 in den Media Control Charts. Grund genug, ordentlich zu feiern, nachdem die Combo ihr Set mit „F.E.V.E.R.“ aktuell und stimmgewaltig eröffnet. Mit „We Are Pirates“ entführt das Quartett seine Hörer kurz ins Jahr 2010, nur um direkt danach wieder mit aktuellem Material zu punkten. Die technischen Probleme der ersten Minuten sind inzwischen gewichen und so spielen sich die vier Musiker technisch einwandfrei durch ihr Set. Lediglich die ab und an sehr prägnanten Chor-Elemente vom Band könnten manchem Live-Fetischisten unangenehm aufstoßen. Die Outfits im Sumpf-Look dürften ebenfalls Geschmackssache sein, stellen aber genau wie die zusätzlichen Chöre keine wirkliche Hürde für den musikalischen Genuss dar. Dazu gesellt sich viel sichtbare Spielfreude mit Posen und Grimassen für Fotografen und die ersten Reihen. Eine rundrum runde Sache und gleichzeitig eine Steilvorlage für den Headliner.

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Diese nehmen die schwedischen HAMMERFALL dankend an. Bereits zum Donner-Intro und „Hector’s Hymn“ erreicht die schier ins unermesslich gewachsene Menge im Backstage Werk einen neuen Dezibelrekord an diesem Abend. In den folgenden 95 Minuten kommt die Stimmung selten bis nie zum Erliegen. Glück hat, wer dabei einen Blick auf die perfekt ausgeleuchtete Bühne mit den ultramotivierten Musikern erhaschen kann. Dies ist nicht allen Anwesenden vergönnt, so gesteckt voll ist die Location. Etwas bedenklich wird dies immer dann, wenn HAMMERFALL wie mit „Heeding The Call“ ordentlich vorwärts marschieren und die Massen bereitwillig auf Schritt und Tritt folgen. Für’s Herz und als Kontrastprogramm präsentieren Sänger Joacim und seine Mannen dafür beispielsweise „Glory To Brave“. Dazwischen mischen sich Episches wie „Last Man Standing“ und etablierte Bühnenklassiker wie „Let The Hammer Fall“. SONY DSCFür alle Power Metal-Hörer und diejenigen, die es werden wollen, bieten die Nordeuropäer eine perfekte Show, bei der auch die Situationskomik nicht zu kurz kommt. So entsteht nie der Eindruck einen von vielen Auftritten vom Fließband serviert zu bekommen. 18 Jahre Musikbusiness stehen in diesem Fall auch für die dazugehörigen Live-Qualitäten, die von lauten Fan-Chören gewürdigt werden. Neu-Drummer Davon Wallin ist als Taktmaschine bereits fest integriert und auch Ersatz-Bassist Stefan Elmgren spielt auf höchstem Niveau. Das beweist er – genau wie die anderen Musiker – bei kurzen Soli, die nie in endlosem Griffgewichse enden, sondern im Rahmen des „400 Meter Medley“ auf den Punkt kommen. „Hearts Of Fire“ spiegelt den Abend in seiner Gänze als Abschluss wider. Trotz einer fast schon ausbrechenden Massenhysterie geben sich HAMMERFALL nahbar und keinen Millimeter abgehoben. Beeindruckend.

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