Konzertbericht: Helangår w/ Rost, Thyrgrim

14.08.2009 Helvete, Oberhausen

Black und avangardistischer Progressive Metal, Predi, der Besitzer der netten Localität „Helvete“ in Oberhausen, hat schon eine etwas eigenartige Mischung zusammengestellt. Dem offenherzigen Hörer macht das aber nichts aus, zumal ein Meet-and-Greet mit den Mannheimer Headlinern HELANGÅR winkte. Rein ins Auto, einmal quer durch den Pott und los.

Vor Ort stellen wir erst mal fest, dass unsere Verspätung in Form der akademischen Stunde nicht so übel zu Buche schlagen wird, denn der Beginn wurde (aufgrund geringer Zuschauerzahlen zu dem Zeitpunkt???) locker um eben diese 60 Minuten nach hinten verlegt. Also erst mal Smalltalk mit dem helangorischen Bassmann Florian, Metal1.info verbindet eben. Dies zeigte sich auch bei der ersten Annäherung an das Helvete-Personal („Du bist doch von Metal1.info, wir trinken erst mal einen Schnaps zusammen“ – den konnte ich mit Hinweis auf meine Fahrtätigkeit zwar ablehnen, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass da irgendein Schatten aus der Vergangenheit über der Beziehung lag (ein lustiger Schatten aber wohl ;-) )).

Die erste Band des Abends hatte sich den verhältnismäßig unbeeindruckenden Namen ROST gegeben, aber so schlecht wie ihr Name waren die drei Herrschaften gar nicht. Geschwindigkeitstechnisch hielt man sich hauptsächlich im Midtempobereich auf, klassisches Black-Metal-Riffing ist in meinen Ohren auch etwas anderes. Von der Atmosphäre erinnerte es ein wenig an die Schweizer Düstermänner „Samael“ zu Beginn der Karriere. Das allseitsbekannte babyhafte Gekreische blieb den Zuhörern ebenso erspart, auch wenn einige das vielleicht sogar hören wollten. Jedenfalls wurde in der ersten Reihe in Form des Personals reichlich gebangt und auch der Rest schien nicht unzufrieden zu sein. Lediglich der Basssound kam mir ziemlich mager vor, da aber auch THYRGRIM den Tieftöner quasi ausgestellt hatten, vermute ich da mal eine tiefergehende Absicht hinter.

Mit THYRGRIM kam dann Spaß und Freude auf. Corpsepaint!!! Überzeugungstäter, so etwas sieht man immer gerne. Entsprechend legten die Herren auch los. Wo bei ROST noch durchaus Strukturen in den Songs vorhanden waren und die Double Bass den Blast Beats gegenüber den Vorzug erhielt, war hier alles genau anders herum. Ob die Pinselbrüder jetzt eine halbe Stunde das gleiche Lied gespielt haben oder lediglich wild in die Saiten schlugen, um mal zu sehen, was da so rauskommt, kann ich nicht beurteilen. Insgesamt war es in etwa der Wettbewerb, wer wohl am meisten Krach machen kann und diese Ehre wird auch gleich dem Sänger zu teil, der kreischte, was das Zeug hält. Nun ja, wems gefällt, unter dem Strich aber eine dieser Black-Metal-Bands, die das Genre ziemlich langweilig machen. Völlig untrue war aber der grüne (oder blaue?) Viersaiter des Bassisten. Ne Freunde, erst werft Ihr Euch in einen Topf mit Farbe und dann so ein Stilbruch??

Gespannt war ich nun schon etwas auf die Band des Kollegen Fuss. Im Vorfeld hatte ich mit Absicht vermieden, etwas von HELANGÅR anzuhören. Es hätte ja sein können, dass es nicht gefällt ;-) Glücklicherweise war dem aber nicht der Fall, obwohl die Songs generell im Bereich von 10 Minuten mit etlichen Breaks, Soli, Zwischenspielen und ähnlichem anzusiedeln sind. Zugegebenermaßen, die eher langsamen, sehr betont akzentuierten Parts waren sehr anstrengend, wenn man die Songs vorher so gar nicht kannte, aber immer, wenn es etwas heftiger zur Sache ging, machte es schon enorm Spaß. Immer, wenn es so weit war, zuckten auch zaghaft einige Matten, obwohl um inzwischen halb ein Uhr nicht mehr so viel los war. Der Band war es augenscheinlich ok, sie rockte ordentlich drauf los und trug somit ihren Teil zum Gelingen des Abends bei. Vom (neuen) Sänger Daniel hätte ich mir vielleicht die eine oder andere Ansage mehr gewünscht, dabei war er in einigen Situation durchaus schlagfertig (Einige geistig schwach belichtete Mädels „IHR SEID SCHEIßE“, Daniel „DAFÜR SEID IHR HÄSSLICH“). Dennoch ein nettes Konzert von Musikern, die ihr Handwerk schon ziemlich verstehen.

Unter dem Strich ist es wenig überraschend, dass mir der Headliner am besten gefallen hat, auch wenn man sich vermutlich vorher ein wenig mit der Musik beschäftigen sollte, sonst wird es einfach etwas anstrengend. ROST war ganz ok, sie bemühten sich um Struktur in den Songs und konnte eine gewisse Atmosphäre erzeugen, THYRGRIM prügelten und trafen damit wohl den Nerv von einzelnen Zuschauern, für meinen Teil wirkt die ganze Anmalerei aber immer etwas albern, wenn dann nur auf unmotiviertes Geschrammel setzt. Schade für den Headliner, dass um eine Stunde verschoben wurde, den Vorbands kam das zu Gute, aber so soll es an sich ja nicht sein. Trotz allem, um den Untergrund zu supporten war es eine feine Sache, freier Eintritt und geringer Mindestverzehr im Helvete, ein gutes Konzept, dass Nachahmer finden sollte.

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert