Konzertbericht: Lordi w/ Q-Box

13.12.2013 München, Backstage Werk

Lordi

Im Jahr 2006 schrieben LORDI unbestreitbar Rock-Geschichte: Als absoluter Außenseiter angetreten, gewannen die als Monster kostümierten Finnen den bis dahin eher als spießiges Pop-Event bekannten „Eurovision Song Contest“ und wurden zu finnischen Volkshelden. Obwohl LORDI seitdem drei Alben veröffentlichten, verschwand die Band schnell aus dem Fokus der Öffentlichkeit – nicht zuletzt, weil die Musik genau wie der Effekt der Monster-Masken über die Jahre etwas an Witz verloren hat. So ist schwer vorherzusehen, wie viele Fans 2013 noch bereit sind, für eine Show der Monster-Rocker amtliche 35€ zu zahlen – zumal die Band ihre „Tour Beast Or Not Tour Beast“-Tour ohne festen Tour-Support bestreitet.

q-boxMehr als gedacht lautet die Antwort, wie bereits die Schlange vor dem Backstage erahnen lässt. Und auch auf eine Vorband müssen die Münchner nicht verzichten: Die Rolle des Anheizers übernehmen am heutigen Abend Q-BOX als Local Support – und das wirklich souverän. Die ihnen zugestandene Dreiviertelstunde Spielzeit vermag das Quartett ohne Probleme unterhaltsam zu gestalten. Bei gutem Sound liefern Q-BOX eine waschechte und ehrliche Rock-Show, die sich weder hinsichtlich des Songmaterials noch hinsichtlich des Stageactings vor vergleichbaren internationalen Bands zu verstecken braucht. Dabei setzt die Band nicht nur auf der Bühne jede Menge Energie frei, sondern vermag diese auch auf die Fans vor der Bühne zu übertragen: Zwar ist das Publikum so früh am Abend noch etwas träge, spendet jedoch zwischen den Songs großzügig Applaus und macht sogar bereitwillig alle eingeforderten Mitsing-Spielchen mit. Mehr kann man sich als Vorband und mehr kann man sich, andererseits, von einer Vorband wohl nicht erwarten. Gelungener Einstieg!

Setlist Q-Box:
01. Burial
02. The Trip
03. Black Orleans
04. Dethwoofer
05. I Virus
06. Psychotic Girls
07. Burn
08. Sleeping God
09. Hellride

lordi 04Um 21:20 geht das Licht zum zweiten Mal an diesem Abend aus und LORDI beginnen ihre Show mit einem nicht enden wollenden Intro. Ist dieses erst einmal überstanden, heißt es jedoch: Die Monster sind los! Mit dem aktuellen „We’re Not Bad For The Kids (We’re Worse)“ starten die Finnen in ihr bunt gemischtes Set, dessen Fokus klar auf Songs der aktuellen CD „To Beast Or Not To Beast“ sowie dem Hit-Album „Arockalypse“ liegt.
Dass der Ursprung der Songs eigentlich wenig zur Sache tut, zeigt sich jedoch recht schnell – unterscheiden sich die einzelnen Stücke in Charakter und Songaufbau doch eher marginal voneinander. Diese mangelnde kompositorische Kreativität wissen Mr. Lordi und Konsorten recht gut durch eine dafür umso umfangreicher ausstaffierte Show zu kompensieren, die allerdings mehr als nur einmal die Frage aufwirft, ob LORDI hier bisweilen ein hohes Maß an Selbstironie an den Tag legen oder irgend etwas von dem, was sie da tun, selbst als ernsthaft gutes Show-Element ansehen.

lordi 01So wirken die Einlagen, in denen Statisten über die Bühne gejagt, mit Kunststoff-Äxten malträtiert oder gar enthauptet werden, im Großen und Ganzen so trashig, dass man sich trotz aller Entgeisterung und allen Kopfschüttelns ein Grinsen doch nicht verkneifen kann. Spätestens, als sich Mr. Lordi bei „I Am The Best“ mit Schärpe, Diadem und Blumenstrauß ehren lässt oder als Weihnachtsmann verkleidet Konfetti ins Publikum schmeißt, ist klar: Mit Rock’n’Roll hat die hier gebotene Inszenierung so wenig zu tun wie das „Musikantenstadl“ mit Volksmusik.

Dieser Eindruck wird durch alle vier Instrumental-Soli bestätigt, welche durch die Bank als erbärmlich zu bezeichnen sind. Ihre Rolle im Set ist jedoch so offensichtlich wie nachvollziehbar, beklagt sich Mr. Lordi doch bereits recht zu Anfang der Show mehrfach auf deutsch mit dem Satz „Es ist scheiße heiß hier drin!“ – die Notwendigkeit kurzer Verschnaufpausen für die jeweils anderen Musiker sind bei einer derartigen Ganzkörper-Kostümierung durchaus nachvollziehbar.

lordi 03

Nachdem im Zugabeblock natürlich auch der Band-Hit „Hard Rock Halleluja“ seinen Platz gefunden hat, beenden LORDI die Show nach gut 90 Minuten unter dem Jubel der gut 800 Fans mit „Would You Love A Monsterman“.

Setlist LORDI:
01. We’re Not Bad For The Kids (We’re Worse)
lordi0502. Get Heavy
03. This Is Heavy Metal
04. The Riff
05. Who’s Your Daddy?
06. Fire In The Hole
— Solo Ox
07. Raise Hell In Heaven
08. I’m The Best
09. Candy for the Cannibal
10. The Chainsaw Buffet
— Hella Solo
11. It Snows In Hell
— Mana Solo
12. Blood Red Sandman
13. Beast Loose In Paradise
— Amen Solo
14. They Only Come Out At Night
15. Devil Is A Loser

16. Hard Rock Hallelujah
17. Sincerely With Love
18. Would You Love a Monsterman?

Entertainerqualitäten kann man Mr. Lordi genauso wenig absprechen wie ein Gefühl für ein gutes Rock-Riff. Leider hat beides in der Live-Umsetzung nur begrenzt viel miteinander zu tun, hat der Auftritt mit einem authentischen Live-Konzert doch am Ende weniger zu tun als mit einer mal mehr, mal weniger unterhaltsamen Horror-Sketch-Show mit Musikuntermalung. Hits wie „It Snows In Hell“, „Devil Is A Loser“ oder (natürlich) „Hard Rock Halleluja“ macht das nicht schlechter, zumal die Band diese wie alle Stücke des Abends absolut zuverlässig und in bester Qualität darbietet – ein gewisses Faible für trashigen Klamauk muss man jedoch definitiv mitbringen, um der dazu gebotenen Show etwas abgewinnen zu können.

Weitere Live-Photos findet ihr in unserem Facebook-Album:

>> Zur Galerie …

Publiziert am von

Fotos von: Sigi Maier

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert