Review Lordi – To Beast Or Not To Beast

  • Label: AFM
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Hard Rock

LORDI. Erinnert sich jeder? Die in den hochprofessionellen Monsterkostümen. Die, deren Vorbilder die Legenden von Kiss und Twisted Sister sind. Die, die mit „The Monsterican Dream“ (2004) ein richtig gutes Album vorgelegt haben. Die, die mit „Hard Rock Hallelujah“ den Eurovision Song Contest 2006 gewonnen haben und danach ihre Konzertkartenpreise mal eben fast verdoppelten. Das alles ist inzwischen lange her. Jetzt liegt das sechste Album der Band vor, das etwas kalauernd, aber immerhin traditionsbewusst „To Beast Or Not To Beast“ betitelt ist. Was gibt es Neues im Hause LORDI?

Leider wenig. Routiniert ziehen LORDI auch auf dem neuen Album ihre Nummer durch – als größte Innovation darf wohl gelten, dass der SCG-Song (eine Art Atmo-Track, kein richtiges Lied) dieses Mal am Ende der Scheibe steht und nicht wie bisher am Anfang. Ist der Opener „We’re Not Bad For The Kids (We’re Worse)“ noch erstaunlich hart, findet die Band auf den folgenden Tracks schnell zu ihrem Signature-Sound zurück: größtenteils im Midtempo und oberen Midtempo gehaltene Songs, die zügig beim Refrain landen und von Mr. Lordis immer noch ordentlich rauer Stimme leben. Vielleicht gibt es dieses Mal etwas mehr Keyboard (z. B. „The Riff“) und etwas mehr Chöre („I Love Ugly“, „Candy For The Cannibal“). Zudem wird es noch ein weiteres Mal etwas härter („Schizo Doll“). Das war es dann aber auch schon an Innovationen.

Nun kann man sich fragen, ob das denn schlecht ist. Fans von LORDI werden auf „To Beast Or Not To Beast“ schließlich bedient – oder? Die Rechnung geht leider nicht ganz auf, denn das Album hat neben den üblichen Trademarks auch ein paar Schwächen aufzuweisen. Man kann wohl nicht anders, als das Songwriting unkreativ zu nennen. Jeder Song funktioniert nach demselben Prinzip, Abwechslung gibt es höchst selten und wenn, dann nur in einer Art Intro. Die einzigen Tracks, die wirklich positiv herausstechen, sind „Happy New Fear“ mit einem Klatschrhythmus und „Candy For The Cannibal“ mit seinem stotternden Refrain. Ansonsten gibt es leider nur Standard.

Das heißt ausdrücklich nicht, dass man keinen Spaß am Hören von „To Beast Or Not To Beast“ haben kann. Der Kopf wippt häufig mit und die Refrains bleiben recht zügig im Ohr. Das hat allerdings seinen Preis: Die Band hämmert auf jedem einzelnen Track die Refrains derartig häufig in die Gehörgänge der Rezipienten, dass einem fast nichts anderes übrig bleibt, als sie sich zu merken. Besonders Songs wie „I’m The Best“ oder auch „Schizo Doll“ wiederholen ihre Hookline beinahe bis zum Erbrechen. Das ist, mit Verlaub, bar jeder Subtilität. Besonders schlimm wird dies bei derartig dummen Refrains wie auf „Sincerely With Love“ (Zitat „Fuck You Asshole, Fuck You Asshole, Sincerely With Love“). Das ist nicht nur infantil, sondern auch überflüssig. Letzteres gilt auch für den abschließenden Track, der größtenteils aus einem seltsam verschwommen klingenden Drumsolo des verstorbenen Drummers Otus besteht – an und für sich eine nette Würdigung, durch die peinliche Einleitung und den eher schwachen Sound aber kein Gewinn für den Hörer.

Es bleiben gemischte Gefühle. Natürlich spielen LORDI auf der Klaviatur des Shock Rocks souverän und ohne größere handwerkliche Schwächen. Eingefleischte Genrefans werden ein paar gute Durchläufe mit dem Album haben. Beim Songwriting und auch bei textlichen Ideen sieht es aber schlecht aus. Selbst die kleinen Geschichten, die die Band früher in ihren Songs erzählte, wirken nicht mehr so recht. Das alles versucht die Band auf „To Beast Or Not To Beast“ mit möglichst viel Eingängigkeit zu überspielen, erweist sich dabei aber selbst einen Bärendienst. Nächstes Mal muss dringend etwas anders werden, LORDI.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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