Konzertbericht: Secrets Of The Moon w/ Dødheimsgard & Supports

06.03.2016 München, Backstage (Club)

Secrets Of The Moon Tour 2016

Nachdem das Konzertjahr 2016 in Sachen Black Metal eher ruhig losgegangen war, beginnt der März nun mit einem schwarzmetallenen Tourpaket der Extraklasse: SECRETS OF THE MOON mit ihrem neuen Meisterwerk „Sun“ im Gepäck, die norwegische Avantgarde-Black-Metal Legende DØDHEIMSGARD, die Dissection-Tribute-Band THULCANDRA und die östrreichischen Newcomer OUR SURVIVAL DEPENDS ON US verbünden sich zu einem Lineup, das seinesgleichen sucht.

Dass das Konzert in München von der Halle in den Club, und damit die kleinste Location des Backstage, verlegt wurde, überrascht in diesem Kontext. Allerdings ist dieses Downgrade wohl vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Münchner Hardcore-Szene nach bereits zwei Großevents an diesem Wochenende (Togetherfest / Sick Of It All) nun etwas schwächelt, so dass der eigentlich für das Werk anberaumte Auftritt von Madball der niedrigen Ticketverkaufszahlen wegen in die Halle verlegt wurde.

OSDOU-Klein-04OUR SURVIVAL DEPENDS ON US (wie eigentlich alle Bands des Abends) profitieren von dieser Locationänderung – ist der Club doch bereits um kurz nach 19:00, als die Österreicher mit ihrer Show beginnen, gut gefüllt. In blaues und grünes Licht, Nebelschwaden und (überraschenderweise vergleichsweise angenehmen) Räucherstäbchenduft getaucht, liefern die kautzigen Salzburger, die erst unlängst mit ihrem Album „Scouts On The Borderline Between The Physical And Spiritual World“ für Furore sorgten, eine atmosphärisch dichte, stimmungsvolle und mitreißende Show ab: Ruhige, fast meditative Klänge wechseln sich hier mit druckvoll-doomigen Riffs ab, dazu gesellt sich eigenwilliger Klargesang gemischt mit kraftvollen Screams. Der Auftritt beweist: Diese Band hat nicht nur auf Platte Potenzial. Prognose: Von OUR SURVIVAL DEPENDS ON US wird man noch viel hören.

Thulcandra-Klein-01Darüber, wie perfekt zudem der Sound bei Our Survival Depends On Us war, wird man sich erst bewusst, als nach 20 Minuten Umbauzeit Schlag Acht THULCANDRA in ihr Set starten: Während sich die „Lichtshow“ weiterhin darauf beschränkt, dass blaue und grüne Strahler die Bühne erhellen, ist jetzt auch das Klangerlebnis wenig unterhaltsam. Das liegt jedoch weniger an dem Quartett, das sich spielerisch nichts zu Schulden kommen lässt, denn am völlig undifferenzierten Sound, der THULCANDRAs kalten Black Metal im Stile Dissections in einer Wolke aus schwammig-dröhnenden Bässen untergehen lässt. Verglichen mit anderen Shows, bei denen die Münchner ihrem Status als Lokalmatadore entsprechend abgefeiert wurden, ist der Jubel entsprechend verhalten. Schade, als schwarzmetallener Kontrast im Billing hätten THULCANDRA mit gutem Sound durchaus ihren Reiz gehabt.

  1. Night Eternal
  2. Black Flags Of Hate
  3. Frozen Kingdom
  4. The Second Fall
  5. Ritual Of Sight
  6. Demigod Imprisoned
  7. Spirit Of The Night

Dodheimsgard-Klein-01Das Soundproblem ist zum Glück (vorerst) behoben, als um 20:50 mit DØDHEIMSGARD der heimliche Headliner der Tour die Bühne betritt: Nachdem die Norweger über viele Jahre hinweg ein seltener Gast auf deutschen Bühnen waren, bietet sich im Rahmen dieser Tour nun endlich vielen altgedienten Fans die Gelegenheit, die Avantgarde-Black-Metal-Legende live zu erleben. Entsprechend ist die Stimmung im Publikum, während die heute nur zu viert (und damit mit nur einem Gitarristen) agierenden Norweger in blaues und grünes Licht getaucht Hits aus allen Schaffensphasen abfeuern: Mag der Jubel auch nicht frenetisch ausfallen, lässt sich die Begeisterung doch aus den entrückten Gesichtern herauslesen. Entrückt wirkt auch Fronter Aldrahn, der jede gesangsfreie Minute nutzt, auf einer imaginären Tafel die Weltformel zu notieren. Doch sei es dieser Ausdruckstanz oder Gitarrist Vicotniks Versuch, mit einer Gabel Aldrahns Haare zu essen – zur verschrobenen Musik der Norweger passt diese Exzentrik perfekt. Nach 45 Minuten hat der (geniale) Wahnsinn ein Ende und DØDHEIMSGARD verlassen die Bühne direkt Richtung Publikum, um sich unter ihre Fans zu mischen.

  1. Sonar Bliss
  2. Når Vi Har Dolket Gods Hjerd
  3. Vendetta Assassin
  4. Ion Storm
  5. God Protocol Axiom
  6. The Snuff Dreams Are Made Of
  7. The Crystal Specter
  8. Traces Of Reality

SecretsOfTheMoon-Klein-03Als um 21:55 das Licht für SECRETS OF THE MOON erlischt, ist allein das schon eine Überraschung: Nach drei in blaues und grünes Licht getauchten Shows, bei denen das Lichtpult nicht angerührt wurde, ist das düster-blasse lilablau, das die dichte Nebelbank auf der Bühne nur mit Mühe durchdringt, eine willkommene Abwechslung. Kombiniert mit einzelnen Stroboskop-Blitzen hat die Show von SECRETS OF THE MOON optisch einiges zu bieten. Das ist auch bitter nötig, denn was Akustik angeht, lassen sich wenig warme Worte finden. Wer nämlich dachte, der Sound bei Thulcanda sei schlecht gewesen, wird nun eines Besseren belehrt: Bass und Bass-Drum vereinen sich zu einem alles verschlingenden Dröhnen, das nicht nur Gitarren und Gesang, sondern auch das Zwerchfell in die Knie zwingt. Wo auf Album kraftvolle Riffs erklingen, wummern heute gerade in den harten Doublebass-begleiteten Passagen niederfrequente Druckwellen durch den Club. Mag der Sound beim Mischer, oben auf der Empore, vielleicht sogar perfekt austariert sein – am Ende zählt, was beim Publikum ankommt. Ein kurzer Ausflug des Verantwortlichen hinunter ins Auditorium, wie er in diesem Fall eigentlich obligatorisch sein sollte, und die Show wäre vielleicht zu retten gewesen. So jedoch sind eigentlich nur die ruhigen Songs erträglich. Nicht nur in diesem Kontext gewinnt das Set von SECRETS OF THE MOON enorm durch das neue Material von „Sun“, wie den Abschließenden Hit „Man Behind The Sun“, der der Zwerchfellmassage nach einer guten Stunde das (leider) lange herbeigesehnte Ende bereitet. Absolut schade, hätte die Show in Sachen Licht, Stageacting und Setlist doch ansonsten durchaus das Potential zu einem beeindruckenden Live-Erlebnis gehabt.

  1. No More Colours
  2. Miasma
  3. Dirty Black
  4. Worship
  5. Hole
  6. I Took The Sky Away
  7. For They Know Not / Ghost
  8. Lucifer Speacs
  9. Man Behind The Sun

SecretsOfTheMoon-Klein-01Wie so oft, liegt auch heute der Teufel im Detail: Das schönste Tourpaket bringt wenig, wenn zwei von vier Auftritten in Grund und Boden gemischt werden – und auch der Geiz, nur einer von vier Bands eine Lichtshow zu spendieren, die diesem Begriff auch nur im Ansatz gerecht wird, ist nicht nachzuvollziehen. Da beides locationabhängige Probleme sind, müssen sich Fans aus anderen Städten nicht automatisch Sorgen machen – zumindest in München kommen so jedoch nur die Fans der beiden ausgefallenen Bands, OUR SURVIVAL DEPENDS ON US und DODHEIMSGARD, auf ihre Kosten, während die Black-Metal-affineren Hörer bei THULCANDRA und SECRETS OF THE MOON starke Nerven beweisen müssen: Der hier gebotene Sound ist nicht nur für Audiophile eine echte Zumutung.

Die Tour macht in den kommenden Tagen in folgenden Städten halt:

08.03.16 Wiesbaden – Schlachthof
09.03.16 Paris (FR) – Petit Bain
10.03.16 London (UK) – Underworld
11.03.16 Amstelveen (NL) – P60
12.03.16 Oberhausen – Kulttempel

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