Konzertbericht: Subway To Sally w/ Blitz Union

30.04.2023 Backstage, München

Fast auf den Tag genau vor vier Jahren waren SUBWAY TO SALLY zuletzt in München, damals im Rahmen der Tour zum Album „Hey!“. Ein Blick auf die meterlange Schlange vor dem Backstage Werk zeigt, wie sehr die bayerischen Fans die Mittelalter-Rock-Ikonen vermisst haben und auch wenn die Location heute nicht komplett ausverkauft ist, wird es dennoch eng, voll und laut. Im Gepäck haben SUBWAY TO SALLY nicht nur das sehr starke neue Album „Himmelfahrt“, sondern auch mit BLITZ UNION eine überraschend mitreißende Support-Band. 

Kurz vor 20:00 Uhr stehen zwar noch viele Konzertbesucher in der Schlange vor dem Merchstand (bei dem es definitiv zu wenig Tour-Shirts in Größe M gab), die Halle ist aber dennoch bereits gut gefüllt und gespannt auf den Auftritt der tschechischen Elektro-Rocker von BLITZ UNION. Bevor die in den Abend starten, betritt erstmal ein maskierter Mann die Bühne und kündigt die Band durchaus etwas theatralisch an. Nach Ablauf eines Countdowns stürmen dann die fünf Jungs in einer Mischung aus Gothic- und Streetstyle-Outfits die Bühne und machen sofort richtig Dampf. Die wenigsten Besucher dürften die blutjunge Band bisher auf dem Schirm gehabt haben, geht es musikalisch doch in eine deutlich andere Richtung als der Headliner der Tour. An der Qualität der Show mindert das aber nichts. Das Songwriting mag noch etwas zu gleichförmig sein, an Bühnenpräsenz und Motivation mangelt es aber besonders Frontmann Mark Blitz nicht. So gibt es einen Song zur Feier der ersten großen Tour in Deutschland in deutscher Sprache, A-Ha wird gecovert und für das letzte Stück werden Masken im Stil des Bandlogos an die erste Reihe verteilt. Aber BLITZ UNION wollen nicht nur Party machen, in ihren Songs behandeln sie ernste Themen wie etwa Umweltverschmutzung und heben sich damit erfreulich vom üblichen leeren Rock-Geschwafel ab. Die sehr gute Stimmung im Publikum während der gesamten Show zeigt: So geht Support-Act.

Die folgende Umbaupause fällt mit gut 20 Minuten überraschend kurz aus, wobei man zugeben muss, dass auch nicht viel umgebaut werden muss. Wie Frontmann Eric Fish im Interview mit Metal1 schon angekündigt hat, verzichtet die Band diesmal auf aufwändigere Show-Effekte oder LED-Wände, wie sie noch auf der „Hey!“-Tour Verwendung fanden. Die folgenden knapp zwei Stunden zeigen aber sehr schön, dass es all das für eine gelungene Show gar nicht braucht und das bereits ein kleines Podest am anderen Ende der Halle reicht, um für außergewöhnliche Konzert-Momente zu sorgen. Mit dem „Himmelfahrt“-Opener „Was ihr wollt“ stürmen SUBWAY TO SALLY die Bühne und lösen sofort Jubelstürme aus. Auch wenn der Sound zu Beginn noch etwas zu leise und matschig ist zeigt sich mit dem Opener und dem folgenden „Leinen los“ schnell, wie gut das neue Material auch live ankommt. Kein Wunder also, dass die Potsdamer sieben Songs von „Himmelfahrt“ auf der Setlist stehen haben. Ansonsten besteht die Songauswahl aus einer bunten Mischung des Backkatalogs, in der sich neben unverwüstlichen Klassikern wie „Eisblumen“ (heute schon ziemlich früh im Set) auch lange nicht mehr live gehörte Schätze wie „Sanctus“ oder „Böses Erwachen“ befinden. Aber es sind vor allem die neuen Stücke, die der Band heute Abend besonders viel zu bedeuten scheinen. „Weit ist das Meer“ wird von Eric mit ganz viel Gefühl dargeboten und bei „Auf dem Hügel“ schunkelt das gesamte Backstage Werk Arm in Arm mit. Das Instrumental „Autumn“ sorgt für den ersten Gänsehaut-Moment des Abends. Erst wird es dunkel in der Halle, dann flammt ein Scheinwerfer am anderen Ende der Halle auf und enthüllt Geigerin Ally, die inzwischen auf besagtes Podest gewechselt ist. Dort spielt sie das Stück alleine inmitten der Fans und stellt einmal mehr ihre Virtuosität an der Geige unter Beweis. Nun geht es Schlag auf Schlag: Kaum das der Jubel über Allys Solo abgeklungen ist, schälen sich Eric, Simon und Bodenski in schwarze Kutten gekleidet aus dem Halbdunkel der Bühne. Gemeinsam singen sie das erhabene „Sanctus“ erzeugen damit in der Halle tatsächlich so etwas wie atemlose Stille. Die Stille wird durch das nahtlos folgende „Gott spricht“ durchbrochen, für das sich Ally in ihr Outfit vom „Himmelfahrt“-Cover geworfen hat. Der brachiale Stampfer erweist sich auch live als absoluter Knaller und besonders Gitarrist Ingo genießt es sichtlich, die tonnenschweren Riffs in die Menge zu feuern.

Der folgende Teil des Konzerts ist geprägt von den großen Klassikern der Band, die nach wie vor nichts von ihrer Wirkung verloren haben. Spätestens mit den ersten Takten der „Henkersbraut“ verliert München alle Hemmungen und ein Mosh-Pit entbrennt, der den Rest des Abends nicht mehr wirklich zur Ruhe kommen soll. Als besonders schlagkräftig erweist sich das Doppel aus „Ihr kriegt uns nie“ und „Besser du rennst“, bevor mit „Kleid aus Rosen“ der offizielle Teil des Konzerts endet. Wer für die erste Zugabe erwartungsvoll auf die Bühne schaut, wird dort nichts zu sehen bekommen. Stattdessen taucht Ingo auf der Plattform am anderen Ende der Halle auf und stimmt ein Gitarrensolo an, dass schließlich in die Gänsehaut-Nummer „Maria“ mündet, zu der sich Eric zu Ingo gesellt, um gemeinsam mit dem Publikum zu singen. Ganz ganz großes Kino! Auch wenn SUBWAY TO SALLY „Hey!“ inzwischen eher kritisch sehen, hat es mit „Island“ eines der besten Stücke der Scheibe in den Zugabenteil geschafft, der mit „Tanz auf dem Vulkan“ und „Veitstanz“ gewohnt energetisch abgeschlossen wird. Aber was wäre ein Konzert von SUBWAY TO SALLY ohne „Julia und die Räuber“? Zuerst darf Eric mit seinem Dudelsack aber auch einen Solo-Moment inmitten der Fans genießen, bevor kommt, was kommen muss: Ein letztes mal Eskalation zum wohl bekanntesten Kinderlied der Metal-Szene. Anders als sonst verschwindet die Band aber diesmal am Schluss nicht einfach nacheinander von der Bühne, sondern nimmt sich nochmal einen Moment Zeit, um sich zu verabschieden und den Jubel der Menge zu genießen. Die Abwesenheit von den Bühnen der Landeshauptstadt war aber auch einfach zu lang.

  1. Was ihr wollt
  2. Leinen los
  3. Alles was das Herz will
  4. Eisblumen
  5. Weit ist das Meer
  6. Auf dem Hügel
  7. Böses Erwachen
  8. Autumn
  9. Sanctus
  10. Gott spricht
  11. Grausame Schwester
  12. Henkersbraut
  13. Falscher Heiland
  14. Das Rästel II
  15. Ihr kriegt uns nie
  16. Besser du rennst
  17. Kleid aus Rosen
  18. Maria
  19. Island
  20. Sieben
  21. Tanz auf dem Vulkan
  22. Veitstanz
  23. Julia und die Räuber

Die heutige Show dürfte zu den besten der jüngeren Bandgeschichte gehören. SUBWAY TO SALLY haben sich extrem energetisch, mitreißend und voller Spielfreude präsentiert und deutlich gemacht, dass es für eine gelungene Show weder LED-Wände noch Pyrotechnik braucht. Einen großen Anteil an der hohen Qualität der Show hat auch das aktuelle „Himmelfahrt“-Material, dass sowohl Band als auch Fans ordentlich Spaß macht. Mit BLITZ UNION ist außerdem eine Vorband am Start, die die Rolle des Anheizers perfekt erfüllt und sich für eigene Shows empfiehlt. Damit bleibt nach diesem gelungenen Abend nur noch die gleiche Frage, wie nach allen SUBWAY-TO-SALLY-Konzerten in München: Wann findet endlich mal wieder eine Eisheilige Nacht in München statt? 

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