Review Abstracter – Cinereous Incarnate

(Death / Doom / Black / Sludge / Drone) Den Weltuntergang zu vertonen, daran haben sich schon viele Musiker versucht. ABSTRACTER aus Kalifornien wählen dafür den Weg bleiernen, monotonen Death, Doom und Black Metals. Wer ihre neue, mittlerweile dritte Platte „Cinereous Incarnate“ durchstehen will, braucht deshalb viel Geduld und Durchhaltevermögen. Das liegt allerdings nicht daran, weil die Musik so effektiv ist, dass man sie schwer verarbeiten könnte. Nein, sie ist nur einfach langweilig und einschläfernd.

Doom Metal, wenn kreativ und clever gespielt, kann eines der intensivsten Genres überhaupt sein. Ahab bewiesen das beispielsweise mit ihrem Funeral-Doom-Debüt „The Call Of The Wretched Sea“, welches – zieht man die Lead-Gitarren ab – durchaus mit dem Doom-Riffing auf „Cinereous Incarnate“ vergleichbar ist. Der Unterschied ist jedoch: Während Ahab mitreißende Spannungsbögen aufbauen und den Hörer mit in die Tiefen zerren, scheinen ABSTRACTER nicht so wirklich einen Plan davon zu haben, was sie mit ihren vier Songs überhaupt erreichen wollen. Mal kommt ein Doom-Riff, dann bricht die Band wieder in Black-Metal-Blastbeats aus, dann wird wieder abgestoppt, anschließend wird vielleicht mal ein drückender Doublebass-Teil verbaut, dann wieder zurück zum Doom… Man kann hier schon ablesen, wie ziellos das klingt.

Vielleicht soll jene Ziellosigkeit in der Musik auch künstlerischer Ausdruck des Weltuntergangsthemas sein. Auch hier irren Menschen (sofern sie noch existieren) ziellos durch die Welt, da Zivilisationen aufgelöst sind. Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass ABSTRACTER schlicht packendes Songwriting nicht beherrschen. Auch nach wiederholten Durchgängen ist es kaum möglich, die alle in fast identischem Tempo angesiedelten Zehnminüter überhaupt auseinanderzuhalten. Immer wieder werden die gleichen fünf Rifftypen ausgepackt (langsamer Doom, Midtempo-Riff, Blastbeat-Teil, Doublebass-Teil, Noise) und beliebig hintereinandergesetzt, bis die Band dann plötzlich beschließt, den Song zu beenden und den nächsten zu beginnen.

Das mag dann immer in den ersten zwei, drei Minuten noch halbwegs funktionieren, spätestens danach driftet die Aufmerksamkeit dann aber ab und man erwischt sich dabei, wie man auf den Fleck an der Wand starrt und sich fragt, ob der schon immer da war, im Kopf seine Einkaufsliste für später durchgeht oder gerade lieber den Abwasch machen würde, statt weiterhin dieses sterbenslangweilige Album hören zu müssen. Auch Instrumentaltechnisch passiert hier wenig Spannendes. Das Schlagzeugspiel ist zwar stabil, klingt aber mehr nach „Ich kann gerade so den Takt halten! Kreative Grooves und Fills sind da nicht drin!“. Die Gitarren wurden immerhin solide aufgenommen und Sänger Mattia Alagnas Growls klingen zwar nicht schlecht, können bei derart banaler Musik aber auch nicht viel reißen.

Alles, was ABSTRACTER auf „Cinereous Incarnate“ machen, haben hunderte Bands in ihrem Genre schon besser und spannender gemacht. Zwar schaffen die Kalifornier es zwischendrin immer mal wieder kurzzeitig über ein oder zwei Riffs, den Hörer doch zu packen, doch spätestens beim nächsten Wechsel verlieren sie ihn wieder, bis er spätestens ab der Hälfte des Albums komplett mit der Aufmerksamkeit aussteigt. Ja, Doom Metal darf monoton und dreckig sein. Aber die Kunst ist es, aus dieser Monotonie etwas Mitreißendes zu kreieren. ABSTRACTER ist das hier leider nicht gelungen.

Wertung: 3 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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