Review Amon Amarth – Jomsviking (+)

Es ist mal wieder Albumsaison im Hause AMON AMARTH – dass die gut geölte Maschine alle zwei bis drei Jahre eine Full-Length-Platte veröffentlicht, danach kann man mit Blick auf die bisherige Diskografie der Schweden eigentlich die Uhr stellen. Mindestens genauso zuverlässig befriedigt das Quintett seit jeher die Erwartungshaltung seiner Fangemeinde, wohingegen Kritiker sich regelmäßig in ihren Vermutungen bestätigt sehen, dass die Band schon seit längerer Zeit nichts Relevantes mehr zu ihrem Werk hinzuzufügen habe und eine neue Scheibe deshalb wieder wie die vorherigen klänge. Aber kann man das etwa auch dem mittlerweile zehnten Langeisen „Jomsviking“ zum Vorwurf machen?

Zugegeben, auch diejenigen, die AMON AMARTH totale Innovationsresistenz bescheinigen, dürften bei den im Vorfeld der Veröffentlichung durchgesickerten Informationen aufgehorcht haben: Erstmals in der Geschichte der Band sollte es ein Konzeptalbum werden, der kompositorische Ansatz dem von Filmmusik ähneln. Schaffen es die Skandinavier wirklich, aus ihrem selbstauferlegten starren Konstrukt auszubrechen? Schließlich bedeutet weder die Ausrichtung auf ein bestimmtes Thema – im vorliegenden Fall die skrupellosen Söldner der Jomswikinger – noch eine andere Herangehensweise beim Songwriting, dass der Hörer im Endprodukt einen wesentlichen Unterschied zu früheren Outputs bemerkt.

Tatsächlich klingen AMON AMARTH auf „Jomsviking“ erst mal so, wie man sie kennt: Uptempo, Doublebass, melodische Leads, Tremolo-Picking und Johan Heggs charakteristisches Organ. So weit, so typisch. Das gilt für den Opener „First Kill“, der schon im Vorfeld inklusive Videoclip im Netz veröffentlicht wurde, ebenso wie zum Beispiel für den stürmischen Brecher „One Against All“. Im Laufe des Albums fallen jedoch mehrere Punkte auf, die den aufmerksamen Hörer davon abhalten, nach dem dritten oder vierten Song mental abzuschalten. Zum einen brechen die Jungs wiederholt klassische Songstrukturen auf und wissen mit passend eingebauten Tempowechseln zu unterhalten. Zum anderen scheinen AMON AMARTH mehr denn je auf traditionelle Heavy-Metal-Einflüsse zu setzen, wie etwa „On A Sea Of Blood“ und „Vengeance Is My Name“ mit entsprechendem Riffing zeigen. „Raise Your Horns“ lässt mit seiner Gitarrenarbeit, dem mit Chören unterlegten Schunkel-Refrain und dem epischen Flair gar unweigerlich an Veteranen wie Accept und Manowar denken.

Epik ist dabei auf „Jomsviking“ massig vorhanden. Gemäß des Band-Anspruchs, auf dieser Platte so etwas wie Filmmusik zu schreiben, legt der Fünfer des Öfteren atmosphärische Schwerpunkte mit Hilfe von Keyboards, anstatt seine Death-Metal-Wurzeln in den Vordergrund zu stellen und bastelt hier und da auch eine kleine Spoken-Word-Einlage ein. Nun waren orchestrale Elemente schon auf „Surtur Rising“ vorhanden, wurden diesmal hingegen effektiver eingesetzt. Gerade in der zweiten Albumhälfte finden sich mit „The Way Of Vikings“, „A Thousand Burning Arrows“ und „Back On Northern Shores“ die drei überlangen Tracks, die mit teils getragenem, schleppenden Tempo und kraftvoll-hymnischen Elementen die zwar soliden, aber auch geradlinig-unspektakulären Nummern in dieser Sektion in die Tasche stecken. Vor allem „A Dream That Cannot Be“ fällt hier als einziger Song richtig negativ auf, denn Gastsängerin Doro bleibt nicht etwa unter ihrem Potential, nein, sie will einfach so gar nicht ins Bild passen. Hier haben AMON AMARTH gemeint, eine in der Konzept-Story enthaltene Liebesgeschichte müsse automatisch mit einem Duett einhergehen und sich damit zu Sklaven ihres eigenen Konzepts gemacht.

Davon abgesehen lässt sich feststellen, dass AMON AMARTH es geschafft haben, tatsächlich frischen Wind in ihren Sound zu bringen, ohne sich dabei zu weit von ihren Trademarks zu entfernen, die ihre Anhänger ebenso lieben wie sie ihre Kritiker gelangweilt abwinken. Gerade nach der kreativen Durststrecke, die zuletzt das etwas durchwachsene und ideenarme „Deceiver Of The Gods“ zur Folge hatte, hat man bei „Jomsviking“ wieder richtig Freude daran, ein Album der Schweden zu hören – daran ändert ein in die Hose gegangener Gastbeitrag genauso wenig wie der Wechsel auf dem Drum-Hocker.

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Wertung: 8 / 10

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