Review Anna Katharina – Dreiklang

Manchmal sind nicht nur aller guten Dinge, sondern auch aller guten Klänge drei. Lange mussten die Fans von ANNA KATHARINA KRÄNZLEINs klassischer Seite auf Nachschub warten. Rund drei Jahre sind seit der Veröffentlichung von „Saitensprung“ ins Land gezogen. Im Leben der Vollblutmusikerin hat sich indes viel getan. So lebt Anna inzwischen mit ihrem Mann und ihrer Tochter im Bayerischen Wald. Auf „Dreiklang“ hatte dies indes keine Auswirkungen, war das Album doch bereits Anfang 2012 fertig produziert und die Veröffentlichung wurde nur durch Annas Babypause nach hinten verschoben.

Inzwischen wurde das Projekt nach mehren Umbesetzungen am Schlagzeug auf Anna Katharina Trio getauft. Dabei ist es Tontechniker Sven Peks zu verdanken, dass trotz mehrerer Musiker an den Percussion sowie Gastauftritten am Piano und Akkordeon die gesamte CD homogen klingt. Unterstützt wird Anna bei ihren Eigenkompositionen und Klassikadaptionen von Michael Ende (Letzte Instanz) am Bass und am Schlagzeug vorwiegend von Philipp Renz, die beide auch zur Livebesetzung zählen.

Direkt zu Beginn schlägt das Trio mit Brahms fünftem ungarischem Tanz und dem traditionell-bayerischen „Drandachtjodler“ den Bogen zwischen aufgepeppter Klassik und eigenwilligen Eigenkompositionen, der das gesamte Album kennzeichnet. Der Brahms-Tanz profitiert in seiner Trio-Version von südamerikanischen Rhythmuselementen sowie einem Wiedererkennungswert, nicht nur bei klassikaffinen Hörern. Der „Drandachtjodler“ zeigt die Schandmaulgeigerin wiederum von ihrer heimatverbundenen Seite, genau wie später das instrumentale „Chiemsee“, welches besonders von seinem Hell/Dunkel-Kontrast lebt. Volkstümlich und dennoch nicht altbacken präsentiert Anna ihre Heimat warmherzig und verträumt. Ihr Gesang gerät dabei allerdings gewöhnungsbedürftig, so wie man es von den Vorgängern bereits von „Carmen“ etc. gewohnt ist. Außerdem ist die zweite Version des „Drandachtjodlers“ mehr eine nette Zugabe als wirklich nötig. Ohne Geige und mit leicht verändertem Gesang verliert der Song deutlich an Wirkung.

Davon abgesehen behält „Dreiklang“ die vorherrschende Dynamik und Spannung stets aufrecht. Manchmal sogar in den Stücken selbst, wie z.B. bei „Eros“, welches aus der Feder von Michael Ende stammt. Für Anna wurde das Stück von Cello auf Geige umgeschrieben und der getragene Anfang mündet schließlich in progressive Gefilde, eher der Song wieder ruhig ausklingt, ähnlich wie „Chiemsee“ im Rockgewand. Für die nötige Abwechslung im Instrumentarium sorgen im Verlauf von „Dreiklang“ u.a. Andreas Hinterseher (Quadro Nuevo) mit seinem Akkordeon bei „Obacht, Miss Marple!“, welches problemlos als Soundtrack für eben jene Filme durchgeht, und der Italiener Pippo Pollina, der mit Anna zusammen in „Mondnacht“ singt und Klavier spielt. An jener träumerischen Ballade wirkte außerdem Roberto Petroli an der Klarinette mit. Mögen die Namen auf dem Papier nur Szeneexperten etwas sagen, so dürften die dazugehörigen Kompositionen durchaus für ein breiteres Publikum geeignet sein, besonders in der kalten Jahreszeit.

Apropos Jahreszeiten: Mit den beiden Sätzen aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ greift Anna erneut auf bekannte Klassikwerke zurück, die dieses Mal jedoch durch Irish Folk veredelt wurden, ehe „Weißer Vogel“ in eine ähnliche Kerbe schlägt wie der „Drandachtjodler“, nur weniger bayernbezogen dafür persönlicher. Das Lied spiegelt einen Abend voller Herzschmerz in Annas Leben wider, an dem sie ihre tiefen Gefühle auf Grund von empfindlichen Nachbarn nicht in Töne, sondern in Worte umgesetzt hat. Dazu mischte sie wiederum düstere Musik von Bach und Gounod.

Unabhängig davon, ob instrumental, im Duett oder im Trio: Bei ihrem Soloprojekt kann sich ANNA KATHARINA KRÄNZLEIN frei enthalten und ihre verschiedenen musikalischen Eindrücke ungehemmt ausleben. Mit „Dreiklang“ stelt sich die Musikerin somit erneut erfolgreich auf eigene Füße und beweist, dass sie auch nach vielen Jahren in der Musik noch gewillt ist, neue Experimente einzugehen. Das Album ist klassisch-modern, gefühlsbetont und heimatverbunden – so wie Anna selbst. Wer die Musikerin von ihrer persönlichen Seite kennenlernen will, liegt hier richtig.

Publiziert am von Uschi Joas

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