Februar 2014

Review Behemoth – The Satanist

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Death Metal

Wer sich bei Satyricons „Satyricon“ über die etwas unkreative Titelwahl echauffiert hat, dürfte bei der Bekanntgabe des Albumtitels für das zehnte Werk aus dem Hause BEHEMOTH zunächst auch nur den Kopf geschüttelt haben – ist „The Satanist“ für ein Black-Metal-Album doch auch nicht eben innovativ. Andererseits: Wir reden hier von BEHEMOTH. Und die sollte man nie unterschätzen.

So ist „The Satanist“, soviel sei vorweggenommen, weder lyrisch noch musikalisch so belanglos, wie der Titel es vielleicht zunächst suggeriert. Denn so akribisch und tiefgründig wie Nergal sich in den Texten mit den Weltreligionen auseinandersetzt, gehen BEHEMOTH auf „The Satanist“ auch bei der Komposition zu werke. So ist das zehnte Studioalbum das wohl detailreichste und atmosphärisch dichteste in der gesamten Karriere der Polen. Auffällig ist dabei von der ersten Minute an, dass BEHEMOTH vom gerade im Black und Death Metal so hochgelobten Credo des „schneller, härter, extremer“ Abstand nehmen. Ganz im Gegenteil: Entschleunigung ist hier das Stichwort. Bereits der Opener „Blow Your Trumpets Gabriel“ beeindruckt weniger durch infernalische Blastbeat-Attacken oder ein überdurchschnittliches Noten-pro-Zeit-Verhältnis als vielmehr durch die durchdringend düstere Atmosphäre, die durch die zähen, schleppenden Riffs und das bisweilen fast bedächtige Schlagzeug angestimmt wird.

Mit „Furor Divinus“ und „Messe Noire“ fühlt man sich sodann in ein Paralleluniversum versetzt – in eines, in dem BEHEMOTH nach „Satanica“ nicht ein eher experimentelles „Thelema.6“ abgeliefert, sondern direkt den Namensvetter vorgelegt haben. Ob durch die Wahl des Titels absichtlich eine musikalische Verwandtschaft angedeutet werden sollte, ist schwer zu sagen. Fakt ist: BEHEMOTH klingen hier so schwarz wie seit einer guten Dekade nicht mehr, liefern dafür jedoch auch nicht durchgehend das große Spektakel, das man zuletzt von ihnen gewohnt war: Durch den extrem dichten, organischen Sound verschmelzen die Songs zu einer einzigen, schwarzen Masse, aus der nur einige wenige Stücke, Seeungeheuern gleich, hervorschnellen und gerade dann nach dem Hörer schnappen, wenn der es am wenigsten erwartet.

Neben „Ora Pro Nobis Lucifer“ ist es vor allem „The Satanist“ persönlich, der sich hier hervortut. Wer allerdings einen Nackenbrecher erwartet, wird auch hier enttäuscht – stattdessen schicken BEHEMOTH ein Groove-Monster, das sich stampfend und schnaubend ins Ohr frisst. Plump oder gar stumpf ist jedoch selbst dieser Track nicht. So brennen BEHEMOTH hier ein wahres Feuerwerk an Details und Finessen ab, die dem Song eine beachtliche Vielseitigkeit verleihen und ihn, wie „The Satanist“ als Ganzes, in allen Facetten von Schwarz schillern lassen.

Wer auf das Prinzip „Album-Making-Of“ steht, bekommt in der Limited Edition noch einen gut gemachten, halbstündigen Dokumentarfilm oben drauf – inhaltlich wartet dieser allerdings (wie so oft) mit kaum mehr als einigen bedeutungsschwanger vorgetragene Plattitüden auf. Lohnender ist da schon der Konzertmitschnitt „Live Barbarossa“ aus Ekaterinburg in Russland: Zumindest für alle, die die Live-DVD „Evangelia Heretika“ nicht besitzen, definitiv ein gelungener Bonus, der die Edition zusammen mit der schönen Verpackung und dem ausführlicheren Booklet allemal lohnenswert macht.

Mit ihrem zehnten Studioalbum legen BEHEMOTH ein in sich geschlossenes Kunstwerk vor, das weniger durch die individuelle Stärke der Songs als durch die Perfektion, mit der diese als Album arrangiert sind, zu überzeugen weiß. Zum Meisterwerk fehlen „The Satanist“ noch ein, zwei zwingende Hits mehr – allein der vorhandenen „Outstanding Songs“, vor allem aber der Gesamtatmosphäre wegen ist „The Satanist“ für Fans dennoch ein Pflichtkauf.

Anspieltipps: „Ora Pro Nobis Lucifer“ & „The Satanist“

Wertung: 8.5 / 10

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Ein Kommentar zu “Behemoth – The Satanist

  1. Nach mehrmaligem Konsum stimme ich der Kritik im Großen und Ganzen zu, finde aber doch (noch), dass die trivialen Songs etwas zu trivial sind, um die Atmosphäre zu vertiefen, und die krassen Songs auch nicht an die richtigen Hits heranreichen (was halt auch kaum zu erwarten war). Bei manchen Tracks und Lyrics fühle ich mich an Belphegor vor 5-6 Jahren erinnert, ich kann nur noch nicht beurteilen, ob das gut oder schlecht ist. Irgendwie doch ungewohnt.
    Insgesamt aber in der Tat eine gute Idee, die Extreme mal etwas zurückzufahren, denke, das schadet der Entwicklung der Band ganz und gar nicht.

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