Review Caliban – Gravity

Nach „Ghost Empire“ (2014) hat das fünfköpfige Metalcore-Gespann CALIBAN um Sänger Andreas Dörner wieder einiges bei ihren Fans gut zu machen. Vermehrt hörte man die Unkenrufe enttäuschter Fans und Redakteure, die das neunte Album der Essener als zu unspannend empfanden und „Ghost Empire“ zu wenig Dynamik und Druck attestierten. Nur zwei Jahre später und somit im gewohnten Turnus liegend, bringen CALIBAN den Nachfolger „Gravity“ auf den Markt, der den Fauxpas des Vorgängers vergessen lassen soll.

Der zügige Opener „Paralyzed“ lässt bereits Gutes erahnen, denn innerhalb einer Minute gelingt es dem Urgestein der deutschen Metalcore-Szene, einen Hymen-artigen Refrain in die Struktur eines druckvollen Songs unterzubringen, der mit seinen modernen Samples zeigt: CALBIAN bemühen sich den Spagat zwischen den typischen musikalischen Szene-Elementen und dem modernen Metal zu schaffen. Und vorallem scheinen sich die Herren selbst von ihrer Schlappe namens „Ghost Empire“ erholen zu müssen, denn auch die kommenden Tracks bieten schnelles Riffing und abwechslungsreiche Gesangeinlagen, seien es die Growls von Dörner, der weibliche Klargesang im Kracher „Mein schwarzes Herz“ oder der Gastauftritt von Alissa White-Gluz (Arch Enemy, ex- The Agonist) in „The Ocean’s Heart“ – CALIBAN fegen hiermit die Enttäuschung über „Ghost Empire“ hinfort.

Die Gitarrenarbeit der Saiten-Fraktion Görtz und Schmidt klingt auf „Gravity“ ausgesprochen progressiv; dieser technische Einschlag birgt so manche Überraschung, beispielsweise das passend untergebrachte Solo in „Walk Alone“. Bei all der Freude darüber, dass das aktuelle Output besser als erwartet geworden ist, bedeutet dies jedoch nicht, dass „Gravity“ einen per se vom Hocker haut; gerade der Track mit White-Gluz gestaltet sich als plätscherndes Etwas, gleiches gilt für das unspannende „For We Are Forever“ und das im Vergleich zu den anderen Songs recht unkreativ geratene „Hurricane“. Diese Songs schmälern den anfänglichen guten Eindruck und legen den Schluss nahe, dass CALIBAN auf der zweiten Hälfte von „Gravity“ leider schwächeln.

Da das Quintett aus Essen womöglich in etwa zwei Jahren den Nachfolger dieses Albums präsentieren wird, ist zu hoffen, dass dieses zukünftige Werk die Stärke und Kreativität ausbauen wird, die CALIBAN auf der ersten Hälfte von „Gravity“ zeigen. Die Platzierung der treibendsten, interessantesten Tracks an den Anfang der Platte stellen einen cleveren Schachzug dar, denn dadurch haben die Metalcorer den Überraschungseffekt ganz auf ihrer Seite. Dieser vergeht aber nach etwa sechs Tracks – sehr, sehr schade!

Wertung: 6.5 / 10

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