Review Carcass – Symphonies Of Sickness

Gerade mal ein Jahr nach dem Debüt „Reek Of Putrefaction“ überraschte CARCASS die Metalszene mit ihrem zweiten Werk. Bill Steer hatte sich zuvor endgültig bei Napalm Death ausgeklinkt und konzentrierte sich seither vollends auf sein neues Projekt.

Viel hat sich im vergangenen Jahr getan. Gleich geblieben ist eigentlich nur das Line-Up. Am positivsten von all den Veränderungen fällt direkt die Produktion auf, die sich mindestens um den Faktor 10 verbessert hat. Alle Instrumente wirken nun deutlicher, wirken mehr Druck aus und scheinen gewollt miteinander und nicht gegeneinander zu spielen. Zwar ist alles noch weit entfernt von heutigen Standards, jedoch schon einmal ein großer Schritt in die richtige Richtung. Ob es an Colin Richardson lag, der von nun an die Truppe betreute? Es fällt schwer zu glauben, wie viel ein neuer Mann im Studio bewirken kann.

Auch musikalisch hat man einige Schritte nach vorne gemacht. Jeff Walkers Bass klingt nun auch nach Bass und ist auch fast durchgängig hörbar, Ken Owen wirkt im Vergleich zu „Reek of Putrefaction“ wie ausgewechselt und Bill Steer zeigt das erste Mal sein können an der Gitarre. Die Vocals driften etwas mehr in den Death Metal Bereich, passen aber allerdings immer noch zum Sound.
Mit der hier dargebotenen Brutalität lies man damals jede andere Death Metal Band (und viele Bands bis heute) hinter sich. Die Riffs und das härtere und noch schnellere Schlagzeug, dürften das besten gewesen sein, was man bis in die späten 90er Jahre zu hören bekam.

Sehr auffällig sind die deutlich länger und kompakter gestalteten Songs als noch auf dem Debüt, ohne dabei auf Einfachheit zu verzichten. Fanden sich auf „Reek Of Putrefaction“ noch 22 Songs, so wartet „Symphonies Of Sickness“ nur noch mit 10 Songs auf, von denen keiner unter eine Spielzeit von 3:20min gerät. Die Lyrics haben ebenso einiges an Länge gewonnen. Waren die Lyrics zuvor mehr als spärlich, so ist nun auch eine Struktur erkennbar. Inhaltlich geben sich medizinische Fachbegriffe und Fakten über psychische wie auch physische Krankheiten ein Stelldichein, die selbst den Doktor von nebenan in Ratlosigkeit versetzen würden.

„Symphonies Of Sickness“ ist schon wie der Vorgänger nicht mit den heutigen Standards vergleichbar. CARCASS haben damals etwas geschaffen, dass den recht schmalen Grat zwischen Genialität und Wahnsinn noch schmäler macht. Das Album könnte man besten als „genialen Wahnsinn“ oder „wahnsinnig genial“ beschreiben. Mit diesem Werk löste man sich 1989 endgütlig vom Napalm Death-Sound und kreatierte den weltweit bekannten „CARCASS-Sound“! Es war einer der erste Beweise dafür, dass auch eine extreme Metal Band sich neu definieren kann, ohne die eigenen Wurzeln zu vernachlässigen. Pionierarbeit par excellence.

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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