Mai 2023

Review Deathstars – Everything Destroys You

Wenn die Pandemie einer Band so richtig in die Parade gefahren ist, dann den DEATHSTARS: 2020 wollten die schwedischen Elektro-Dark-Rocker den Nachfolger ihres 2014er-Albums „The Perfect Cult“ veröffentlichen und endlich wieder auf Clubtour gehen. Die Konzerte wurden nach mehreren Verschiebungen abgesagt. Und das Album, dessen Songs schon 2019 fertig gewesen sein dürften, wurde schlussendlich um drei ganze Jahre verschoben. Ein kleiner Trost: Zumindest in Deutschland gibt schlechtere Zeitpunkte, um catchy-düsteren Industrial-Rock zu veröffentlichen als den nun gewählten, wenige Tage vor der ESC-Teilnahme von Lord Of The Lost.

Tatsächlich wären nämlich auch die DEATHSTARS ein absolut denkbarer Kandidat für diese Veranstaltung – bringen die Schweden um Andreas „Whiplasher Bernadotte“ Bergh mit ihrem schillernden „Glampire“-Look und ihrem Eurodance-beeinflussten, rockigen Sound doch so ziemlich alles mit, was beim Eurovision Song Contest heute (zumindest als exotischer Außenseiter-Act) gerne gesehen ist.

Das gilt – erfreulicher- oder erschreckenderweise? – völlig unverändert und uneingeschränkt auch für ihr neues Album „Everything Destroys You“. Von der ersten Sekunde an fühlt man sich nämlich um fast zwei Dekaden zurückversetzt: Whiplasher Bernadottes kraftvoll-dunkler Gesang im Wechsel mit seinem geheimnisvollen Flüstern, die verspielten Synthesizer-Melodien und das brachiale NDH-Riffing klingen 2023 nicht wesentlich anders als auf dem Durchbruchsalbum „Termination Bliss“ aus dem Jahr 2006.

Gleich der Opener „This Is“ begeistert mit etwas Rammstein-Riffing und massig DEATHSTARS-Vibe – wird aber erst durch das folgende, weitaus melodischer arrangierte „Midnight Party“ komplettiert, das merklich an „Cyanide“ erinnert und damit auch die andere, leicht schwülstige, aber eben auch süffige Seite der DEATHSTARS zeigt. Diese „Süffigkeit“ ist zugleich das vielleicht einzige Problem an „Everything Destroys You“. Bereits während des ersten Durchlaufs stellt sich nämlich ein wohliges Gefühl der Vertrautheit ein. Statt begierig jedes Detail – jedes lässige Drum-Fill, jede subtile Melodie, jeden Soundeffekt – erfassen zu wollen, ertappt man sich dabei, das Album zu konsumieren, als würde man dieses schon lange in- und auswendig kennen. Gefälliges Mitnicken rückt so schnell an die Stelle aufmerksamen Lauschens: Es laufen eben mal wieder die DEATHSTARS.

Dem kann, dem sollte man entgegenwirken, denn „Everything Destroys You“ hat es durchaus verdient, erkundet zu werden. Dem kann man aber auch einfach nachgeben und genießen, dass die Schweden mit diesem Album allen Erwartungen gerecht werden. Für eine Bewerbung auf die Teilnahme am Eurovision Song Contest mag das Comeback der DEATHSTARS zu spät gekommen sein – von uns heißt es dennoch: „8 Points go to Sweden!“

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Wertung: 8 / 10

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3 Kommentare zu “Deathstars – Everything Destroys You

  1. Wie wird das eigentlich in der Redaktion abgestimmt? Das meiner Meinung qualitativ hochwertigere „The old ways remain“ von Blood Ceremony kassiert 10 Punkte und trotzdem wird dieses Album „Album des Monats“. Also ich bin nicht picky oder so, aber ich wundere mich grade ein wenig und kann dem rein subjektiv nicht zustimmen. ^^‘

    1. Genau so – nach eigener Meinung und rein subjektiv. Alle Redakteur*innen haben Stimmen, das Album mit den meisten Stimmen gewinnt. Ein Album mit 10 Punkten hat also keinen Vorteil gegenüber einem 8-Punkte-Album, da wir kein Punkte-Additionssystem o. Ä. haben, in dem alle noch mal eigene Punktewertungen abgeben, es läuft rein demokratisch ab. Wohlgemerkt werden keine Alben in Erwägung gezogen, die in der Review weniger als 7.5 Punkte bekommen haben.

      1. Hey vielen Dank für die Antwort!

        Das Vorgehen kann ich nachvollziehen und finde die Festlegung auf 7.5 Punkte verständlich, auch wenn ich das vielleicht bei kontroverseren Reviews (Prometheus – The discipline of fire and demise von Emperor zum Beispiel) kritisch sehen würde.

        Fairerweise muss ich aber sagen, dass es nach beinahe 13 (?) Jahren auch beinahe die einzige Review ist die ich so gar nicht nachvollziehen kann.

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