Review Deathstars – Night Electric Night

Mit ihrem zweiten Album, „Termination Bliss“, sind die DEATHSTARS zum wohl am heißesten gehandelten Newcomer im Bereich des Elektro-Gothic-Rock avanciert – zumal sie mit ihrem „Deathglam“-Image eine derzeit nicht allzudicht besetzte Sparte besetzt haben. Mit „Night Electric Night“ legen die fünf Schweden nun nach – mit dem extrem starken Vorgänger hat sich die Band die Latte allerdings extrem hoch gelegt.

Mit dem Erfolg des Vorgängers im Hinterkopf waren also stilistische Neuerungen nicht unbedingt zu erwarten. So überrascht es dann auch nicht weiter, dass keiner der elf Songs in einer Playlist aus Songs des Vorgängers auffallen würde. Bei genauerem Hinhören bemerkt man als markanteste Entwicklung, dass die Keyboard/Synthie-Wände, die für den dichten Sound von „Termination Bliss“ verantwortlich waren, an Bedeutung eingebüßt haben. Stattdessen sind auf „Night Electric Night“ die Gitarren, untermalt von subtileren Keyboardklängen, weiter in den Vordergrund gerückt. Das hat einerseits zur Folge, dass die Songs in den Riff-Passagen noch mehr Rammstein-Charakter haben als dies eh schon der Fall war, andererseits, dass das Album im Ganzen weniger bombastisch ausfällt. In Anbetracht der Tatsache, dass die DEATHSTARS vor allem für ihren bombastischen, extra dick aufgetragenen Sound bekannt waren, ist das allerdings duchaus nicht nur positiv zu werten. Ansonsten wäre höchstens noch der vermehrte Einsatz von weiblichem Backgroundgesang zu erwähnen – ansonsten bleiben die DEATHSTARS in Sachen Stil, Sound und Mix unverkennbar sie selbst.

Somit bleibt für Optimierungen eigentlich nur das Songwriting selbst – eine Möglichkeit, die die DEATHSTARS leider elegant verstreichen lassen: Zwar sind die Songs durch die Bank nicht schlecht – von einem Hitfeuerwerk wie auf „Termination Bliss“ kann man allerdings nur träumen. Tummelten sich auf eben jenem Kracher wie „Blitzkrieg“, „Cyanide“ oder „Play God“, um nur einige zu nennen, ist „Night Electric Night“ in der Hinsicht weit spärlicher besetzt. Zwar gibt es auch hier eingängige Riffs und Refrains zu hören, aber selbst die stärksten Songs des Albums wie der Titeltrack oder auch „Death Dies Hard“ und „The Fuel Ignites“ können mit der Durchschlagskraft eines „Tongues“ nur grade so mithalten. Dass sich die Arrangements oder die verwendeten Stilmittel nicht im Geringsten unterscheiden, macht diesen Qualitätsabfall leider umso deutlicher – und einige Songs haben leider das Prädikat „Füllmaterial“ verdient. Leider zählt dazu auch „Via The End“, eine Ballade, in der Gitarrist Nightmare den Tod seines Bruders Jon Nödtweidt (Dissection) aufarbeitet. Es sei mal dahingestellt, ob sich Jon, der aus eigenem Antrieb aus dem Leben schied, zu seinem Gedenken eine DEATHSTARS-Ballade gewünscht hätte. Objektiv gesehen hat man aber schon tiefer unter die Haut gehende Balladen zu banaleren Themen gehört.

Zwar ist „Night Electric Night“ nicht der sprichwörtliche Griff ins Klo – aber sicher auch nicht der nach den Sternen: Wer mit den DEATHSTARS noch nie etwas anfangen konnte, braucht sich an diesem Album gar nicht erst versuchen – wer hingegen die beiden bisherigen Alben vergöttert, wird Whiplasher auch diesmal an den Lippen hängen. Für alle dazwischen ist „Night Electric Night“ leider nur ein durchschnittliches Electro-Metal-Album, das nach „Termination Bliss“ nichts Neues zu bieten hat. So bleibt der Aufstieg zu den Stars des Deathglam mit diesem Album nur ein Traum für eine lange, dunkle „Night Electric Night“.

Wertung: 6.5 / 10

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