Review Delain – The Human Contradiction

Potzblitz, damit war nicht unbedingt zu rechnen. Die niederländischen Symphonic Metaller DELAIN hauen ihr viertes Album „The Human Contradiction“ raus und werfen damit den nächsten Fehdehandschuh um die Vormachtstellung gegenüber den Landsmännern Within Temptation. Ob es der Band jetzt darum ging, sei mal dahingestellt, fest steht: das Quintett schickt eine knappe Dreiviertelstunde Musik ins Rennen, welches man sich durchaus mal intensiver zu Gemüte führen darf.

Die eigenen Erfahrungen mit DELAIN sind eher durchwachsen, „April Rain“ war nicht besonders überzeugend, die Compilation „Interlude“ ganz nett, aber eben auch nur ein lockeres Zwischenspiel. Album Nummer vier hingegen präsentiert sich von den ersten zarten Klängen bis zum Nachhall mitreißend und absolut ausgegoren. Die Band findet dabei spielerisch den Weg zwischen Liedern, die eher etwas mehr Entfaltungszeit benötigen und insgesamt verschachtelter und strukturell progressiver sind und Songs, die rasch auf den Punkt kommen.
Progressiv bezieht sich tatsächlich maximal auf die Arrangements, die Melodien und Riffs sind allesamt recht leicht zu konsumieren, was aber den Anspruch des Albums keineswegs schmälern soll. Dieser wird durch die Auswahl der prominenten Gastmusiker eher noch unterstrichen, so konnte man erneut Nightwish-Basser Marco Hietala für zwei Songs gewinnen. Sein markanter Brummbär-im-Stimmbruch-Gesang passt hervorragend zu Sängerin Charlotte, die generell in mittleren Höhen intoniert, was weiterhin im Vergleich zum mittlerweile rar gewordenen Operngesang absolut angenehm ist. Trotzdem wagt sie sich auch hier und da in höhere Sphären, was bei dosiertem Einsatz einen netten Kontrapunkt darstellt.
Zudem bietet man die neue Arch-Enemy-Frontmieze Alissa White-Gluz für das finalisierende „The Tragedy Of The Commons“ auf, welches zwar für einen recht epischen Ausklang sorgt, aber trotzdem kein Highlight des Albums ist. Dies gilt schon eher für „Your Body Is A Battleground“, das sehr eingängige „My Masquerade“ sowie das Doppel „Army Of Dolls“ und „Lullaby“, die allesamt für Wohlfühlatmosphäre mit Power sorgen. Sehr stark verantwortlich dafür ist die ausgesprochen massive Produktion, die den neun Songs unheimlich viel Kraft verleiht.

„The Human Contradiction“ ist eine wirklich gute Scheibe geworden. Obwohl man auf die obligatorische Ballade verzichtet und auch sonst sein Heil eher in der Offensive sucht, bekommt man eine knappe Dreiviertelstunde Musik mit viel Gefühl geboten. Und da die Band mittlerweile ebenso viel Gefühl für das richtige Songwriting entwickelt hat, ist hier eine Platte entstanden, in der richtig Zug drin ist. Antesten wird absolut empfohlen.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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