Review Duo Jatekok – Duo Jatekok Plays Rammstein

  • Label: Universal, Vertigo
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Entmetallisiert, Neoklassik

Über Sinn und Unsinn von Cover-Versionen lässt sich trefflich streiten – zumal gerade im Metal die Neuinterpretationen oftmals sehr nah am Original gehalten sind. Zumindest letzteres kann man dem DUO JATEKOK nicht vorwerfen, im Gegenteil. Schließlich transferieren die beiden Frauen brachiale Rammstein-Songs in Klavierstücke, dargeboten im virtuosen Duett auf zwei Konzertflügeln.

Rammstein haben die beiden Französinnen längst überzeugt – seit 2019 darf das DUO JATEKOK die Berliner Weltstars als Support-Act begleiten (>> mehr dazu in Teil 6 unseres Interview-Specials zur Tour).  Das Stimmungsbild zur Musik von DUO JATEKOK in den Stadien ist zugegebenermaßen durchwachsen und reicht von Weiterratschen bis Mitsingen – vielleicht ist ungeduldige Vorfreude auf eine feurig-krachende Rammstein-Show aber auch einfach nicht das Mind-Set, in dem man sich eingehend mit lieblicher Klaviermusik auseinandersetzen möchte.

Dabei ist es durchaus nicht so, dass DUO JATEKOK den Rammstein-Songs ihre Energie rauben würden – im Gegenteil. Allein die Ausdrucksform ist hier freilich eine gänzlich andere. So fängt etwa ihre Umsetzung von „Engel“, mit dem das nun unter dem schlichten Titel „Duo Jatekok plays Rammstein“ erschienene Album beginnt, mit einem eleganten Wechsel zwischen energischem Spiel und zartem Anschlag gelungen jene Dynamik ein, die auch das Original so stark macht.

Bei den von Rammstein etwas melodischer angelegten Songs ist das weniger bemerkenswert als bei den schrofferen Nummern, bei denen das Duo naturgemäß etwas mehr abstrahieren musste. Erst hier zeigt sich so richtig, was die beiden Musikerinnen draufhaben: Dass die Songs hier nicht mehr nur nachgespielt, sondern eher „nachempfunden“ werden mussten, macht diese Stücke erst so richtig spannend. So gelingt es dem DUO JATEKOK etwa bei „Puppe“ in grandioser Weise, die bedrohliche Atmosphäre des Originals einzufangen, für die man bei der Rammstein-Version sicher in allererster Linie Tills Gesang und die rohen Gitarren verantwortlich gemacht hätte.

Im Gegensatz dazu sind einige der schon von vorneherein eher ruhigen Songs in der reinen Piano-Version eher unspektakulär ausgefallen: „Frühling in Paris“ etwa bietet vergleichsweise wenig Abstraktionsspielraum – entsprechend nah am Original fällt dann auch die Interpretation aus. Auch im von Rammstein ohnehin sehr puristisch angelegten „Ohne Dich“ wirkt das Re-Arrangement stellenweise etwas bemüht. Wunderschön hingegen: die Umsetzung der Balladen „Diamant“ und „Seemann“.

DUO JATEKOKs Rammstein-Tribute-Album ist sicher nicht für die gleichen Lebenssituationen gemacht wie die darauf befindlichen Stücke im Original. Die Tatsache, dass sich die Kompositionen so stimmig in ein gänzlich anderes Musik-Genre transferieren lassen, zeigt zweierlei: die Stärke des Materials und das Talent von Naïri Badal und Adélaïde Panaget. Wer Rammstein-Harmonien einmal aus einem komplett neuen Blickwinkel betrachten oder auch einfach Freude an virtuoser, moderner Klaviermusik hat, sollte diesem Werk unbedingt eine Chance geben.

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Wertung: 9 / 10

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