Review Endstille – Dominanz

  • Label: Twilight
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Black Metal

Die Kieler Schwarzmetaller von ENDSTILLE machen es sich selber nicht immer leicht: Ihr allzu offenherziger Umgang mit der Thematik des zweiten Weltkrieges gefällt scheinbar niemandem so wirklich, denn die Moralapostel klagen unter Tränen, dass man es sicher wieder mit NSBM zu tun habe, während die anderen die Verwendung derartiger Materialien zur Provokation schlicht lächerlich finden.

Nach „Operation Wintersturm“ und „Frühlingserwachen“ behandelt das dritte Album, „Dominanz“, eine im Hause ENDSTILLE bisher außen vor gelassene Seite des bereits erwähnten Hauptthemas: Diesmal liegt das Augenmerk auf der kriegerischen Seefahrt. Das macht sich bereits anhand des Covers und Booklets bemerkbar, dort sieht man diverse Bilder des legendären Zerstörers Bismarck, dessen Untergangsumstände (von den Briten versenkt oder selbst zerstört?) bis heute nicht eindeutig geklärt sind. Direkt der Titeltrack als Opener behandelt dann auch dieses Thema. Nach einem kleinen Intro wird monoton drauflosgeknüppelt, und auch wenn „Dominanz“ weder allzu interessant noch innovativ daher kommt, hat es eine gewisse Eingängigkeit. Mit Textzeilen wie „The heaviest weapon for a misled nation“ zeigt man sich zudem politisch absolut „sauber“.

Alles andere als sauber ist dafür die Produktion. Gegenüber dem verwaschenen „Frühlingserwachen“ klingt „Dominanz“ ziemlich schneidend – verglichen mit anderen Produktionen jedoch nach wie vor extrem roh: Die Drums etwas hölzern, die Gitarren etwas dünn … ob das noch als „true“ Produktion durchgeht oder zu wünschen übrig lässt, ist reine Ermessenssache.

Das gilt auch für die musikalische Qualität. Monotonie als Stilmittel wird hier ebenso groß geschrieben wie Einfachheit in der Komposition. So schnell die Anschläge sind, so langsam erfolgen oft die Tonwechsel; wie in Zeitlupe ziehen die schnellen und aggressiven Riffs durch die Ohren. Dort bleiben allerdings nur die wenigsten – und – dennoch kann man nicht verleugnen, dass „Dominanz“ eine packende Stimmung erzeugt. Zu ein paar Tempowechseln lassen ENDSTILLE sich verleiten – etwa wenn „Bleed For Me“ fast Death-Doomig beginnt, ehe es zu einem Uptempo-Song mit Punkigem Drumbeat wird. Ansonsten bleiben ENDSTILLE konsequent erbarmungslos – oder eben „einfallslos“, je nach Sichtweise.

ENDSTILLE ziehen ihren Stiefel mit „Dominanz“ einfach weiter durch: Die Kieler spielen noch stumpferen, noch schnelleren, noch hasserfüllteren Black Metal, thematisieren weiter den Weltkrieg … und dürften dafür von ihren Fans so geliebt wie von allen anderen verachtet werden. So viel Konsequenz beeindruckt – leider mehr als die Musik als solche.

Wertung: 6 / 10

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